Am Donnerstag 13. Oktober 2016, um 20:30 Uhr wird es im Amerikahaus in Berlin eine Paneldiskussion unter dem Motto „Das öffentliche Ich“, veranstaltet von C/O Berlin und die Deutsche Börse Photography Foundation, geben. Die Veranstaltung wird von Ann-Christin Bertrand, C/O Berlin, und Anne-Marie Beckmann, Deutsche Börse Photography Foundation, moderiert und findet im Rahmen der Reihe Watched! zum Thema Surveillance Art & Photography statt.
Hasan Elahi, Künstler und Medienwissenschaftler, Harald Welzer, Soziologe, Florian Mehnert, Künstler, und Catarina Katzer, Cyberpsychologin werden über die Verlagerung der Privatspäre in die Öffentlichkeit und die damit verbundenen Auswirkungen diskutieren.
„If you have something that you don‘t want anyone to know, maybe you shouldn‘t be doing it in the first place.“ Eric Schmidt, Google
Authentizität versus Fiktionalität, Stabilität versus Dynamik – schon lange ist das Ich keine feste psychologische und philosophische Größe mehr, sondern durch Fragilität und Brüche gekennzeichnet. Erst im Blick des Anderen konstruiert sich das Ego und ist so Resultat einer sich stets neu definierenden Narration. Bislang konstruierte sich das Ich im unmittelbaren Umfeld. Durch die digitale Revolution und die sozialen Medien werden Radius und Optionen in einem viel höherem Maß erweitert – jeder kann sich zu jeder Zeit und an jedem Ort in Echtzeit sichtbar präsentieren und inszenieren. Die bürgerliche Unterscheidung zwischen öffentlichem und privatem Raum wird durch die ständige Verwendung und Verbreitung audiovisueller Medien hinfällig. Das Internet ist ein vollkommen neues Koordinatensystem für heutiges Handeln. Durch Social Media verstärkt sich die Tendenz, sich mitzuteilen und zu öffnen. Ab wann wird hier Selbstbestimmung zu Zwang? Wie wirkt sich die virtuelle Wirklichkeit auf das reale, bislang autonome Handeln und somit das Selbstbild aus? Gibt es nicht automatisch eine innere Zensur, wenn wir um die Kontrollierbarkeit unserer Daten wissen? Oder bedeutet erst die radikale Aufgabe der Privatspäre die Rückgewinnung von Autonomie? Wo verorten wir uns zuerst – im realen Leben oder auf der medialen Bühne?
In der Diskussion setzen sich Vertreter der Kunst, Psychologie und Soziologie mit den aktuellen Entwicklungen sowie potentiellen Folgen und Herausforderungen für das Ich in der Öffentlichkeit auseinander.
Überwachung ist längst zu einem großen gesellschaftlichen Thema geworden. Soziologen, Psychologen, Juristen, Politiker und Künstler setzen sich mit den unterschiedlichen Überwachungsformen und ihren Auswirkungen auf ganze Gruppen und das Individuum auseinander. Sie konzentrieren sich dabei nicht nur auf Fragen der Privatsphäre und der potenziellen Bedrohung von Einzelnen durch staatliche und private Überwachung, sondern gehen kritisch und spielerisch mit verschiedenen Formen der alltäglichen Beobachtung als konstitutivem Teil unseres sozialen Lebens um. Angesichts dieser allumfassenden Entwicklung stellt sich die Frage: Welche Auswirkungen hat dies auf uns? Auf welche Weise spiegeln sich diese Entwicklungen in künstlerischen Arbeiten wieder? Und wie können zeitgenössische Kunst und Medientheorie zu einem besseren Verständnis unserer modernen Überwachungsgesellschaft beitragen?
Die Diskussion findet auf Englisch statt. Der Vorverkauf für Online-Tickets (10 Euro) hat begonnen. www.co-berlin.org/tickets