Während die Leica T als alternative Systemkamera aus Wetzlar eine komplett andere Produkt- und Designphilosophie verfolgt, als Leica M-Fotografen es mögen, kommt jetzt mit der neuen Leica Q das erste Modell einer neuen Produktlinie digitaler Kompaktkameras mit Vollformatsensor und klassischer Festbrennweite, das nicht nur äußerlich große Ähnlichkeit mit der klassischen Systemkamera aus Wetzlar hat.
Ausgestattet ist die knapp 4.000 Euro teure Q mit einem Summilux 1:1,7/28 mm ASPH. mit elf Linsen in neun Gruppen, darunter drei asphärische Linsen. Das klingt nach viel Geld, ist es aber gemessen am M Niveau nicht wirklich: Ein Summilux-M 1.4/28 mm Asph. für die (6.500 Euro teure) M schlägt allein schon mit 5.500 Euro zu Buche, ein weniger lichtstarkes Elmarit-M 1:2,8/28 mm ASPH kostet immer noch knapp 2.000 Euro. So gesehen ist die Q also ein echtes Schnäppchen im Leica Sortiment.
Der CMOS-Vollformatsensor bietet eine Auflösung von 24 MP bei einer Lichtempfindlichkeit von bis zu ISO 50.000. Der Maestro II Bildprozessor in der Q verarbeitet satte zehn Bilder pro Sekunde. Der Verschluss arbeitet im Bereich von 60s bis 1/2000s mechanisch, von 1/2500s bis 1/16000s elektronisch.
Anders als die M verfügt die Q über Autofokus, der auf manuell und Makromodus umgestellt werden kann, wovon M Fotografen zuweilen träumen. Und damit nicht genug: Leica lehnt sich weit aus dem Fenster und attestiert dem Autofokus der Q, der schnellste in der Klasse der Vollformat-Kompaktkameras zu sein und damit auf Grundlage von Kontrastmessung nahezu in Echtzeit scharf zu stellen.
Statt auf einen optischen Sucher setzt Leica bei der Q auf einen elektronischen mit LCOS
–Anzeige und einer Auflösung von 1280 x 960 Pixel x 3 Farben (=3680MP). Ein Augensensor
sorgt für die automatische Umschaltung auf den 3 Zoll Monitor auf der Kamerarückseite.
Laut Leica soll der 100% Sucher keinen wahrnehmbaren Zeitverzug anzeigen. Mit seinem digitalen Bildfeldwähler verschafft er zusätzlichen kreativen Spielraum, denn per Tastendruck lässt sich so ein alternativer Bildausschnitt auswählen. Neben dem Bildfeld der 28 mm Brennweite kann das Bildwindel so auf den einer 35 mm oder 50 mm Optik begrenzt werden, was freilich zu Lasten der Dateiauflösung geht. Während der ausgewählte Ausschnitt im JPEG-Format gespeichert wird, bleibt jedoch gleichzeitig das Gesamtbild der 28 mm Brennweite im DNG-Format erhalten. Die entsprechenden Bildrahmen werden auf Knopfdruck eingespiegelt. Da der Fotograf so (wie beim Messsucher der M) auch sehen kann, was sich außerhalb der Leuchtrahmen abspielt, kann er schneller auf Veränderungen im Motiv-Umfeld reagieren. .
Die Kamera-Funktionen der Q sind übersichtlich und ergonomisch sinnvoll angeordnet. Besonders praktisch: Die fotografischen Grundparameter Blende und Verschlusszeit lassen sich jederzeit, auch bei ausgeschalteter Kamera, an den klassischen Bedienelementen ablesen und einstellen.
Von der hohen Lichtstärke und dem Bokeh des Q Objektivs profitieren auch Videoaufnahmen: Für Full-HD-Videos können im MP4-Format zwischen 30 und 60 Vollbilder in der Sekunde gewählt werden. Bei der Tonaufzeichnung hilft der eingebaute Windgeräuschfilter.
Die Leica Q verfügt über ein integriertes Wi-Fi-Modul zur digitalen Übertragung der Fotos und Videos sowie der Fernsteuerung per Smartphone und Tablet per WLAN.
Mehr zur Leica Q findet sich in Profifoto 7-8/15, die ab dem 24. Juni am Kiosk erhältlich ist.