Jens Brüggeman widmet sich im neuesten Band der Edition ProfiFoto dem Thema „Professionelle Lichtführung und Beleuchtungstechnik“. Neben Materialkunde zu den verschiedenen Lichtarten und Lichtformern gibt Brüggemann nützliche Tipps zur effizienten Arbeitsweise mit Dauer- und Blitzlicht.
Weiche Beauty-Beleuchtung
Beauty-Fotos haben zwar nichts damit zu tun, welche Lichtcharakteristik verwendet wurde, doch für nicht professionell geschminkte Models ist ein weiches Licht dem harten vorzuziehen. Bei hartem Licht werden die Hautunreinheiten der fotografierten Person unschön hervorgehoben, ebenso Falten. Mit Streiflicht beleuchtet sieht die Haut dann im ungünstigsten Fall wie eine Krater-Landschaft aus. Aber auch bei frontalem harten Licht wird das Ergebnis, sofern das Model nicht absolut perfekt geschminkt ist, nicht wie gewünscht aussehen. Besser ist es dann, ein weiches, umschmeichelndes Licht zu verwenden, das alle Unebenheiten im Gesicht ausleuchtet und dadurch zum Verschwinden bringt. Geeignet dafür sind großflächige Schirme oder großflächige Softboxen, die dann auch möglichst nah am Model stehen sollten. Alternativ kann man auch mehrere Softboxen nebeneinander stellen, wenn keine großflächige Softbox vorhanden ist.
Das volle Haar kam bei dieser jungen Perserin bei dem weichen Licht viel schöner auf den Fotos rüber. Außerdem wirkte die Haut viel gleichmäßiger und reiner als bei hartem Licht. Von Anfang an war mir klar, dass ich diese Porträts in Schwarz-Weiß machen würde. Nikon D810 mit 2,8/ 105mm Mikro Nikkor. 1/200 Sekunde, Blende 9, ISO 100 | Da das Model wenig geschlafen und Augenringe hatte und außerdem nicht besonders gut geschminkt war, habe ich eine sehr weiche Beauty-Beleuchtung mit einem weichen Licht von vorne (Para330), das von einer seitlich stehenden Softbox unterstützt wurde, gewählt |
Zusätzlich habe ich einen Sun-Bouncer Micro-Mini eingesetzt, um etwaige doch noch auftretende Schatten (und die dunklen Augenringe) aufzuhellen und eine noch gleichmäßigere Beleuchtung zu realisieren |
Um eine weiche Beauty-Beleuchtung zu erzielen, benötigt man einen großflächigen Lichtformer (große Softbox oder großen Schirm), der zudem noch möglichst nah am Model platziert ist. Wer so etwas nicht zur Verfügung hat, kann sich ganz einfach behelfen: Wenn man mit einem Normalreflektor oder Ähnlichem eine weiße Wand anblitzt, die sich hinter dem Fotografen befindet, so reflektiert diese das Licht großflächig zurück. Das Licht fließt sozusagen um den Fotografen herum, weshalb kein Schattenwurf zu befürchten ist (es sei denn, der Fotograf steht unmittelbar vor dem Model). Das von der Wand reflektierte Licht trifft aufs Model und umschmeichelt es, was den gewünschten weichen Beauty-Effekt bringt. Der Nachteil dieser Methode ist allerdings der Lichtverlust, weshalb man bei dieser Vorgehensweise mit großer Lichtleistung arbeiten muss.
Manchmal ist ein homogen geblitzter Hintergrund schlichtweg langweilig und wirkt steril. Wer zwar im Studio mit Hintergrundkarton fotografieren, aber dennoch einen interessanteren Lichtverlauf erzeugen möchte, muss das eine (einzige!) Hintergrundlicht so setzen, dass es schräg darauf fällt | Bei diesem Foto entschied ich mich für diese Vorgehensweise, weil dieser Lichtverlauf lebendiger wirkt und besser zu meiner Bildidee passte |
Lichtverläufe
In der kommerziellen Fotografie sind homogen geblitzte Hintergründe gang und gäbe. Allerdings wirken sie manchmal auch ein bisschen steril, vor allem wenn es sich um weiße Hintergründe handelt. Wer anstelle einer eintönig-gleichmäßigen Beleuchtung einen interessanten Lichtverlauf auf dem (Studio-)Hintergrund erzeugen möchte, kann dies ganz einfach mithilfe nur eines einzigen Lichts schaffen. Da das Licht mit zunehmender Entfernung überproportional abnimmt, reicht es, wenn man es nah an einer Seite des Hintergrunds platziert und die Lampe (Blitz- oder Dauerlicht) schräg auf diesen richtet. Dadurch erzielt man automatisch einen gleichmäßigen Verlauf, denn die Stelle des Hintergrunds, die der Leuchte am nächsten ist, wird am hellsten beschienen. Mit zunehmender Entfernung der Hintergrundflächen zur Lichtquelle nimmt die Helligkeit ab.
Hartes Beauty-Licht
Eine Beauty-Beleuchtung kann man aber nicht nur mit weichem Licht erzeugen, sondern durchaus auch mit hartem. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob für die Lichtsetzung ein Blitz- oder Dauerlicht verwendet wurde.
DIE EDITION PROFIFOTO
Die Experten der Redaktion ProfiFoto und aus dem mitp-Verlag bündeln ihr Know-how und publizieren in Zusammenarbeit mit erfahrenen Autoren, die unmittelbar aus der Foto-Praxis
kommen, eine einmalige Fachbuchreihe „made for professionals“: Ergänzend und flankierend zum Magazin ProfiFoto bieten die mitp-Bücher der Edition professionelles Wissen zum richtigen Umgang und zur effizienten Nutzung digitaler Fototechnik und Bildbearbeitung.