Die Rückkehr der Paris Photo, der führenden internationalen Messe für Fotokunst, ins Grand Palais war mit steigenden Besucherzahlen und einer Carte blanche für Jim Jarmusch ein großer Erfolg.
Wer den Grand Palais zur 27. Paris Photo durch den Haupteingang betrat, stand vor einer rund 50 Meter langen Wand, an der 619 Fotografien aus August Sanders monumentalem Werk Menschen des 20. Jahrhunderts präsentiert wurden. Die von Julian Sander präsentierte Serie war in dieser Vollständigkeit zum ersten Mal in Europa zu sehen.
Vor allem aber die Rekordbesucherzahl (80.000) zeugt von der wachsenden Beliebtheit der Veranstaltung, die sich in einem Anstieg von 23 % gegenüber 2023 (65.000 Besucher) widerspiegelt, darunter 7.000 Sammler und VIPs (+19 %), davon 40 % aus Übersee und fast 200 internationale Institutionen.
Florence Bourgeois, Direktorin von Paris Photo: „Mit 240 Teilnehmern, darunter Galerien und Verlage aus 34 Ländern, hat die Paris Photo einmal mehr bestätigt, dass sie mehr denn je die wichtigste Messe ist, die dem Bild gewidmet ist“.
Die hervorragenden Ergebnisse der Aussteller spiegeln die Dynamik des Marktes wider. So verkaufte die Galerie Fraenkel Werke von Hiroshi Sugimoto für 20.000 bis 500.000 Euro. Pace verkaufte Fotografien von Irving Penn, Peter Hujar, Robert Rauschenberg und Robert Frank, deren Werke bis zu 350.000 Euro erzielten. Auch die Robert-Frank-Ausstellung von Thomas Zander war ebenso ein großer Erfolg wie die Präsentation von Werken von Josef Sudek bei Howard Greenberg. Mehrere komplette Editionen von Tyler Mitchell bei Gagosian waren schon bei der Vorbesichtigung ausverkauft. Bei Stephen Daiter wurden Werke von Peter Hujar zu Preisen zwischen 30.000 und 50.000 Euro verkauft. Bei 193 Gallery fand ein Polyptychon von Joana Choumali für 80.000 Euro einen Käufer, während bei Edwynn Houk ein Werk des Italieners Massimo Vitali für 73.000 Euro erworben wurde. Robert Morat hatte großen Erfolg mit Arbeiten von Christian Patterson und Lisa Darjes.
Auch bei den französischen Galerien gab es eine positive Dynamik. Nathalie Obadia verkaufte Werke von Youssef Nabil, Andres Serrano und Valérie Belin zu Preisen zwischen 15.000 und 30.000 Euro. Maubert veräußerte alle dort präsentierten Werke von Nicolas Floch in Form von Stelen für je 20.000 Euro, Christian Berst die des amerikanischen Fotografen John Kayser für 80.000 Euro. Die Galerie Bacqueville aus Lille erzielte mit Diptychen von David De Beyter je 20.000 Euri.
Die neue Sektion Voices, die drei internationalen Kuratoren freie Hand ließ, war mit starken und engagierten Beiträgen sehr erfolgreich. Die von Elena Navarro ausgewählten lateinamerikanischen Galerien verzeichneten mehrere Verkäufe mit Werken, die bis zu 40.000 Euro erreichten, während die Werke des chinesischen Fotografen Cai Dong Dong, der von Azu Nwagbogu eingeladen worden war, stießen ebenfalls auf Interesse. In dieser Sektion gingen mehrere Werke an renommierte Institutionen, darunter das Werk von Aurora Király, das vom MoMA erworben wurde.
Die Sektion Émergence mit ihrem internationalen Teil stieß sowohl bei privaten Sammlern als auch bei öffentlichen Institutionen, auf großes Interesse. Das politisch engagierte Werk von Letizia Le Fur (Julie Caredda) war ein großer Erfolg, wobei Werke für Preise zwischen 3.000 und 10.000 Euro verkauft wurden. Auch die sensiblen Arbeiten von Lucille Boiron erfreuten sich großer Beliebtheit und erzielten Preise zwischen 3.000 und 24.000 Euro. Die Galerie Afronova verkaufte fast alle präsentierten Werke der Künstlerin Vuyo Makeba.
Die Sektion Digital stieß vom ersten Tag an ein auf überwältigendes Interesse und verzeichnete einen Gesamtumsatz von einer Million Euro. Jack Butchers Serie (laCollection), die aus 80 physischen Werken als auch NFTs besteht, war in den ersten Tagen für 300.000 Euro ausverkauft. Alkan Avcıoğlu (Tender) war ein weiterer bemerkenswerter Erfolg. Seine Serie All Watched Over by Machines of Loving Grace erzielte 52.000 Euro für 150 Online-Werke und 22.000 Euro für die physischen Abzüge. Diese Sektion zeichnete sich durch die Vielfalt der Ankaufsplattformen aus, die den Verkauf ankurbelten: Die physischen Käufe in den Galerien wurden durch Online-Käufe über die Verkaufsplattformen der Galerien ergänzt.
Elles x Paris Photo und eine von Raphaëlle Stopin konzipierte Ausstellung präsentierten die Werke von 51 aus den Galerien ausgewählten Künstlerinnen. Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem Kulturministerium organisiert und von Women In Motion, einem Kering-Programm, das die Rolle der Frau in Kunst und Kultur hervorhebt, unterstützt. Zu den bemerkenswerten Verkäufen gehörten Mari Katayamas poetische Schwarz-Weiß-Arbeiten bei Suzanne Tarasieve, die für 17.000 Euro erworben wurden, und Valérie Belin bei Edwyn Houk, die 16.000 Euro brachten, während das Werk von Sabiha Çimen, das bei Loock im Rahmen der Elles x Paris Photo-Auswahl ausgestellt wurde, ebenfalls einen Käufer fand.
Der Verlagssektor mit 45 französischen und internationalen Fotobuchverlagen verzeichnete einen sehr positiven Messeverlauf mit mehr als 400 Künstlersignaturen und der Verleihung des Paris Photo – Aperture Buchpreises an Tsai Bing Bing, Taysir Batniji, Joy Gregory, Taous Dahmani und Hady Barry.
Wie Michel Poivert in der Abschlussdiskussion betonte, „erfindet sich die Fotografie immer wieder neu“. Die Rückkehr der Paris Photo in den Grand Palais bestätigte die wachsende Bedeutung der Messe, die mit beachtlichen Umsätzen, einer starken internationalen Präsenz und dem Engagement für vielfältige kuratierte Inhalte ein breites Publikum anziehen konnte und ihre führende Position in der globalen Kunstszene gefestigt hat.
https://www.parisphoto.com/en-gb/fair/editions.html
Fotos: Petra Gerwers