Anlässlich des 100. Geburtstages der französisch-schweizerischen Fotografin Sabine Weiss (1924–2021) zeigt f³ – freiraum für fotografie* vom 6. September – 24. November 2024 erstmals in Deutschland eine Retrospektive ihrer Arbeit.
Sabine Weiss gehört zu den wichtigsten Repräsentantinnen der französischen humanistischen Fotografie des 20. Jahrhunderts. Ihre Karriere umspannt mehr als sieben Jahrzehnte. Die humanistische Fotografie, welche im Kern die Philosophie der Aufklärung mit sozialdokumentarischer Praxis verband, entstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Fotografen wie Robert Doisneau, Willy Ronis und Brassaï
waren berühmte Vertreter. Ob Reportage, Illustrationen, Mode, Werbung, Künstlerporträts oder persönliche Arbeiten: Sabine Weiss sah alle Bereiche der Fotografie als Herausforderung an, als Vorwand für Begegnungen und Reisen, als Mittel zum Leben und als Selbstausdruck.
Die Ausstellung Sabine Weiss. A Photographer’s Life, an der die Autorin bis zu ihrem Tod mitgewirkt hat, berichtet von dieser lebenslangen Leidenschaft und beleuchtet die Schwerpunkte eines Werks, das sich rund um das menschliche Sein entwickelt. Anhand von Originalabzügen, Archivdokumenten und Filmen zeichnet sie das Porträt einer Fotografin, die von einer unstillbaren Neugier auf andere Menschen angetrieben wurde, sei es in Frankreich, wo sie sich 1946 niederließ, in den USA oder auf ihren unzähligen Reisen durch ganz Europa.
Im Jahr 2016 und 2018 wurde Sabine Weiss durch zwei Ausstellungen im Jeu de Paume Château de Tours und im Musée National d’Art Moderne im Centre Pompidou in Paris geehrt sowie im Rahmen einer vielbeachteten Retrospektive bei dem Fotofestival Rencontres d’Arles mit dem 2020 Women In Motion Award for photography, verliehen von Kering, ausgezeichnet. Aufgrund der vielfältigen und positiven Resonanz erklärte sie sich bereit ihr persönliches Archiv zu öffnen und ihr vielschichtiges Werk der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Sabine Weiss (geb. Weber) wurde 1924 in Saint-Gingolph in der Schweiz geboren. Sie absolvierte eine Lehre als Fotografin im Studio des renommierten Fotografen Paul Boissonnas in Genf und ließ sich anschließend in Paris nieder, wo sie dem deutschen Modefotografen Willy Maywald assistierte. Ab 1949 arbeitete sie als freischaffende Fotografin. Ihre Aufnahmen wurden unter anderem in den Zeitschriften Esquire, Vogue, Paris Match, Life und Time publiziert. 1952 trat sie der Agentur Rapho bei. Weiss realisierte über 170 Einzelausstellungen und war mit ihren Fotografien in mehr als 80 Gruppenausstellungen vertreten, u.a. in Edward Steichens berühmter Ausstellung The Family of Man im Museum of Modern Art in New York. Ihr Nachlass wird vom Photo Elysée in Lausanne betreut
und umfasst rund 160.000 Negative, 7.000 Kontaktbögen, 8.000 Prints, 46.000 Diapositive und diverses Dokumentationsmaterial.
Kuratorin der Ausstellung ist die Fotohistorikerin Virginie Chardin. Die Ausstellung wird organisiert von f³ – freiraum für fotografie, produziert von Sabine Weiss Studio und Photo Elysée, mit der Unterstützung von Jeu de Paume, Les Rencontres d’Arles und Women In Motion, einem Programm von Kering zur Förderung von Frauen in Kunst und Kultur.
*f³ – freiraum für fotografie | Waldemarstraße 17 | 10179 Berlin | Öffnungszeiten: Mi – So, 13 – 19 Uhr
Alle Fotos: © Sabine Weiss, Collections Photo Elysée, Lausanne