Susan Meiselas wird im Rahmen der Sony World Photography Awards 2025 mit dem renommierten Preis für herausragende Leistungen für die Fotografie ausgezeichnet.
Als 18. Preisträgerin beim SWPA reiht sich Susan Meiselas in eine Liste ikonischer Fotografen ein, darunter Mary Ellen Mark (2014), Martin Parr (2017), Graciela Iturbide (2021), Edward Burtynsky (2022) und Sebastião Salgado (2024).
Mit dem Preis würdigt Sony Meiselas Einfluss, den sie in den vergangenen fünf Jahrzehnten auf das Medium Fotografie ausgeübt hatte. Die Fotografin hat sich mit ihrer außerordentlich engagierten Herangehensweise einen Namen gemacht und ein beeindruckendes Werk geschaffen, das mit aussagekräftigen Porträts von Menschen in ihren Gemeinschaften neue Perspektiven für die Dokumentarfotografie eröffnet hat.
Meiselas ist berühmt für ihre Reportagen über Frauen – von heranwachsenden Mädchen in Little Italy, New York, über Stripperinnen auf Jahrmärkten bis hin zu Frauen im Vereinigten Königreich, die häuslicher Gewalt entflohen sind. Ebenso bekannt sind Meiselas Dokumentationen zu Menschenrechtsfragen in Lateinamerika und ihre fotografische Geschichte Kurdistans. Meiselas Fotoessays sind stark lokal verwurzelt und zeugen vom Leben und den Erfahrungen derer, die sie ablichtet. Sie sind langfristig angelegt und werden oft von vor Ort gemachten Notizen sowie Aussagen der Protagonisten begleitet.
Im Somerset House in London werden vom 17. April bis 5. Mai 2025 Auszüge aus fünf Projekten von Susan Meiselas zu sehen sein. Die Ausstellung spannt einen Bogen von Meiselas frühesten Serien – 44 Irving Street, Prince Street Girls und Carnival Strippers – zu ihren späteren Projekten Pandora’s Box und A Room of their Own. Dabei zeichnet die Ausstellung thematische Elemente nach, die in Meiselas Arbeiten häufig wiederkehren, und fokussiert insbesondere auf das, was der Öffentlichkeit oft verborgen bleibt.
Die im Somerset House gezeigten Serien dokumentieren den Austausch und die zwischenmenschlichen Beziehungen, die die Fotografin über die Jahre gepflegt hat. So lud Meiselas für 44 Irving Street (1971) die Zimmernachbarn in ihrem Wohnheim dazu ein, über die Unterschiede zwischen ihrer Selbstwahrnehmung und dem zu schreiben, was die Porträts zeigen, die sie von ihnen angefertigt hatte. Prince Street Girls (1975-1990) wiederum zeichnet die Dynamik in einer Gruppe heranwachsender junger Mädchen in Little Italy nach und verfolgt deren Entwicklung bis ins Erwachsenenalter.
Carnival Strippers (1972-75) entstand auf Jahrmärkten in Neuengland und beleuchtet die Erfahrungen von Striptease-Tänzerinnen auf und jenseits der Bühne. Das Projekt zeigt die Auftritte wie auch das Privatleben der Tänzerinnen und stellt den Bildern eine Collage von Stimmen aller Beteiligten gegenüber, von den Show-Managern über die Frauen auf der Bühne bis hin zu den Männern im Publikum. Die immersive Projektion Pandora’s Box (1995) widmet sich einem SM-Club in New York City, der als „Disneyland of Domination“ bekannt ist. In A Room of Their Own (2015-2017) richtet Meiselas ihr Objektiv auf ein Frauenhaus im englischen Black Country. Sie verbindet Fotos von den Zimmern der Bewohnerinnen mit den Aussagen und eigenen Kunstwerken der geflohenen Frauen, um deren Identität sowohl Ausdruck zu verleihen als auch zu schützen.
Susan Meiselas wurde 1948 in Baltimore, USA, geboren. Sie absolvierte an der Harvard University ein Master-Studium der visuellen Kommunikation und arbeitete anschließend als Lehrerin. In den Sommerferien begann sie zu fotografieren und realisierte in den Sommern 1972-75 ihr erstes Projekt Carnival Strippers. 1976 wurde sie Mitglied der Fotoagentur Magnum und hat seither eine Reihe bedeutender Werkkomplexe geschaffen. Ihre Fotos von der Revolution in Nicaragua Ende der 1970er-Jahre sind auch lange danach im öffentlichen Bewusstsein noch sehr präsent.
Susan Meiselas wird ihren Preis am 16. April 2025 bei der alljährlichen Gala in London in Empfang nehmen, bei der die Gesamtsieger der Sony World Photography Awards 2025 geehrt werden.