Während der WDR die deutschen Omis zu Umweltsäuen erklärt hat, sorgt die italienische Vogue mit ihrer Januar Ausgabe dafür, dass auch professionelle Fotografen jetzt als solche geoutet werden…
Als erste Vogue Ausgabe seit Beginn des 20. Jahrhunderts verzichtet das Heft komplett auf Fotografien und ersetzt sie durch Illustrationen. Die offizielle Begründung: Man will nachhaltiger sein. Denn die CO2-Bilanz der Fotoproduktionen für die acht internationalen Vogue Ausgaben charakterisiert Vogue Italia Chefredakteur Emanuele Farneti als Umwelt-Katastrophe: „Einhundertfünfzig Personen sind daran beteiligt. Etwa zwanzig Flüge und etwa ein Dutzend Zugfahrten. Vierzig Autos in Bereitschaft. Sechzig internationale Lieferungen. Mindestens zehn Stunden Licht, nonstop eingeschaltet, zum Teil mit benzinbetriebenen Generatoren betrieben. Speiseabfälle von den Cateringdiensten. Plastik zum Einwickeln der Kleidungsstücke. Strom zum Aufladen von Telefonen, Kameras…“. Schlimmer geht es scheinbar nimmer?!?
„Wir müssen zugeben, dass die Herausgabe einer Modezeitschrift eine erhebliche Umweltbelastung darstellt“, so Farnetti. Das italienische Team wolle zeigen, dass Modebilder entstehen können, ohne der Umwelt durch Reisen, Versand oder Abfall zu schaden.
Was die einen für einen Marketing-Gag halten, ist tatsächlich im Einklang mit einer verlagsinternen Verpflichtung zu mehr Umweltbewusstsein. Im Laufe des Jahres will Condé Nast für den Versand seiner Zeitschriften daher auf recycelbare Verpackungen (!) umstellen.
Der Verzicht auf professionelle Fotoproduktionen wird jedoch sicher keine Schule machen. Gleichwohl: Natürlich wären Fotoproduktionen im Studio und vor Ort günstiger für die Umwelt, als ein Shooting in südlichen Gefilden. CGI hat eine günstigere Ökobilanz als Real-Life-Fotografie. Würde man das Thema konsequent zu Ende denken, dann erscheint schon der Kauf eines Magazins als Umweltfrevel, zumal der eines prinzipiell ja nicht-lebenswichtigen Modemagazins …
Thomas Gerwers
ProfiFoto Chefredakteur