Ein Zoomobjektiv, das nur den Brennweitenbereich von 24 bis 35mm abdeckt – wer braucht denn sowas? Ganz einfach: Reportagefotografen, die klassische Weitwinkel-Brennweiten 24mm, 28mm und 35mm abdecken wollen und dabei weder auf eine lichtstarke Offenblende von durchgehend 1:2.0 noch auf eine hochausflösende Abbildungsleistung verzichten wollen.
Vor einigen Jahren stellte sich Sigma der Herausforderung, ein Zoom-Objektiv zu bauen, das die Helligkeit und Auflösung eines Festbrennweiten-Objektivs bietet. Das Ergebnis war das Sigma 18-35mm F1.8 DC HSM | Art, das weltweit erste Zoom-Objektiv mit der großen Blende F1,8 über den gesamten Brennweitenbereich. Aufbauend auf diesem Konzept hat Sigma nun ein neues, lichtstarkes Weitwinkel-Zoom-Objektiv mit Blende F2 über den gesamten Brennweitenbereich für 35mm-Vollformat-Bildsensoren entwickelt: Das Sigma 24-35mm F2 DG HSM | Art.
Das neue Sigma Zoom ist ein Objektiv für draußen. Landschafts- aber vor allem Reportagefotografen dürften daran ihre Freude finden. Bereits bei der Objektivkonstruktion wurde versucht, ein optisches Design zu entwickeln, das selbst gegen starkes Gegenlicht resistent ist. Die Super-Multi-Layer-Vergütung reduziert Streulicht und Geisterbilder und ermöglicht damit scharfe und kontrastreiche Bilder auch bei Gegenlicht. Die mitgelieferte Gegenlichtblende verhindert den Einfall von Streulicht, das einen negativen Einfluss auf die Abbildungsqualität haben kann. Allerdings lässt sich die Gegenlichtblende auch „verkehrt“ herum aufsetzen, was in der Hektik eines Reportageeinsatzes – so auch im Praxistest – schon mal passieren kann. Markierungen an der Gegenlichtblende sollten dies eigentlich verhindern.
Das Objektiv fühlt sich wertig an und überzeugt durch eine solide Verarbeitung – das wird bereits beim ersten Auspacken deutlich. Auch die optischen Elemente tragen zu dem nicht gerade geringen Gewicht von 940 Gramm bei. So beinhaltet dieses Objektiv asphärische Linsenelemente mit großem Durchmesser, ein FLD-Glas („F“ Low Dispersion) und sieben SLD-Glaselemente (Special Low Dispersion), von denen zwei asphärische Linsen sind. Die fortschrittliche Optik minimiert sphärische Aberration, Farblängsfehler und Bildfeldwölbung, was die Testaufnahmen unter anderem belegen. Bereits bei Offenblende liefert dieses Objektiv eine mehr als überzeugende Bildqualität. Ein weiterer Pluspunkt ist das ansprechende Bokeh außerhalb der Schärfeebene des Bildes.
Der HSM (Hyper Sonic Motor) sorgt für eine leise und sehr schnelle AF-Funktion. Ebenso bietet dieses Objektiv die Jederzeit-MF-Funktion durch Drehen des Fokusrings während des Autofokus-Betriebs. Ohne erst die Fokussierbetriebsart ändern zu müssen, erlaubt es so eine schnellere Fokuseinstellung. Ein Manko in Kombination mit Canon EOS Modellen ist, dass keine Bestätigung der Fokussierung per Signalton oder rot aufleuchtendem AF-Feld erfolgt.
Dank der Innenfokussierung rotiert die Frontlinse beim Scharfstellen nicht, was die Stabilität des Objektivs verbessert und den problemlosen Einsatz eines Zirkularpolfilters ermöglicht. Diese Eigenschaft ist auch für Videoaufnahmen sehr praktisch. Aufgrund seiner Naheinstellgrenze von 28 cm und dank des größtmöglichen Abbildungsmaßstabs von 1:4.4 eignet sich das Objektiv nur bedingt für Nahaufnahmen. Was allerdings sehr gut gelingt, ist die Staffelung des Bildraums. Mit dem Sigma USB-Dock kann zudem die Firmware aktualisiert und eine Fokus-Feinjustage durchgeführt werden. Darüber hinaus lässt sich unter anderem die Jederzeit-MF-Funktion und die Sensibilität der Jederzeit-MF-Funktion anpassen. Außerdem ist das Sigma 24-35mm F2 DG HSM | Art für den Anschluss-Wechsel-Service geeignet. Das heißt, dass der Anschluss aller Sigma Objektive der Produktlinien C, A, S bei Bedarf an ein anderes Anschluss-System angepasst und entsprechend umgebaut werden kann.
Fazit
Basierend auf dem rein visuellen Eindruck – und auf den kommt es ja auch letztendlich an – liefert das Sigma 24-35mm F2 DG HSM | Art eine herausragende Abbildungsqualität, die sich nicht hinter der von Festbrennweiten verstecken muss. Bei Offenblende entstehen plastische Bilder mit Tiefe und einem attraktiven Bokeh.
Fotos: © Dirk Böttger