Neben der X-Pro2 ist die X-T2 das zweite Spitzenmodell im Fujifilm X-Portfolio. Deren Vorgänger, die X-T1 erzielte im ProfiFoto Test bereits Bestnoten – die Messlatte liegt für diesen kombinierten Labor- und Praxistest schon mal sehr hoch.
Die in ProfiFoto 9/16 bereits im Detail vorgestellte X-T2 setzt auf den auch in der X-Pro2 verbauten X-Trans CMOS III Sensor mit 24,3 Megapixeln. Gegenüber dem Anfang 2014 vorgestellten Vorgängermodell bedeutet dies rund acht Millionen Pixel mehr Bildinformationen. Mit diesen löst die X-T2 in Kombination mit dem Fujinon XF 23mm F1,45 R exakt 3.843 von 4.000 Linien pro Bildhöhe auf. Ein Spitzenwert, der mit 97,6 von 100 Punkten in der Bewertung der Auflösung honoriert wird. Erzielt wird dieses gute Ergebnis allerdings auch durch eine intensive JPEG-Nachschärfung, die zwar im ISO 12233-Testchart sichtbar ist, bei den Testaufnahmen aus dem richtigen Leben allerdings eher positiv als negativ auffällt. Die Aufnahmen wirken knackig scharf ohne digitale Überschärfungsartefakte zu zeigen.
Bedeutet das Plus an Auflösung gegenüber dem Vorgängermodell auch einen Anstieg des Bildrauschens? Die Frage gilt es aufgrund der Messwerte eindeutig mit „ja“ zu beantworten. Allerdings findet der Anstieg des Rauschens unter der kritischen Marke von einem Prozent Rauschanteil statt und ist damit zwar messtechnisch erfassbar, aber für das menschliche Auge kaum bis gar nicht wahrnehmbar. Erst beim höchsten ISO-Wert von 12800 überschreitet das Helligkeitsrauschen ganz knapp die Grenze von einem Prozent. Bei ISO 6400 und 12800 greift zudem noch ein Anti-Rauschfilter, der in erster Linie das Farb-rauschen reduziert, was allerdings auch im Bild in Form von Artefakten sichtbar werden kann. Der Dynamikumfang liegt bei guten elf Blendenstufen und damit auf dem Level des Vorgängermodells. Dabei stehen selbst bis ISO 3200 noch zwischen zehn und elf Blendenstufen zur Verfügung.
Der automatische Weißabgleich zeigt ein zwiespältiges Verhalten. Einige der Testaufnahmen wie die des GretagMacBeth Testcharts zeigen eine Verschiebung der Grautöne in Richtung Blau und Magenta. Das Porträt, das unter fluoreszierendem Licht aufgenommen wurde, zeigt dagegen eine grün-gelbliche Farbverschiebung. Das betrifft aber lediglich die JPEG-Fotografen. Beim geblitzten RAW-Porträt sind diese Überlegungen obsolet. Die durchschnittliche Farbsättigung liegt bei 103,5 Prozent.
Video
In Sachen Video ist die X-T2 gegenüber ihrem Vorgänger deutlich besser aufgestellt, was auch eine um zehn Punkte verbesserte Wertung mit sich bringt. Die X-T2 ist in der Lage 4K Videos aufzuzeichnen. Von den nominell 2.160 Pixeln pro Bildhöhe werden 1.970 Linien pro Bildhöhe in Bildinformationen umgesetzt – ein sensationell guter Wert. Aber es geht noch besser, denn Full HD mit seinen 1.080 Linien pro Bildhöhe wird sogar mit 1.038 Linien pro Bildhöhe reproduziert. Genau wie bei den Fotos lässt sich auch bei den Videos die intensive Schärfefilterung messtechnisch nachweisen. Auch bei der Farbreproduktion zeigen sich Parallelen zwischen Foto und Video. Der automatische Weißabgleich tendiert auch bei Video zu einer Farbabweichung in Richtung Blau und Magenta. Bei der Farbgenauigkeit zeigt die X-T2 nur geringe Abweichungen. Am Auffälligsten ist die verstärke Sättigung bei den Blautönen. Beim Rauschverhalten liegt die Videofunktion sogar vor der Fotofunktion, das heißt die Werte für das Helligkeitsrauschen liegen etwas unter denen des Fotomodus. Weit drunter – und das ist das einzige Manko – liegt auch hier der Wert für den Dynamikumfang. Dieser erreicht im Maximun lediglich neun Blendenstufen. Wünschenswert für den Videobereich wäre zudem ein flacheres Bildprofil, wie das beispielsweise bei Sony und Panasonic eingesetzte „S-Log“.
Praxiseinsatz
Grau ist alle Theorie und deshalb musste die X-T2 auch gleich auf dem Goodwood Festival of Speed in der Praxis ran. Wer sich mit der Handhabung der X-T1 auskennt, der kommt auch mit der Bedienlogik der X-T2 zurecht, auch wenn diese mehr Einstelloptionen und eine etwas komplexere Menüstruktur aufweist. Die neue Menüstruktur soll häufig verwendete Einstellungen leicht auffindbar machen und im Zuge dessen rückten einige der „unwichtigeren“ Funktionen wie beispielsweise das Formatieren der Speicherkarte eine Menüebene weiter nach hinten. Zum Glück können einige Tasten individuell belegt werden, um die persönlich favorisierten Funktionen schnell erreichen zu können. Apropos schnell: Der Joystick auf der Gehäuserückseite, mit dem sich das AF-Feld verschieben lässt, verkürzt den Prozess des Fokussierens erheblich und stellt damit ein dickes Plus in der Handhabung dar. Gefühlt reagiert der AF auch insbesondere bei der Verwendung längerer Telebrennweiten schneller als der Vorgänger und er zeigt sich deutlich präziser, wenn es an die Nachverfolgung bewegter Motive geht – beispielsweise beim Fotografieren von Mitziehern. Bei solchen Motiven zeigt sich auch der Sucher deutlich reaktionsfreudiger und die Dunkelphasen bei Serienaufnahmen fallen im Vergleich zum Vorgänger signifikant kürzer aus, so dass eine Motivnachverfolgung erleichtert wird.
Ein Handhabungsplus gibt es auch beim Monitor, der zwar nicht vollständig dreh- und schwenkbar ist, aber sich nun gegenüber dem Vorgänger um eine weitere Ebene schwenken lässt. Dazu muss der Monitor erst entriegelt werden, was in der Praxis ein wenig diffizil sein kann.
Ein absolut sinnvolles Zubehör ist der optionale Batteriegriff, der nicht nur die Bedienelemente für Hochformatfotos bereitstellt, sondern auch den Boost-Modus mit schnellerer Serienbildgeschwindigkeit inklusive Datenverarbeitung ermöglicht. Außerdem passen in den optionalen Handgriff zwei zusätzliche Akkus, die dann im Zusammenspiel mit dem dritten Akku in der Kamera den Energiehunger der Kamera befriedigen. Im Test reichte eine Akkuladung unter normalen Aufnahmebedingungen (Fotografieren und Kontrollieren) für rund 1500 Bilder.
Fazit
Die X-T2 bleibt den Prinzipien der X-Serie treu und liefert eine herausragende Bildqualität in der CSC-Klasse. Das gilt sowohl für den Foto- als auch für den Videobereich. In Bedienung und Ausstattung konnte die Fujifilm nochmal gegenüber dem Vorgängermodell zulegen, was sich auch positiv in der fotografischen Praxis bemerkbar macht.
Eine Auswertung der Laborergebnisse in Tabellenform sowie weitere Testbilder sind in ProfiFoto 11/16 zu finden.