In Zeiten, in denen es immer schwieriger wird mit Fotografie Geld zu verdienen, zeigt Autor Robert Kneschke Wege und Mittel auf, um sich als Stockfotograf ein Einkommen zu sichern. Seit der ersten Auflage dieses Buches vor sechs Jahren hat sich der Markt gewandelt und diese Veränderungen finden sich auch in der vierten Auflage dieses über 500 Seiten umfassenden Standardwerkes aus der Edition ProfiFoto wieder.
Werbung? Für Stockfotografen? Die Bildagenturen verkaufen doch meine Fotos, warum sollte ich dann noch selbst die Werbetrommel rühren? Aus mehreren Gründen: Hier geht es nicht nur um Werbung, sondern auch um Marketing. Während Werbung etwas ist, mit dem ein Produkt oder eine Dienstleistung direkt verkauft werden soll, ist Marketing subtiler und soll vor allem Informationen vermitteln, die Kunden und Marktteilnehmer anders – im Idealfall besser – auf die eigenen Produkte reagieren lassen.
Es gibt Fotografen, die sich stark an Endkunden orientieren und versuchen, ihre Fotos direkt an diese zu verkaufen bzw. zu lizenzieren. Da ist Werbung sinnvoll.
Doch auch für Fotografen, die Bildagenturen als ihren Vertriebskanal wählen und die Agenturen auf Kundensuche gehen lassen, ist Marketing ein hilfreiches Mittel, um sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
In diesem Kapitel habe ich die drei Punkte Marketing, Werbung und Informationen zusammengefasst, da die Trennung zunehmend verschwimmt und oft vieles gleichzeitig möglich ist, sowohl im Geben als auch im Nehmen.
Marketingmethoden für Stockfotografen
Für Stockfotografen sind vor allem vier Wege hilfreich und wichtig:
1. Webseiten und Blogs
2. Foren
3. Social Media
4. Foto-Communitys
Diese Plattformen sind zum einen sehr gute Wege, um Informationen zu bekommen und zu liefern und zum anderen auch etwas Werbung zu machen. Schauen wir sie uns nacheinander an.
Eigene Webseiten und Blogs
Jeder Fotograf sollte mindestens eine Webseite haben. Warum? Potenzielle Kunden, Models, Bildagenturen und Geschäftspartner schauen sich heutzutage meist erst die Webseite von jemandem an, bevor sie ihn kontaktieren. Damit ist die Webseite heute wichtiger als eine Visitenkarte: Sie ist wie eine Visitenkarte, die mehr kann, als nur die Kontaktdaten transportieren. Stil, Arbeitsgebiete, Referenzen und mehr können so der Öffentlichkeit gezeigt werden.
Ein Blog ist im Gegensatz zu einer Webseite weniger statisch und kann ganz einfach aktualisiert werden. Zwar können auch Webseiten, deren Inhalte sich selten ändern, mit einer Blog-Software aufgebaut werden, aber meist werden Blogs benutzt, um regelmäßig Inhalte zu vermitteln.
Ein Blog lohnt sich für Fotografen deswegen nur, wenn sie die Zeit haben, ihn auch zu pflegen, das heißt, regelmäßig neue Artikel zu schreiben. In meinem Blog »Alltag eines Fotoproduzenten« schreibe ich mindestens zwei Artikel pro Woche, im Durchschnitt drei.
Mittlerweile empfehle ich Leuten immer, auch ihre Webseiten mit einer kostenlosen Blog-Software zu erstellen, da so auch Technik-Laien die Inhalte später mit wenigen Handgriffen selbst ändern können, ohne wieder einen Webdesigner bezahlen zu müssen. Die Software meiner Wahl ist WordPress (www.wordpress.com), andere kostenlose Content-Management-Systeme, die ähnlich funktionieren, sind Joomla!, Drupal und Typo3.
Wer als Fotograf mehrere Arbeitsschwerpunkte hat, zum Beispiel Stockfotografie und Hochzeiten oder Food und so weiter, der sollte am besten für die wichtigsten Arbeitsbereiche eigene Webseiten erstellen, denn die Zielgruppen sind für unterschiedliche Arbeitsbereiche oft so verschieden, dass eine gemeinsame Webseite kontraproduktiv wirken kann. So sehen es Werbeagenturen oft nicht gern, wenn ein Fotograf Hochzeiten anbietet, weil er dann in deren Augen an »kreativer Aura« verliert, andersherum befürchten Brautpaare, dass ein »Werbefotograf« ihre Hochzeit nicht wichtig genug nehmen könnte.
Die Firma PhotoShelter hat 2009 eine umfangreiche Studie mit mehr als 500 Leuten durchgeführt, die professionell Fotografen beauftragen oder Fotos kaufen: Bildredakteure, Artdirektoren, Webdesigner und mehr.
Herausgekommen sind Ergebnisse, wie Webseiten von Fotografen aussehen sollten, damit Bildkäufer sie ansprechend und benutzbar finden. Nachfolgend eine Zusammenfassung der Wünsche.
Schnelligkeit
Wer die Besucher seiner Webseite zwingt, ein Flash-Intro anzuschauen, das nicht übersprungen werden kann, verärgert mit diesem ersten Eindruck fast alle Käufer. Wessen Webseite wegen aufwendiger Flash-Programmierung nicht innerhalb von 15 Sekunden zu öffnen ist, der verliert gleich wieder 71 % der Besucher. Und denken Sie daran: Nicht jeder surft superschnell mit VDSL im Internet.
Übersichtlichkeit
Wer Fotos anbietet, sollte sie auch zeigen. Viele Thumbnails sind gern gesehen – entweder als großer »Haufen« oder als Leiste unter bzw. rechts neben einer Großansicht. Da nicht jeder einen riesigen 26-Zoll-Monitor am Arbeitsplatz nutzen kann, bevorzugt die Mehrheit der Bildkäufer Fotos mit einer Höchstbreite von 700 Pixeln. Im Zweifel eher kleiner als größer.
Ärgerlich finden es Bildsucher, wenn die Pfeile zum Weiterklicken nicht an einer Stelle bleiben oder erst die Maus über eine Bildstelle bewegt werden muss, um zum nächsten Bild zu gelangen.
Die Fotos sollten nach Themen in Galerien geordnet sein. Zu viel erschlägt aber auch. Vier bis sechs Galerien sind eine realistische Zahl, die sich Käufer auch anschauen würden.
Keine Ablenkung
Wer seine Fotos schützen will, hat es im Internet schwer. Unsichtbare Wasserzeichen sind schwierig zu handhaben und kleine Fotos schränken das Sehvergnügen ein. Bleibt oft nur ein Mittelweg: sichtbare Wasserzeichen. Verständlich, dass Bildkäufer lieber keins wollen. Aber wenn schon, dann bitte wenigstens stark transparent und am Bildrand.
Ein Wasserzeichen kann aber auch einen Vorteil haben. Käufer laden gerne Vorschaubilder auf ihren Computer, um zu testen, ob ein Foto für ein Prospekt oder Layout passen würde. Wer seinen Namen oder seine Internetadresse als Wasserzeichen nutzt, sorgt dafür, dass der Käufer sich auch bei vielen Auswahlfotos noch erinnert, wo er das Foto überhaupt herhatte.
Der Hintergrund kann ebenfalls vom Betrachten der Fotos ablenken. Einfaches Schwarz oder Weiß sind am beliebtesten, Grau ist auch okay. Was auf keinen Fall sein darf, sind Texturen. Automatisch startende Musik ist störend. Noch störender ist es, wenn keine Möglichkeit zum Abschalten der Musik angeboten wird.
Zusatznutzen anbieten
Hilfreich ist es, wenn Fotos auf der Webseite mit Suchbegriffen versehen sind und eine dafür passende Suchfunktion vorhanden ist. Die E-Mail-Adresse und Telefonnummer des Fotografen sollte schnell zu finden sein. Lichtboxen und die Möglichkeit, Fotos herunterzuladen, sind auch gerne gesehen. Werbung nicht.
Preise zeigen
Viele Bildkäufer wollen wissen, was an Kosten auf sie zukommt, bevor sie den Kontakt zu einem Fotografen suchen. Wie sind die Preise für die Fotos? Werden die Fotos lizenzfrei oder lizenzpflichtig angeboten? Gibt es Einschränkungen für die Verwendung, von denen Bildkäufer wissen sollten?
Wer eine Direktkauf-Funktion mit Downloadmöglichkeit anbietet, stellt 82 % der Kunden zufrieden, ein FTP-Download sollte den Rest erreichen. Fotos auf CD oder DVD wollen nur noch ganz wenige Bildkunden.
Fremde Webseiten und Blogs
Wer wissen will, was seine Kollegen so treiben, kann oft einfach auf deren Webseiten schauen. Noch besser ist es jedoch, die Blogs prominenter Kollegen zu abonnieren. Das ist ein großer Vorteil vieler Blogs: Fast alle Blog-Systeme erlauben den Besuchern, den Blog zu »abonnieren«.
Das kann entweder per E-Mail geschehen, so dass der Besucher jeden neuen Artikel in sein Postfach geliefert bekommt, oder als RSS-Feed. RSS steht für »Really Simple Syndication« und bedeutet grob übersetzt »echt leichte Verteilung von Infos«. Genau das macht ein RSS-Feed. Diese »Feeds« können über zusätzliche Programme oder Webseiten so gebündelt werden, dass dem Leser alle Meldungen seiner abonnierten Blogs bequem auf einen Schlag oder gefiltert angezeigt werden.
Ich nutze den kostenlosen Dienst Feedly, um meine über 100 abonnierten Blogs zu lesen, da ich diesen über alle meine Geräte (Desktop-PC, Smartphone, iPad, etc.) synchronisieren kann.
Andere beliebte Services zum Lesen der RSS-Feeds sind Bloglines, Netvibes oder Firefox LiveBookmarks. Ab Windows Vista können diese RSS-Feeds sogar auf dem Desktop angezeigt werden und auch Smartphones erlauben das Lesen von RSS-Feeds.
Welche Blogs lesenswert sind, hängt stark von Ihren Interessen ab. In meinem Feed Reader findet sich eine bunte Mischung aus Blogs von vielen anderen professionellen (Stock-)Fotografen wie Joe McNally, Tom Grill oder Yuri Arcurs, Blogs von Bildagenturen wie Alamy, Fotolia, plainpicture oder Getty Images, Blogs von Firmen oder Dienstleistungen, die Fotografen helfen, wie PocketWizards und fotofremde Blogs, die dennoch auch für Fotografen einen Mehrwert haben wie die von The Color Association, PR Blogger oder Das Telefon-Tagebuch.
Eine Auswahl von lesenswerten Blogs fasse ich in meinem eigenen Blog hier zusammen. Auch die Webseiten und Blogs der Bildagenturen enthalten viele nützliche Informationen.
Das reicht von Statistiken über die meistverkauften Bilder, die häufigsten Suchbegriffe über Kundenanfragen bis hin zu Photoshop-Tipps.
Übrigens sind Blogs nicht nur für neue Informationen hilfreich. Viele Blogs erlauben den Lesern auch, Kommentare unter die Artikel zu schreiben und dabei wahlweise sogar die Adresse des eigenen Blogs oder der eigenen Webseite anzugeben.
Wer fundierte Kommentare schreibt, die über ein »Wow, toller Artikel!« hinausgehen, erhält als »Belohnung« oft einige Klicks auf die eigene Seite, vor allem, wenn diese Blogs eine Rubrik haben, in der sie die neusten Kommentare bevorzugt präsentieren.
Außerdem ist die »Szene« der Blogger zu einem bestimmten Thema übersichtlich und so bildet sich mit der Zeit ein Netzwerk aus Kollegen, die einem gerne mal helfen – wenn Sie ebenfalls hilfsbereit sind. Das reicht vom Schreiben von Gastbeiträgen über den Austausch von Hintergrundinformationen bis hin zum Ausleihen von Equipment.
Leider lassen sich nicht alle Webseiten als Blog abonnieren. Manchmal ist das auch nicht erwünscht, weil nur eine bestimmte Seite interessiert, der Rest jedoch nicht. Hier kommen dann Lesezeichen ins Spiel, neudeutsch auch »Bookmarks« genannt. Wer wie ich häufig im Netz unterwegs ist, sammelt schnell Hunderte an Lesezeichen an. Das kann schnell unübersichtlich werden. Deswegen empfehle ich, etwas Vorsicht beim Hinzufügen neuer Lesezeichen walten zu lassen und diese gleich in passende Ordner zu sortieren, wie es alle Internetbrowser anbieten.
Ich habe zum Beispiel Ordner für die Themen Comics, Politik, Spiele, Fotografie und so weiter. Der bei mir am meisten genutzte Fotografie-Ordner hat noch mal Unterordner mit Themen wie Fotografen, Rechtliches, Bauanleitungen, Requisiten, Locations und vielen mehr.
Ein sehr empfehlenswertes Hilfsmittel für Lesezeichenbenutzer ist das kostenlose Plugin »Xmarks« für den Browser Firefox. Damit habe ich auf meinem Bürorechner und meinem Laptop automatisch immer die gleichen Lesezeichen. Wenn ich unterwegs mit dem Laptop im Internet bin und eine Webseite als Lesezeichen speichere, habe ich sie damit auch gleich in den Lesezeichen meines Bürorechners zur Verfügung. Auch der Zugriff über eine verschlüsselte Webseite ist möglich, so dass ich auch ohne meinen Computer überall dort, wo es einen Internetzugang gibt, meine Lesezeichen ansehen und benutzen kann.
Im Internetbrowser Firefox ist eine ähnliche Funktion namens »Sync« eingebaut, die auf Wunsch installiert werden kann. Ich greife jedoch lieber auf das Plugin zurück, weil es für mich komfortabler und umfangreicher ist.
Ein anderes nettes Hilfsmittel ist »Google Alerts« (www.google.de/alerts). Das ist ein Service von Google, der es Ihnen erlaubt, bestimmte Suchbegriffe zu »abonnieren«. Wenn eine Webseite diesen Begriff neu verwendet, kann der Benutzer wahlweise per E-Mail oder als RSS-Feed darüber informiert werden. Ich habe beispielsweise die Begriffe »stock photography« und »Bildagentur« abonniert.
Foren
Internetforen sind ein zweischneidiges Schwert. Es sind Webseiten, auf denen sich angemeldete Mitglieder nach Themen sortiert unterhalten, miteinander diskutieren und Erfahrungen austauschen können.
Foren bieten eine schier unfassbare Fülle an Informationen und selbst wenn eine Antwort nicht auffindbar ist, gibt es genug Leute im Forum, die Ihre Fragen beantworten können. Der Haken an der Sache ist, dass die Qualität der Informationen
stark schwankt und von vielen nutzlosen Meinungshäppchen oder Smalltalk überlagert wird. Das beste Beispiel sind Auskünfte in Foto-Foren zum Thema Urheberrecht, Selbstständigkeit und Steuerfragen.
Außerdem gilt es in Foren als unfein, sich einfach anzumelden und die alteingesessenen Mitglieder mit Fragen zu bombardieren, am besten noch, ohne zu schauen, ob die Antworten nicht eventuell schon im Archiv zu finden sind. Deshalb ziehen vor allem diejenigen einen Nutzen aus Foren, die regelmäßig darin lesen und auch andere Beiträge sinnvoll beantworten. Das kostet leider Zeit.
Dafür bieten Foren die Möglichkeit, sich als kompetenter Gesprächspartner für bestimmte Themen zu etablieren. Viele Foren erlauben auch, dass ähnlich wie in E-Mails unter jeden Beitrag eine persönliche Signatur gesetzt wird. Meine verweist dezent auf meine Webseite und meinen Blog und in meiner Webseitenstatistik sehe ich, dass diese Links gerne genutzt werden.
Das größte Forum zum Thema Microstock ist die englischsprachige Microstockgroup und in Deutschland gibt es das Stockfotoforum . Für die Modelsuche ist Model Mayhem sinnvoll oder auch Craigslist. Darüber hinaus gibt es natürlich noch einige mehr, aber da es eben auch Zeit kostet, sie regelmäßig zu lesen, beschränke ich mich auf einige wenige.
Hinzu kommen jedoch die Foren einiger Bildagenturen wie Fotolia, iStock, Dreamstime, Shutterstock oder Panthermedia, in die ich ab und zu reinschaue, weil es hier oft Antworten zu agenturspezifischen Problemen gibt.
DIE EDITION PROFIFOTO
Die Experten der Redaktion ProfiFoto und aus dem mitp-Verlag bündeln ihr Know-how und publizieren in Zusammenarbeit mit erfahrenen Autoren, die unmittelbar aus der Foto-Praxis kommen, eine einmalige Fachbuchreihe „made for professionals“: Ergänzend und flankierend zum Magazin ProfiFoto bieten die mitp-Bücher der Edition professionelles Wissen zum richtigen Umgang und zur effizienten Nutzung digitaler Fototechnik und Bildbearbeitung.
Stockfotografie – Geld verdienen mit eigenen Fotos
von Robert Kneschke, mitp Verlag 2016, 4. Auflage 2016, 568 Seiten, Softcover, Format 17 x 24 cm, ISBN 978-3-95845-115-5, 34,99 Euro –
Direkt beim mitp-Verlag bestellen
Dieser Artikel ist in der ProfiFoto 7-8/16 erschienen.