Bei Camera Work in Berlin wird in einer Ausstellung das legendäre Kunstprojekt „The Rosa Parks House“ von präsentiert. Zusätzlich zeigt die CWC Gallery in einer Doppelausstellung Fotografien von Ryan Mendoza und Steve Schapiro.
„The Rosa Park House“ ist ein Kunstprojekt von Ryan Mendoza. Der in Berlin lebende Künstler brachte im Jahr 2016 das frühere Wohnhaus der US-amerikanischen Bürgerrechtlerin Rosa Parks (1913–2005) nach Berlin, um es im Stadtteil Wedding wiederaufzubauen. Rosa Parks war eine wichtige Vertreterin der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Bekannt wurde sie vor allem wegen ihrer Weigerung, ihren Sitzplatz in einem Bus für eine weiße Person im Dezember 1955 freizugeben. Von 1957 bis 1959 lebte Rosa Parks in einem zweistöckigen Haus in Detroit: „The Rosa Parks‘ House“. Nachdem das Haus über mehrere Jahrzehnte verschiedene Besitzer hatte, kaufte Rosa Parks‘ Nichte das Haus zurück und kontaktierte daraufhin Ryan Mendoza. Ryan Mendoza hatte den Plan, das Gebäude in ein Kunstwerk zu verwandeln, ohne das Haus als historisches Zeugnis zu missachten. Ryan Mendoza baute das Haus innerhalb von 18 Tagen in Detroit ab und verschiffte es nach Deutschland. Im Oktober letzten Jahres begann der Wiederaufbau des »The Rosa Parks‘ House« im Innenhof von Ryan Mendozas Studio in Berlin/Wedding. Sein Ziel, das Haus und dessen Geschichte zu erhalten, verwirklichtet er nun in Berlin. (Bild rechts PF Parks House how wie es bis September 2016 in Detroit stand, Foto and Copyright Fabia Mendoza)
Das Kunstprojekt wird von einer Doppelausstellung mit Fotografien von Ryan Mendoza und Steve Schapiro in der CWC Gallery begleitet. Auf den ersten Blick erscheinen die ausgestellten Fotografien aus Rya Mendozas Serie nicht besonders ungewöhnlich. Sie zeigen junge Menschen in verschiedenen Positionen – scheinbar attraktiv, eigenartig vielleicht, teilweise schmutzig. Man wird mit der Frage konfrontiert, was Ryan Mendoza mit seinen fotografischen Werken beabsichtigt. Ein ausgestelltes Bild zeigt eine junge Frau, gekleidet in einer dunklen Militärjacke, die im Begriff ist, ihre Lippen auf eine Fotografie von einem jungen Mann zu drücken. Wie sich herausstellt, ist dieser Mann der junge Vladimir Putin und die junge Frau mit dem rasierten Haupt entpuppt sich als Rose McGowan. Wieso posiert eine offenkundige Feministin in einer Situation offensichtlicher Unterwerfung? Sind dies Bilder von Amerikanern, die die russische Kultur huldigen? Oder sind es Amerikaner, die die russische Kultur abweisen? In den Bildern ist es oft schwierig, Russen von Amerikanern zu unterscheiden: Einstig bestehende Sehnsüchte, wie der Wunsch Soldat oder Footballspieler zu werden, werden hier als leere Stereotypen dargestellt und verkörpern nicht mehr als leere Verpflichtungen. Das Bestreben, das „The Rosa Parks‘ House“ nach Europa zu versetzen, ist nach Ryan Mendoza paradoxerweise eine Aufrechterhaltung der amerikanischen Neigung, die Welt nach amerikanischen Werten und Abbildern zu bevölkern und zu kolonialisieren. Das Projekt kann als Versuch betrachtet werden, den europäischen Kontinent mit amerikanischen Werten zu versehen, der aber letztendlich gescheitert ist.
Es ist folgerichtig, dass Ryan Mendozas Bilder in dieser Ausstellung zusammen mit Arbeiten des amerikanischen Fotografen Steve Schapiro (Bild oben: „Boy on ground with flag“ Foto Steve Schapiro) präsentiert werden, die heute als historische Zeugnisse der Bürgerrechtsbewegung gelten. Die Auswahl an Fotografien beinhaltet unter anderem Porträts von Rosa Parks und Martin Luther King sowie Fotografien des historischen Selma-nach-Montgomery-Marsches (1965), in dem sich Rosa Parks, Martin Luther King und weitere Frauen und Männer gegen die Ungerechtigkeit stämmen. Steve Schapiro gelingt es in seinen bewegenden Fotografien, die spezielle Stimmung dieser Zeit zu zeigen.
Die Ausstellung läuft vom 8. bis 15. April 2017
Bild ganz oben: Nikita with Kyle Kenny and Cartma