„Der hat einen guten Kopf“ war das höchste Lob, das Dieter Eikelpoth vergab, egal, ob es um das nächste Bild ging oder um Privates, denn sein Blick auf die Welt war zuerst immer ein fotografischer. Und ein sehr kritischer.
Selten genügte eine Idee gleich seinen Ansprüchen, er wollte das Besondere. Durch dieses Raster fielen auch Personen, die er nicht fotografierte, weil er sie langweilig oder zu trashig fand. Dieter dachte immer groß. Egal, ob es sich um Werbe-Shootings für Weltmarken in den USA handelte oder um Editorials von Vogue über Stern bis Rolling Stone. Selten gab es wohl einen Fotografen, der Redaktionen (und Auftraggeber) mit seinen Vorstellungen von Qualität und Klasse so herausgefordert hat. Manche Idee wischte er mit einem „Ach, lass uns doch lieber wieder mal was Geiles machen!“ vom Tisch, oft hatte er mit seinen Bedenken recht. Er verachtete das, was er als Durchschnitt verstand. Für Dieter Eikelpoth, der in frühen Jahren auch mal bei Will McBride Assistent war und früh durch seine Arbeit für die Vogue international bekannt wurde, gab es keine Bilder zweiter Klasse. Ob Bildstrecken für große Magazine oder kleine Liebhaberprojekte, er stürzte er sich mit fanatischer Akribie auf jeden einzelnen Shot. Redakteure mussten hervorragend vorbereitet sein, denn im Zweifelsfalle wusste Dieter mehr über den Menschen vor der Kamera als sie. Wenn es zu Götz George ging, kannte er die Filmografie auswendig, zum Neo Rauch-Termin wusste er alles über den Maler und die Leipziger Schule – und beim Sport konnte ihm sowieso kaum jemand das Wasser reichen. Dieter machte es sich und den anderen beim Kampf um dasbeste Ergebnis nie leicht, aber dafür gab es eine Garantie: grandiose Bilder, die selbst aus bekannten Gesichtern das Unbekannte herausholten. Er blickte den Menschen mit seiner Kamera in die Seele und hat damit echte Klassiker geschaffen. Dieter Eikelpoth starb am 8. September nach kurzer schwerer Krankheit in seiner Heimatstadt Düsseldorf im Kreise seiner Familie.
Der Journalist und Schriftsteller Rainer Schmidt (51) hat mit Dieter Eikelpoth 15 Jahre lang als Mitglied der Chefredaktionen von Max, Park Avenue, Vanity Fair und Rolling Stone zusammen gearbeitet.