C/O Berlin zeigt vom 16. Juli bis 25. September 2016 die Ausstellung Out of Camp mit den Bildern des dänischen Fotografen Adam Jeppesen. Erstmals gibt es in Deutschland eine umfassende Ausstellung von Adam Jeppesen. Die Ausstellung umfasst ca. 70 Werke aus den Serien „Folded“, „XCopy“, „Scatter“ und „Ghosts“ und wurde von Ann-Christin Bertrand kuratiert.
In der Ausstellung begleitet man Adam Jeppesen vom Nordpol bis in die Antarktis. 487 Tage war der Fotograf auf seiner Reise in absoluter Einsamkeit unterwegs. Die Kamera immer dabei, um raue Landschaften und verlassene Weiten zu dokumentieren. Die Fotos dienen als Erinnerung für bestimmte Augenblicke. Habe ich das wirklich so erlebt? Und wie kann ich diese existenzielle Erfahrung vermitteln? Adam Jeppesen rekonstruiert sein Abenteuer in den aktuellen Serien nicht unbedingt über den Inhalt der Fotografien, sondern vielmehr über deren Präsentation.
So tragen die Oberflächen der Negative konkrete Spuren der Expedition und haben Kratzer, Flecken und Ablagerungen von Staub. Es sind Spuren, die Adam Jeppesen bewusst beibehält und weiterentwickelt. Durch unterschiedliche Bearbeitungen löst er die Fotografie aus ihrer gewohnten Zweidimensionalität. Teils faltet er die auf Reispapier gedruckten Landschafsmotive in regelmäßigen Abständen, teils zerlegt er sie in handliche Formate, kopiert diese und fügt sie schließlich mittels feiner Nadeln wieder zum Ausgangsmotiv zusammen. Das (Zer-)Gliedern und Integrieren des Unperfekten erweitert seine Prints um einen skulpturalen Aspekt – Fotografie ist bei Adam Jeppesen mehr Objekt denn flacher Abzug. Zudem experimentiert Adam Jeppesen mit Druckprozessen des Mediums Fotografie. Er wandelt die unter anderem traditionelle Technik der Photogravure dahingehend ab, dass der Druckstock nicht jedes Mal vor Drucklegung, sondern nur zu Beginn ein einziges Mal mit Farbe bestrichen wird – geisterhaft verschwinden die Motive von Blatt zu Blatt. Am Ende bleibt nur die weiße Fläche übrig.
Das Studio ist Adam Jeppesen in dem Prozess des Endobjekts ebenso wichtig wie die Reise selbst. Denn erst die hier nachträglich stattfindenden künstlerischen Eingriffe in Druckablauf, Material und Art der Präsentation machen aus den Fotografien Kunstobjekte, die nicht von diesem besonderen Herstellungsverfahren isoliert gesehen werden können.
Adam Jeppesen wurde 1978 in Kalundborg, Dänemark geboren. Erste Bekanntheit erlangte er durch seine Serie „Wake“, die 2008 bei Steidl als Buch erschien. Jeppesen wurde 2009 für den Deutsche Börse Photography Prize sowie für den KLM Paul Huf Award nominiert. Seine Arbeiten wurden weltweit ausgestellt und sind unter anderem in der Collection des Denver Art Museum, USA, der Danish Arts Foundation, dem National Public Art Council, Schweden, dem National Museum of Photography, Dänemark, sowie in zahlreichen Privatsammlungen vertreten. Adam Jeppesen lebt und arbeitet in Buenos Aires, Argentinien.
„Adam Jeppesen . Out of Camp“ gehört zu der Ausstellungsreihe Thinking about Photography mit der C/O Berlin ein für Berlin vollkommen neues Format schafft und bewusst den Fokus auf aktuelle Tendenzen der zeitgenössischen Fotografie legt. „Thinking about Photography“ gibt zukünftig mit bis zu drei Ausstellungen pro Jahr Anlass, über neue Tendenzen und künstlerische Entwicklungen innerhalb des Mediums Fotografie zu reflektieren. Neue Produktions-, Wahrnehmungs-, und Präsentationsformen werden dabei in den Fokus gerückt, um stärker auch die Zukunft des Mediums im Blick zu haben.
Bild oben: Aus der Serie „Folded“ copyright Adam Jepessen.
Bild rechts: Aus der Serie „Scatter“ copyright Adam Jepessen.