Unzählige Bilder werden täglich im Internet verwendet, ob auf der eigenen Webseite oder in den sozialen Medien – meistens ohne gültige Lizenz. Studien von IMGembed und Copytrack zeigen, dass von den weltweit täglich über drei Milliarden im Netz verbreiteten Bildern rund 85 Prozent illegal genutzt werden. Das sind etwa 2,5 Milliarden gestohlene Bilder!
Noch immer wissen viele Nutzer nicht, dass sie mit dem Einstellen fremder Bilder oft Urheberrechte verletzen. Selbst den geschädigten Künstlern, Fotografen, Bild-Agenturen und anderen Rechteinhabern ist das Ausmaß der illegalen Bildernutzung nicht bewusst. Ihnen entgehen durch den weltweiten Bilderdiebstahl beträchtliche Einnahmen: laut Copytrack bis zu 532,5 Milliarden Euro täglich – natürlich nur theoretisch, denn private und kommerzielle Bildrechtsverstöße werden nicht gleichermaßen verfolgt. Die massenhaften Verletzungen des Urheberrechts zeigen jedenfalls deutlich einen Mangel an Respekt gegenüber der Arbeit von Fotografen. Durch den weltweiten Bilddiebstahl entgehen den Rechteinhabern tagtäglich wichtige Einnahmen.
Dr. Daniela Mohr von Copytrack: „Um das Bewusstsein für das Ausmaß der Bild-Urheberrechtsverletzungen im Internet zu schärfen, untersuchen wir regelmäßig, wo und wie die meisten Bilder im Internet unrechtmäßig genutzt werden.“
Für den Copytrack Global Infringement Report 2019 hat Copytrack mit Hilfe selbstentwickelter Webseitencrawler illegale Bildnutzungen ermittelt und über 12.000 Copytrack-Nutzerprofile statistisch ausgewertet. Die Prozentwerte bezeichnen den Anteil potentieller Urheberrechtsverletzungen im Zeitraum Dezember 2017 bis Dezember 2018.
Im Hinblick auf Urheberrechtsverletzungen schneidet der drittgrößte Kontinent der Erde, Amerika, mit 33,90 Prozent Anteil an den illegalen Bildnutzungen am schlechtesten ab, allerdings sehr dicht gefolgt von Europa mit 31,40 Prozent. Asien nimmt mit 29,38 Prozent „nur“ den dritten Platz ein.
Auch beim Ländervergleich stehen die USA mit 22,96 Prozent der weltweiten Treffer klar an der Spitze. „Das verwundert bei der Größe des Landes und der Menge der dort betriebenen Webseiten nicht wirklich“, so Dr. Daniela Mohr. „Erstaunlich ist allerdings, dass an zweiter Stelle Panama mit 6,76 Prozent folgt – mit gerade einmal vier Millionen Einwohnern. Woran das liegt? Vermutlich an den Privacy Protection Services, die in Panama im Auftrag Dritter Domains registrieren lassen, um die wahren Seitenbetreiber zu verschleiern.“ Das als Weltmeister des Kopierens geltende China belegt den dritten Platz – mit einem erstaunlich geringen Anteil von nur 6,57 Prozent bei fast dreimal mehr Einwohnern als die USA.
Und was ist mit Deutschland? Die Bundesrepublik landet mit 6,32 Prozent der illegal benannten Treffer knapp hinter Panama und China. Dr. Mohr: „Das bestätigt erneut unsere Erfahrung, dass die Sensibilität für Bildrechte in Deutschland nur schwach ausgeprägt ist.“
Bei den folgenden sechs Ländern der weltweiten Top 10 beim Bilderdiebstahl steht jeweils eine Drei vor dem Komma: von Großbritannien inklusive Nordirland mit 3,75 Prozent über Indonesien, Japan, Italien und der russischen Föderation bis zu Frankreich mit 3,03 Prozent auf dem zehnten und letzten Platz.
An der Spitze der europäischen Länder steht mit 19,10 Prozent der Bild-Urheberrechtsverletzungen Deutschland. Auf Platz zwei folgt mit deutlichem Abstand Großbritannien inklusive Nordirland mit 11,33 Prozent. Platz drei belegt Italien mit 9,36 Prozent, nur knapp vor Frankreich mit 9,17 Prozent.
Mit 277 Millionen Einwohnern stellen diese vier europäischen Spitzenreiter beim Bilderdiebstahl mehr als die Hälfte der EU-Bevölkerung dar. „Deshalb ist dieses Ergebnis wenig überraschend“, so Mohr. „Diese Länder sind modern, stark industrialisiert und haben eine starke Internet-Wirtschaft.“ Allerdings korreliert die Einwohnerzahl nicht eins zu eins mit den Urheberrechtsverletzungen. So ist beispielsweise Frankreich das Land mit den zweitmeisten Bewohnern Europas – mit 63 Millionen sind es nur etwa ein Viertel weniger als bei Spitzenreiter Deutschland – belegt aber im europäischen Vergleich nur den vierten Platz. Spanien folgt Frankreich mit geringem Abstand: Dort haben die Experten von Copytrack 8,99 Prozent der europäischen Verstöße ermittelt. Das Schlusslicht im europäischen Vergleich bilden die Niederlande, die mit 3,52 Prozent den zehnten Platz belegen. Dr.Mohr: „Interessant ist, dass in den Niederlanden mit 17 Millionen Einwohnern etwa doppelt so viele Menschen leben wie in der Schweiz, nämlich 8,4 Millionen. Mit 3,52 Prozent und 3,77 Prozent der unlizenzierten Bildnutzungen liegen sie aber fast gleichauf.“
Copytrack hat die innerhalb eines Jahres erzielten Treffer auch nach ihrer Größe untersucht und verglichen. Dabei wurde klar: Es sind Tausende verschiedene Formate im Umlauf – je nach Zweck und Endgerät. Im Bemessungszeitraum wurden für die Bildtreffer sage und schreibe 22.676 verschiedene Auflösungen registriert.
Die am häufigsten bei unrechtmäßig verwendeten Bildern genutzte Auflösung ist mit 1920 x 1080 ein Full-HD-Format. Vor allem für bildschirmfüllende Bilder wie Wallpaper oder große Galerien wird gern auf dieses Format zurückgegriffen. Die anderen Top 10 Auflösungen sind allesamt deutlich kleiner. Die am häufigsten genutzten Formate sind 3 : 2 (bzw. 2 : 3) oder 1 : 1. Bilder der Größe 600 x 400 Pixel, die zweithäufigste gefundene Auflösung, finden sich oft zur Auflockerung der Textpassagen in Artikeln und Blogs.
Dr.Mohr: „Seltsam ist, dass die Auflösung 800 x 800 Pixel Platz drei belegt. Da sowohl bei Mobiltelefonen als auch auf Computern Widescreen-Bildschirme vorherrschen, werden größere Bilder meistens entweder mit größerer Breite („Landscape-Modus“) oder größerer Höhe („Portrait-Modus“) verwendet. Auf das 1:1-Format wird gern für kleine Produktvorschauen oder Avatare zurückgegriffen. Dafür erscheinen 800 x 800 Pixel eigentlich zu groß.“
Die TOP 10 Domains für Bilderdiebstahl wurden aus insgesamt 505 unterschiedlichen Domainendungen ermittelt. Weil .com-Domains sowohl bei Firmen als auch bei Einzelpersonen auf der ganzen Welt sehr beliebt sind und es auch keine regionalen Einschränkungen bei der Registrierung gibt, landen sie erwartungsgemäß auf dem ersten Platz – mit 48,76 Prozent aller illegal genutzten Bilder und mit deutlichem Abstand zur ebenfalls international verwendeten Nummer zwei, der Domain .net.
„Erst an dritter Stelle landen wir bei den geografisch klar zuzuordnenden Domains: den in Deutschland registrierten Webseiten mit der Endung .de“, so Dr. Mohr. Es folgt eine Mischung aus weltweit verwendeten und lokalen Domains, nämlich .ru (Russland), die von Organisationen verwendete .org, .it (Italien), .info, .jp (Japan), .co.uk (Großbritannien) und an zehnter Stelle schließlich die in Polen verwendete Domainendung .pl.
„Der Copytrack Global Infringement Report 2019 zeigt, dass in fast allen Ländern dieser Erde im Internet Fotos und Grafiken unrechtmäßig genutzt und in großem Ausmaß Bildrechte verletzt werden. Obwohl Google & Co. mittlerweile darum bemüht sind, die Urheber zu nennen, wird dieses Problem wohl weiterhin bestehen bleiben“, so Dr. Mohr. „Zum Glück können Fotografen und andere Rechteinhaber ihre Ansprüche auf eine angemessene Bezahlung jedoch auch nach einem begangenen Missbrauch ihrer Bilder noch geltend machen – mit Hilfe von Copytrack geht das ohne großen Aufwand und finanzielles Risiko“, so die Bildrechtsexpertin.