Einen Blick auf die zahlreichen Reportagen, die von den Fotografen der Agentur Ostkreuz in den 25 Jahren seit der Gründung realisiert wurden, präsentiert das Kunstfoyer der Versicherungskammer Kulturstiftung in München vom 16. Oktober 2016 bis 15. Januar 2017. Gegründet 1990 nach dem Vorbild der legendären Agentur Magnum Photos in Paris hat sich Ostkreuz heute längst als renommiertestes Fotografenkollektiv etabliert. Die Ausstellung, die vom Goethe-Institut Paris initiiert wurde, kommt nach ihrer Premiere 2015 in Paris sowie Stationen in Marseille und Schwerin nach München. Sie zeigt die besten Arbeiten aus 25 Jahren Ostkreuz sowie die DDR-Fotografien der Agenturgründer. Zum 25. Jubiläum der Agentur entstand die Ausstellung über das ganze fotografische Spektrum, die präsentiert, wie Ostkreuz das Medium Fotografie versteht und verhandelt.
Zum einen zeigt sich in ihr die Auseinandersetzung der Agentur mit ihrer Stadt Berlin, deren Wandel und Widersprüche sie seit 25 Jahren beobachtet. So werden Nachwendebilder von der gewaltsamen Räumung besetzter Häuser in Ostberlin neben aktuelle Innenansichten großbürgerlicher Wohnungen im Westen gestellt, Polaroids aus der Zeit, als die Stadt fast täglich ihr Gesicht wechselte, neben Aufnahmen von Orten, an denen der Geist der Stasi bis heute gegenwärtig scheint.
Die Ausstellung zeigt aber auch den ganz spezifischen Blick der Fotografen auf die Welt und schließlich widmet sich die Ausstellung auch Bildern, die auf den ersten Blick nicht leicht zu verorten sind wie archetypische Familienfotos etwa, die jedem Album entstammen könnten.
1990 gründeten sieben ostdeutsche Fotografen wie Sibylle Bergemann (1941–2010), Harald Hauswald, Ute Mahler und Werner Mahler die Agentur Ostkreuz in Paris. Siewaren auf Einladung des damaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand für die Ausstellung „L‘ autre Allemagne. Hors les Murs“ („Das andere Deutschland“) mit den wichtigsten DDR-Künstlern in die französische Hauptstadt gekommen. Zu dem Zeitpunkt war die Mauer schon gefallen, Deutschland aber noch geteilt. Mit der Agenturgründung wollten sie sich gemeinsam für das wappnen, was vor ihnen lag. Vorbild war dabei die unabhängige Fotografenagentur Magnum Photos. Den Namen gab die S-Bahnstation Ostkreuz, die den Osten Berlins mit der ganzen Stadt verbindet. Vom Osten aus in alle Richtungen, das war auch der Plan der Fotografen.
Zu den ausgestellten Fotografen gehören Marc Beckmann, Sibylle Bergemann (1941–2010), Jörg Brüggemann, Espen Eichhöfer, Sibylle Fendt, Annette Hauschild, Harald Hauswald, Heinrich Holtgreve, Tobias Kruse, Ute Mahler, Werner Mahler, Dawin Meckel, Thomas Meyer, Frank Schinski, Jordis Antonia Schlösser, Anne Schönharting, Linn Schröder, Stephanie Steinkopf, Mila Teshaieva, Heinrich Völkel und Maurice Weiss.
Die Publikation „Ostkreuz 25 Jahre“ herausgegeben von Ostkreuz kostet 38 Euro.
Bild oben: Aus der Serie „Das Denkmal“ copyright Sibylle Bergemann / Ostkreuz
Bild links: Alexandra und Antal, Siedlung Ideger, Salgotarjan, Ungarn, 2012, copyright Annette Hauschild / Ostkreuz