Die Werbefotografie zählt zu den Aushängeschildern in Sachen kreativer Fotografie. Doch in Zeiten schrumpfender und in Richtung Online abwandernder Budgets scheint kein Platz für innovative und inspirierende Werbebilderwelten. Statt stilbildender Bildikonen herrscht in Bezug auf die Bildsprache Tristesse und Langeweile.
Das wollten wir wissen:
1. Handwerklich top, aber in Bezug auf Innovation und Inspiration ein Flop – woher kommt die neue Langeweile und Konzeptlosigkeit in der Werbefotografie?
2. Konzepte gegen die Langeweile: Wie kann die Werbe- und Produktfotografie wieder zu alter beziehungsweise zu neuer Stärke finden?
3. Strategien für die Zukunft: Worauf wird es in Bezug auf erfolgreiche Werbefotografie in Zukunft ankommen?
Jakob Voges, jakob-voges.de:
1. Wir leben in einer schnellen Zeit. Der Onlinemarkt hat einen bedeutsamen Raum eingenommen und immer kleiner werdende Budgets für ein Shooting sind Mitträger der Veränderung zur schnelllebigen Fotografie. Um dem entgegen zu wirken sind Briefing, Planung und genutzte Technik sowie Postproduction und routinierter Umgang wichtig für einen professionellen runden Ablauf. Konzepte werden oft nicht intensiv ausgearbeitet und der Kunde verlangt dennoch ein Ergebnis, das der Qualität des Fotografen und der Vorstellung entspricht. Es liegt daher auch in der Hand des Fotografen, sich multimedial zu erweitern und anzubieten, ein persönliches kreatives Interesse zu zeigen, einen Wiedererkennungswert zu schaffen und den Kunden abzuholen, wo er Ideen und Innovation erwartet.
2. Der Fotograf inszeniert sich neu – u.a. durch Nutzung kreativen Lichtes (z.B. Filmlicht), der modernen Medien wie „Video“, „Webseiten-Responsive-Design“, interaktive „e-books“ oder innovative Formen des Blogs („Visuelles Story-Telling“). Ich konnte mich damit modern positionieren, um neue Kunden zu gewinnen. Ich erzähle beispielsweise mit diesen Mitteln interaktive Geschichten, die gezielt auf kreative konzeptionelle Werbefotografie und Journalismus abzielen – die berühren, Perspektiven und Horizonte öffnen sollen sowie meine persönliche Bildsprache repräsentieren. Nicht zuletzt sollen sie das Interesse von potentiellen Kunden erfolgreich wecken und sie an die Möglichkeiten erinnern, die man anbieten kann und die umsetzbar sind. Text, Bild, Ton und Video sind für mich perfekte Kombinationspartner, um vom Statischen ins Interaktive zu gelangen und aufzufallen.
3. Seinen eigenen Stil entwickeln und sich aktiv mit Bildanalysen fragen, was das Besondere an einem Foto ist. Der Klassiker wird immer bestehen: Eine Geschichte erzählen war früher und ist heute nach wie vor Dreh- und Angelpunkt für einen erfolgreichen Auftritt. Die Form hat sich erweitert in der digitalen Zeit und Fotografen sollten die Augen zukunftsorientiert offen halten, auf die Kombination verschiedener Medien für ein rundes Gesamtbild achten, sich stetig weiterbilden und sich ein Netzwerk schaffen. Noch nie war es so einfach, unser kreatives Potential zu entfalten, um damit erfolgreich zu akquirieren und die entsprechende Wertschätzung durch faire Bezahlung zu bekommen und zu bewahren. Beide Seiten der Kamera sind gefordert, besonders die des Fotografen, mit Selbstbewusstsein außerhalb der eigenen „Box“ zu denken, kreativ zu sein und sich nicht selbst zu entmutigen – das, was einen Fotografen ausmacht: Der Welt immer mit neuen Augen offen entgegensehen!
Weitere Statements zum Thema gibt es in der ProfiFoto Ausgabe 7-8/2015.
Foto: Canon