Im Mediapark in Köln zeigt die SK Stiftung Kultur vom 4. November 2016 bis 19. März 2017 eine Retrospektive des niederländischen Künstlers Hans Eijkelboom (*1949), der seit den 1970er-Jahren Projekte entwickelte, die sich grundlegend mit der Entwicklung und Existenz von Ideal- und Vorstellungsbildern beschäftigten, mit (fotografischen) Klischees und Vorurteilen, mit Vorgängen der Typenbildung, dem Typisieren und Vergleichen als strukturierende Methoden.
Was sich zunächst abstrakt anhört, gewinnt in der Praxis überzeugend klare, lebensnahe und auch komische Formen, dargestellt in vielen systematischen oft mit kurzen erläuternden Texten einhergehenden Bildreihen, in denen der Mensch eine Hauptrolle einnimmt.
Seit den 1970er-Jahren entstehen variationsreiche Projekte, die das fotografische Bild sowie vom Künstler formulierte schriftliche Angaben dazu einbeziehen. In den Bildreihen, die oftmals in einem von ihm definierten Zeitrahmen umgesetzt werden, nimmt der Mensch eine Hauptrolle ein. Eijkelboom betrachtet den Einzelnen bevorzugt in seinem sozialen und räumlichen Umfeld, er initiiert Interaktionen, fordert zur konzentrierten Wahrnehmung heraus und schließt dabei sich selbst als Person nicht aus.
Ein zentrales Werk des Künstlers sind die tagebuchartigen Fotoprotokolle, die er ab 1979 erstellt hat und zunächst durch eine automatische Kamera zu anonymisieren suchte. In Anbindung daran betreibt er seit 1992 – nun wieder selbst auf diskrete Weise die Kamera bedienend – seine „Fotonotities“ (Photonotizen). Aufgenommen werden diese in den Geschäftsstraßen unserer Großstädte, jeden Tag während der Dauer zwischen 20 Minuten und vier Stunden. Vor allem sind es die Passanten bzw. ihre Outfits, Gesten und ihr Habitus, die er zunächst in Arnheim, Amsterdam und in anderen niederländischen Städten schnappschussartig und nach täglich neu bestimmten Kriterien festhält. In diese photographische Langzeitstudie hat er kontinuierlich 40 weitere internationale Städte einbezogen.
Erst 2014 hat Hans Eijkelboom seine Fotonotizen unter dem Titel People of the Twenty- First Century veröffentlicht und damit nicht nur das enzyklopädisch angelegte Porträt- und Gesellschaftswerk des Photographen August Sander gewürdigt, sondern auch dessen Leistungen als Vorläufer der Konzeptkunst.
Bild oben: Warschau 1978 © Hans Eijkelboom, 2016 Bild rechts: Photonotiz / Photo Note, Amsterdam, 11/4/2009 © Hans Eijkelboom, 2016
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