Fotografien von über tausend Jahre altem Eis, die der Schweizer Fotograf Bernd Nicolaisen zwischen 2004 und 2016 aufgenommen hat, präsentiert das Museum Gletschergarten bis zum 8. Januar 2017. Zum Teil aufwendig in Leuchtkästen installiert, zeigen die Motive Schweizer und isländische Gletscher als magisch-anmutende Orte der Einsamkeit, der Stille und der Melancholie. Dargestellt sind scheinbar abstrakte Zeichnungen von eigeschlossenem Sauerstoff im Wechselspiel mit schwarzen Lavasedimenten. Die alles dominierende Farbe ist Blau in allen Variationen und Nuancierungen. Linien- und Rahmengeber ist die ins Eis eingelagerte Asche, wodurch immer wieder neue Kombinationen von Farben, Licht und Formen entstehen. Die Bilder wecken Assoziationen an die Eis- und Winterlandschaften der niederländischen Malerei des 16. Jahrhunderts. Nicolaisen erkundet Strukturen und Oberflächen gefrorener Zeit, um diese auf seine Art sichtbar zu machen. Zwar sind die Gletscher Jahrhunderte alt, aber ihre Eismassen schwinden kontinuierlich und erinnern an die Vergänglichkeit.
„Meine Arbeiten sprechen von der Klarheit eisiger Oberflächenstrukturen und der Unermesslichkeit durchsichtigen Eises. Daraus entstehen meine Eisgeschichten“, erklärt der Fotograf. Der Reiz der Bilder wird zusätzlich durch die extremen Lichtbedingungen betont. Für Bernd Nicolaisen ist es wichtig, das richtige und nötige (Rest-)Licht für seine Aufnahmen zu finden. Die zum Teil irreal wirkenden Lichteffekte sind dabei von der realen Lichtsituation vor Ort abhängig. Im Unterschied zu den Aufnahmen der Schweizer Gletscher, die aufgrund ihrer wesentlich jüngeren Entstehungsgeschichte und anderer Sedimenteinlagerungen eher milchig und im Gegenlicht zweidimensional wirken, erreichen die Aufnahmen isländischer Gletscher eine Art dritte Dimension, die sich durch Transparenz und Plastizität abhebt. Entstanden sind die Aufnahmen am Gorner- und Theodulgletscher in der Schweiz sowie an fünf Gletschern im Süden Islands, darunter die Gletscherzunge Breidamerkurjökull des Vatnajökull.
Bild: 2 Cave of Sounds, 2014, Vatnajo kull, Iceland