Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist das Museum für Photographie Braunschweig, das 2024 sein 40. Gründungsjubiläum feiert, Ausstellungsort der Dokumentarfotografie Förderpreise der Wüstenrot Stiftung, die es seit 30 Jahren gibt. Aus diesem Anlass präsentiert das Museum vom 4. Mai bis 30. Juni 2024 vier ehemalige Preisträger aus unterschiedlichen Jahrgängen mit ihren seit der Auszeichnung kontinuierlich weiterverfolgten Themen.
Seit drei Jahrzehnten stellt der Dokumentarfotografie Förderpreis der Wüstenrot Stiftung eine der wichtigsten Auszeichnungen für eine auf gesellschaftlich relevante Themen konzentrierte, konzeptuell-dokumentarische fotografische Praxis in Deutschland dar.
In Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang Essen 1994 gegründet, werden im Turnus von zwei Jahren jeweils vier Preisträger für ein Projektvorhaben ausgezeichnet. Neben fotografischen und filmischen Arbeiten schließen die realisierten Projekte inzwischen auch medienübergreifende und installative Möglichkeiten einer Auseinandersetzung mit Themen der realen Lebenswelt ein und kontextualisieren die Repräsentationsfunktion und Aussagemöglichkeiten der Fotografie in erweiterter Form.
Die Ausstellung im Museum für Photographie Braunschweig zeigt in Norwegen entstandene Fotoarbeiten mit autobiografischen Bezügen von Espen Eichhöfer (*1966, Preisträger DF 04/2001) sowie Familienportraits von Verena Jaekel (*1980, Preisträgerin DF 06/2005). Einem klassischen Genre der Fotografiegeschichte folgend, wenden sich ihre Gruppenportraits dabei auch neueren Lebensgemeinschaften von Menschen unterschiedlicher Herkunft zu. Auch Birte Kaufmann (*1981, Preisträgerin DF 10/2012) beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Aspekten von Familienleben und Traditionen. Zwischen 2011 und 2022 entstand ihre Serie The Travellers über eine Gruppe nicht-sesshafter Familien in Irland, während sie in ihrem Projekt Gjakmarrje – In the Blood (2015-17) das tägliche Leben einer Familie in Albanien fotografierte, die in eine Blutfehde verwickelt ist.
Auf Migrationserfahrungen beruhen als weiterem Beitrag innerhalb der Ausstellung die Re-Inszenierungen von Schlüsselerlebnissen von Personen in der Serie Ich werde deutsch von Maziar Moradi (*1975, Preisträger DF 08/2008). Sie sind neben weiteren Arbeiten von Maziar Moradi zu senden.
Die Kuratorin Barbara Hofmann-Johnson: „Herkunft und Familienleben stellen grundlegende, die Identität eines Menschen prägende Aspekte existentieller Lebenserfahrungen dar. Im Kontext der Vielfalt gesellschaftlicher Bezugsfelder sind sie wiederkehrende Themen der Dokumentarfotografie Förderpreise der Wüstenrot Stiftung. Die Fotografien von Espen Eichhöfer, Verena Jaekel, Birte Kaufmann und Maziar Moradi stellen mit ihren unterschiedlichen bildnerischen Konzepten hierzu vielschichtig verweiskräftige Bilder vor.“