Pentax debütiert mit der K-1 im Segment der Vollformatkameras. Dabei überzeugt das neue Flaggschiff nicht nur auf dem Papier mit durchdachter Ausstattung, Auflösung satt und innovativer Technik.
Pentax erste Vollformat SLR bietet eine Sensorauflösung von 36 Millionen Pixeln, Ausstattung vom Feinsten und das alles in einem sehr kompakt gehaltenen Gehäuse. Mit einer Breite von nur 13,7 Zentimetern ist der robuste Body der K-1 kleiner als beispielsweise der der X-Pro2 und somit auch kompakter als viele APS-Systemkameras. Allerdings fordert der Spiegel eine gewisse Bautiefe, so dass dort die spiegellosen Modelle im Vorteil sind. Trotz der geringen Abmessungen finden sich an dem gegen Staub und Spritzwasser abgedichteten Kameragehäuse drei Drehrädchen und zusätzliche Funktionstasten für die Steuerung der wichtigsten Aufnahmeparameter. Bemerkenswert ist das Drehrad auf der Kameraoberseite, das den direkten Zugriff auf HDR-Modi, Wifi-Settings und „Crop“-Einstellungen bietet. Letzteres kommt dann zum Einsatz, wenn für APS-C-Sensoren gerechnete Objektive an der K-1 verwendet werden. Das große Drehrad auf der linken Seite bietet die üblichen Belichtungsprogramme und zusätzlich fünf benutzerdefinierte Programmplätze, die das individuelle Abspeichern von Kamerasettings sehr einfach gestalten.
Der große und helle Sucher bietet einen optimalen Blick auf das Motiv. Falls einmal LiveView zum Einsatz kommt, spielt der dank einer neuen Aufhängetechnik um 90 Grad nach oben, 45 Grad nach unten und 35 Grad zu jeder Seite drehbare 3,2 Zoll Monitor seine Stärken aus. Andere etablierte Hersteller nehmen von dreh- und schwenkbaren Monitoren bei Vollformatmodellen Abstand, da die Robustheit nicht entsprechend dem Anspruch gewährleistet sein könnte. Bei der Pentax K-1 kann die Kamera samt Objektiv am ausgeklappten Monitor durch die Gegend getragen werden. Dessen Auflösung liegt bei 1.037.000 Pixeln.
Der in der K-1 integrierte Fünf-Achsen-Bildstabilisator kompensiert laut Herstellerangaben bis zu fünf Blendenstufen. Das ist sehr optimistisch formuliert. Im Praxistest konnte immerhin noch mit 1/6 Sekunde, bei Verwendung eines 43mm Objektivs, verwacklungsfrei gearbeitet werden. Das sind dann etwa vier Blendenstufen, was aber auch einen hervorragenden Wert darstellt. Kameraschwenks beim Mitziehen erkennt die Kamera und schaltet dem entsprechend die Bildstabilisierung für die Schwenkrichtung aus. Außerdem nutzt die K-1 die Sensor Shift-Bildstabilisierungstechnologie für die Stauberkennung auf dem Sensor und für Pixel-Shift-Aufnahmen. Dabei werden vier Aufnahmen in Serie gemacht, bei denen der Sensor jeweils um einen Pixel nach oben, unten, links und rechts verschwenkt wird. Die Kamera errechnet daraus ein Einzelbild, welches als JPEG- oder RAW-Datei gespeichert wird. Durch diese Technik werden alle 36,4 Megapixel bildwirksam, was eine deutlich höhere Schärfen- und Farbwiedergabe sowie geringeres Bildrauschen zur Folge hat. Somit unterscheidet sich das System beispielsweise von dem der Olympus OM-D E-M5 II, das durch Pixel-Shift eine höhere Auflösung erzielt.
Mit der Funktion „Bildausschnittanpassung“ kann mittels Sensorverschiebung die Wirkungsweise eines Shiftobjektivs in je 24 Stufen (insgesamt 1,5 mm) in horizontale und vertikale Richtung simuliert werden. Mit der gleichen Technik arbeitet die achtstufige Horizontalkorrektur (+/- 1°), mit der die horizontale Ausrichtung des Sensors eingestellt werden kann. Diese Funktion wird auch für die integrierte Astrotracerfunktion verwendet, die auch das in die K-1 integrierte GPS nutzt. Damit können dann Langzeitbelichtungen des Sternenhimmels aufgenommen werden. Selbstverständlich lässt sich das GPS auch für das Aufzeichnen von Geodaten verwenden, die dann in den EXIF-Daten der Bilder gespeichert werden.
Das Autofokussystem der K1 zeigt im Test eine sehr gute Performance. Die 33 AF-Felder, davon 25 als Kreuzsensoren ausgelegt, decken einen 1,2x größeren Bereich als bisherige Systeme ab. Der Arbeitsbereich beginnt bereits bei einem Lichtwert von LW -3. In Verbindung mit dem Echtzeit-Analyse-System zeigt sich eine verbesserte Leistung des AF-Tracking bei sich schnell bewegenden Motiven. Für das manuelle Fokussieren bietet die K-1 Fokus-Peaking als Einstellhilfe.
Die Serienbildgeschwindigkeit liegt bei 4,4 Bildern in der Sekunde.
Die K-1 beitet eine Ausstattung wie kaum ein anderes Modell, aber auch ihr fehlt etwas. Die Rede ist von einem integrierten Blitz, mit den sich dann optimaler weise auch andere Blitze fernsteuern lassen.
Von der Ausstattung zur Auswertung
Der 35,9 x 24 mm große 36,4 Megapixel CMOS-Vollformatsensor kommt ohne Anti-Aliasing-Filter und das zeigt direkt einen positiven Einfluss auf die Schärfe. Das Test Chart wurde mit 4.403 von nominell 4.912 Linien pro Bildhöhe wiedergegeben – ein sehr gutes Ergebnis. Wird zudem noch Pixel-Shift eingesetzt, kann die Auflösung noch einmal um 150 Linien pro Bildhöhe gesteigert werden. Bei den JPEG-Bildern nutzt die Pentax eine moderate Scharfzeichnung, wobei sich aber Artefakte durch zu viel oder zu wenig Schärfung in Grenzen halten. Unterm Stich sind die Foto knackig scharf – wie es auch sein sollte.
Die Größe der einzelnen Pixel auf dem Sensor der K-1 liegt bei 4,88 mju. Damit liegt der Pentax-Sensor auf einem vergleichbaren Niveau wie der 36 Megapixelsensor der Nikon D810 mit 4,9 mju. Bis ISO 6400 bleibt das Helligkeitsrauschen unter der sichtbaren Grenze von einem Prozent. Mit ISO 12800 steigt dann sowohl das Helligkeits- als auch das Farbrauschen drastisch an. Beim höchsten ISO-Wert von 204800 liegt das Helligkeitsrauschen dann bei 9,17 Prozent und die Bilder sind somit nicht brauchbar.
Der maximale Dynamikumfang liegt bei sehr guten 11,3 Blendenstufen. Bis ISO 3200 bleibt der Dynamikumfang auf einem hohen Niveau. Bei den hohen ISO-Empfindlichkeiten sinkt dieser auf unbefriedigende 2,9 Blendenstufen.
Steht die Pentax auf den Standardeinstellungen für JPEG dann ist bei den Farbvorgaben „kräftig“ eingestellt. Dies führt dann auch zu Farben, die mit 107,9 Prozent Sättigung, sehr kräftig wirken. Was bei Hauttönen noch gut wirkt, macht sich bei Blau- oder Rottönen eher negativ bemerkbar. Die 14 Bit RAW-Aufnahmen aus der K-1 sind natürlich von dieser Überlegung ausgeschlossen. Werden diese neutral in Lightroom entwickelt, erhält man die nebenstehenden Ergebnisse, die die Perfomance der K-1 mit dem Sigma 35mm Art Objektiv bei verschiedenen ISO-Einstellungen zeigen.
Hier geht es zur Dropbox mit zwei RAW Dateien aus dem Trust-Your-Eyes-Testmaterial.
Video
Die Videoqualität entspricht dem Durchschnitt. 712 von 1.080 Linien pro Bildhöhe reproduziert die K-1. Damit liegt sie auf dem Niveau einer EOS 5D Mark II. Farben werden äußerst exakt wiedergegeben, es gibt nur minimale Abweichungen der Messwerte von den Sollwerten. Diese sind vor allem bei den Grün- und Gelbtönen zu finden, die aufgrund des Weißabgleichs etwas stärker gesättigt werden. Durchschnittlich sind auch die Werte für den Dynamikumfang. Dieser liegt bei Video bei maximal 9,19 Blendenstufen. Das Rauschverhalten bei niedrigen ISO-Werten ist vorbildlich. Analog zu den Fotoeinstellungen steigt mit dem Erhöhen des ISO-Wertes auch der Anteil des Bildrauschens.
Fazit
Die Pentax K-1 ist ein gelungener Einstieg ins Vollformat. Die Bildqualität ist hervorragend, die Handhabung dank vieler Funktionstasten und Einstellräder sehr einfach und die Ausstattung der Kamera ist bemerkenswert. Einzig der fehlende interne Blitz wird von dem ein oder anderen vermisst werden. An vielen Stellen merkt der Anwender, dass die Pentax-Ingenieure einiges an Zeit und Mühe investiert haben, um die Kamera und ihre Funktionalität zu optimieren. Die zahlreichen Funktionen des Bildstabilisators und der robuste aber dennoch verstellbare Monitor sind da nur zwei Beispiele.
Hier geht es zur Dropbox mit zwei RAW Dateien aus dem Trust-Your-Eyes-Testmaterial.
Dieser Artikel ist in der ProfiFoto 7-8/16 erschienen.
Und noch ein kleines Video über die Produktfeatures vom Hersteller selber: