Noch nie haben die Rencontres d’Arles in ihrer Eröffnungswoche so viele Besucher empfangen wie in diesem Jahr vom 1. bis 7. Juli: Rund 20.000 Fotografen erlebten die Pro-Week des Festivals, dessen Ausstellungen noch bis Ende September zu sehen sind.
Die 55. Rencontres d’Arles stehen noch bis 29. September 2024 unter dem Motto BENEATH THE SURFACE. Allein das offizielle Programm der Rencontres umfasst in diesem Jahr 41 Ausstellungen, die an 27 Orten 4.200 Arbeiten von 196 Künstlern präsentieren, deren Auswahl 46 Kuratoren vorgenommen haben.
Das Plakat des Festivals zeigt ein Portrait aus der Ausstellung von Cristina De Middel, die in der Kirche der Frères Prêcheurs präsentiert wird. Ihr von Jules Verne inspiriertes Projekt „Reise zum Mittelpunkt“ (der Erde) erzählt die Geschichte einer Migration vom Süden Mexikos nach Felicity, einer kleinen Stadt in Kalifornien.
Ein besonderes Highlight ist die Retrospektive der amerikanischen Dokumentarfotografin und Porträtistin Mary Ellen Mark, die von C/O Berlin und der Mary Ellen Mark Foundation mitorganisiert wurde und die die gesamte erste Etage des Espace Van Gogh belegt.
Die von Aperture organisierte Ausstellung I’m so Happy You Are Here zeigt die Bedeutung der japanischen Fotografinnen seit den 1950er Jahren.
Im Rahmen der Rencontres bot ProfiFoto bereits zum zweiten Mal 40 internationalen Fotografinnen und Fotografen in Kooperation mit WhiteWall und dem Fotobuchverlag Snap Collective die Chance, ihre Bilder während der Eröffnungswoche auszustellen. Zu den rund 150 Gästen der Vernissage in der Galerie la Grand Vitrine zählten mit Dr. Matthias Harder (Helmut Newton Foundation), Stefan Erfurt (C/O Berlin), Valentina Frutig und Fabiola Son (Nicola Erni Collection) unter anderem hochkarätige Vertreter der Fotoszene. Außerdem mit dabei: Dr. Martina Mettner, Daniel Oschatz und Rainer Schlautmann (Vorstandsmitglieder der DGPh), Wolfgang Zurborn und Ingo Taubhorn (DFA Präsidium), Axl Jansen (Vorsitzender des BFF) und Freelens-Geschäftsführerin Heike Ollertz. Die ProfiFoto Pop Up Galerie war Teil des OFF-Programms des Festivals mit über 100 unabhängig vom offiziellen Programm der Rencontres organisierten Ausstellungen (Hier geht es zur virtuellen 3D-Tour: https://my.matterport.com/show/?m=bPWhVzNr4yE).
In der ganzen Stadt trafen die Künstler und Kuratoren des Programms bei Führungen, Debatten und Konferenzen auf ein großes Publikum. Die deutsche Fotoszene fand einen Anlaufpunkt in einer kleinen, von Freelens und der DGPh gemeinsam organisierten Galerie, in der Vorträge angeboten wurden. Gemeinsam mit Leica bot außerdem der BFF interessante Talks im Hotel Jules Cesar an.
Die für das diesjährige Festival ausgewählten Veranstaltungsorte boten einmal mehr einen passenden Rahmen an teilweise historischen und denkmalgeschützten Locations im Stadtzentrum wie der ehemaligen Werkstatt Mécanique, im Parc des Ateliers (LUMA Arles), der Croisière und im Jardin d’été. Zum ersten Mal war der Monoprix Gastgeber des Prix Découverte 2024 – Fondation Louis Roederer. Mit der 55. Ausgabe kehrte auch ein legendärer Veranstaltungsort für die Rencontres zurück: das Maison des Peintres. Die Cryptoportiques, die 2023 für das Festival (wieder)entdeckt wurden, empfingen die Besucher mit der Ausstellung Finir en beauté von Juliette Agnel. Parallel zum Festival zeigt LUMA übrigens eine sehenswerte Ausstellung mit Arbeiten von Lee Friedlander.
Das Festival bot außerdem drei Abende im Théâtre Antique, die im Laufe des Sommers auf der Website des Festivals zu sehen sein werden und in deren Rahmen diverse Preise vergeben wurden.
So überreichte Kering den Women In Motion Award 2024 an die japanische Fotografin Ishiuchi Miyako. Im Salle Henri Comte ist ihr eine Einzelausstellung gewidmet. Außerdem ist sie im Palais de l’Archevêché in der Gruppenausstellung „Quelle joie de vous voir! [Japanische Fotografen von 1950 bis heute“ vertreten.
Seit 2016 ist der Madame Figaro Photo Award mit den Rencontres verbunden und wählt acht Fotografinnen aus, deren Arbeiten herausragen. Die Gewinnerin kann ein Portfolio auf den Seiten des Magazins präsentieren und erhält ein Stipendium von 10.000 Euro. Gewinnerin 2024 ist Tshepiso Mazibuko für Ho tshepa ntshepedi ya bontshepe [To Believe in Something That Will Never Happen]).
Gewinner des Preises der Jury 2024 für den Discovery Award ist François Bellabas, präsentiert vom Centre Photographique d’Ile-de-France. Der Publikumspreises 2024 des Discovery Award ging an Tshepiso Mazibuko, präsentiert von Umhlabathi Collective (Johannesburg, Südafrika). Das Preisgeld wird für Ankauf von Werken verwendet, die in die Sammlung der Rencontres d’Arles aufgenommen werden.
Auf Einladung der Rencontres d’Arles organisierte France PhotoBook die Buchmesse Arles 2024, die der Vielfalt des Verlagswesens gewidmet war und an der siebzig internationale Verlage teilnahmen.
Das ganze Jahr über bieten 65 Workshops die Möglichkeit, den eigenen, fotografischen Horizont zu erweitern. Während des Festivals finden im Croisière jeden Freitag vom 12. Juli bis 16. August sowie am Freitag, den 13. und Donnerstag, den 19. September Wechselausstellungen statt, in denen die in den Workshops entstandenen Arbeiten gezeigt werden.
Christoph Wiesner und Aurélie de Lanlay, Direktor und stellvertretende Direktorin von Les Rencontres d’Arles: „Die Rencontres präsentieren Fotografen und Künstler in ihrer ganzen Vielfalt, die eine weltoffene Gesellschaft repräsentiert. Festivals sind mehr denn je Orte, an denen sich Menschen austauschen, treffen und begegnen können. Es sind auch die zahlreichen und vielfältigen Initiativen in Arles, die diese Eröffnungswoche zu einem gemeinsamen Erfolg gemacht haben. Wir möchten die Werte des Festivals bekräftigen, das die Kreativität, die freie Meinungsäußerung, das Anderssein und die Pluralität der Standpunkte verteidigt. Die humanistischen und universellen Werte des Festivals kommen heute mehr denn je zur Geltung“, so das Fazit der beiden Festival-Macher.
Im nächsten Jahr findet die 56. Ausgabe der Rencontres d´Arles vom 7. Juli bis 5. Oktober statt.
https://www.rencontres-arles.com/en
Fotos: Petra und Thomas Gerwers