Als Nadav Kander, Jahrgang 1961, von der Existenz zweier „geschlossener“ Städte an der kasachisch-russischen Grenze erfuhr, stand für ihn fest, dass er sie besuchen würde: Für sein Projekt Dust dokumentierte er neben verwüsteten Landstrichen am Aralsee die militärischen Sperrbezirke von Priosersk und Kurtschatow. Sie sind Produkte des Kalten Krieges und bis in die jüngste Vergangenheit auf keiner Landkarte verzeichnet. Unter größter Geheimhaltung wurden in Priosersk Langstreckenraketen getestet, im sogenannten Polygon bei Kurtschatow explodierten bis 1989 Hunderte von Atombomben. Man zündete die atomaren Sprengkörper in unmittelbarer Nähe der ahnungslosen Bevölkerung und studierte heimlich die entsetzlichen Folgen der radioaktiven Strahlung. Nadav Kander beschreibt, wie ihn beim Shooting das Ticken des Geigerzählers an seinem Gürtel daran erinnerte, nicht dem ästhetischen Reiz malerisch bröckelnder Ruinen zu verfallen.
Hatje Cantz Verlag, 120 Seiten, 48 Abb. in Farbe, gebunden, Englisch, 65 Euro, ISBN 978-3-7757-3843-9.