Fotobücher füllen mittlerweile bei renommierten Fotofestivals ganze Hallen und sie haben bereits ein eigenes Festival und ein Museum. Neben dem traditionellen Weg über die einschlägigen Verlage realisieren viele Fotografen ihre Fotobücher mittels Crowdfunding und Selfpublishing oder gleich als E-book-Varianten. Während es früher nur wenige Bücher in den Markt geschafft haben, zeigen sich heute inflationäre Tendenzen? Ist das Fotobuch also noch ein Mittel für Fotografen, ihre Arbeit zu präsentieren oder lohnt sich im Angesicht der schieren Masse diese Arbeit nicht? Welche Wege führen zum Fotobuch und was macht ein solches Projekt eigentlich erfolgreich?
Das wollten wir wissen:
1. Eignet sich das Fotobuch im digitalen Zeitalter noch als Präsentationsform fotografischer Arbeiten?
2. Verlag, Selfpublishing, Crowdfunding – welcher Weg führt zum erfolgreichen Fotobuch?
3. Was macht ein Buchprojekt in organisatorischer, gestalterischer und nicht zuletzt kommerzieller Hinsicht erfolgreich?
Markus Schaden, Verleger, Sammler und Kurator, thephotobookmuseum.com
1. Mehr als je zuvor. Fast kann man behaupten, das Fotobuch löst das klassische Portfolio ab. Als Visitenkarte hat das Fotobuch den Vorteil, die fotografische Handschrift noch mit einem editorischen Konzept aufwerten zu können. Analog-Digital; beides muss man draufhaben. Letztlich zählt die Qualität, wie man es gemacht hat, ist später marginal.
2. Beliebte Frage, auf die es zu antworten normalerweise mindestens ein Workshop-Wochenende braucht. Ist halt ein immer komplexer werdendes Phänomen. Kurz und knapp: Alle Wege führen nach Rom, aber es kommt darauf an, was im Gepäck ist! Heißt, je besser und konsequenter eine Arbeit, bzw. ein Fotobuch-Dummy ist, desto einfacher komme ich zum Ziel. Selber ein Investitionsbudget zu haben, hilft natürlich auch.
3. Das wäre toll, wenn ich die ultimative Antwort hätte, aber hier trifft ja jedes Fotobuch auf Kuratoren, Käufer und Verleger. Ob man gerade hier den Nerv trifft? Keiner weiß es mit Sicherheit. Dies darf aber auch keinen darin hindern, seiner fotografischen Mission zu folgen. Qualität und Geschick im Editing sind die Zauberworte. Viele Fotografen sind damit restlos überfordert und darum bieten wir bei der Kölner Lichtblick School unsere Fotobuch-Workshops an, die genau versuchen, das Beste erstmal aus einer Arbeit herauszuholen und dann in ein Buchkonzept/Dummy zu bringen.
Foto: Julian Germain. For every minute you are angry you lose sixty seconds of hapiness, copyright Daniel Zakharov
Ariane Braun, Verlagsleitung, Kehrer Verlag – www.kerhrerverlag.com
1. Das Fotobuch eignet sich nach wie vor als Präsentationsform fotografischer Arbeiten. Nur im gedruckten Medium kann man gezielt darauf Einfluss nehmen wie die Bilder gesehen werden: in einer bestimmten Größe und mit einer bestimmten Farbigkeit. Auch das Papier, Bindung und das Buchdesign bestimmen die Rezeption der Bilder und des gesamten Werkes. Diesen Einfluss verliert man, wenn man seine Bilder nur digital veröffentlicht, denn jeder Bildschirm verändert und verfälscht die Farbigkeit, jeder Bildschirm hat eine andere Größe.
2. Wer ein Fotobuch plant, sollte sich auf jeden Fall die Meinung eines Verlages einholen, denn hier arbeiten Menschen, die den ganzen Tag nichts anderes machen als Kunst- und Fotobücher. Diese Expertise sollte man auf jeden Fall nutzen, selbst wenn es später nicht zu einer Zusammenarbeit kommt und man sich doch für das Selfpublishing entscheidet. Die Entscheidung, ob ein Projekt in das Verlagsprogramm aufgenommen werden kann, ist zuallererst natürlich eine Frage der künstlerischen Qualität, dann aber unter Umständen auch eine Frage der Vertriebschancen.
Fotobücher lassen sich zum Beispiel gut über Festabnahmen von Museen oder Galerien finanzieren, die Ausstellungen zeigen oder die den Künstler vertreten. Wenn der Fotograf ein gutes Netzwerk hat, dann funktioniert es jedoch auch sehr gut über Crowdfunding wie die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt hat.
3. Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Ein Erfolgsfaktor ist bestimmt ein gutes Konzept, mit dem der Inhalt optimal über die Grafik und Ausstattung transportiert wird.
Weitere Statements zum Thema gibt es in der ProfiFoto Augabe 9/2015.