Die 55. Rencontres d’Arles stehen vom 1. Juli bis 29. September 2024 unter dem Motto BENEATH THE SURFACE (Unter der Oberfläche) und präsentieren einmal mehr ein umfangreiches Ausstellungs- und Eventprogramm.
Mit 145.000 Besuchern waren die Rencontres d’Arles im vergangenen Jahr die erfolgreichste Veranstaltung ihrer Geschichte. Vor allem in der ersten Woche der Rencontres wird Arles zum Hot Spot der internationalen Fotoszene.
Erneut verantwortet Christoph Wiesner als künstlerischer Direktor das Programm, auf dem mit Encounters eine Retrospektive der amerikanischen Dokumentarfotografin und Porträtistin Mary Ellen Mark steht, die von C/O Berlin und der Mary Ellen Mark Foundation mitorganisiert wurde und die die gesamte erste Etage des Espace Van Gogh belegen wird.
Das Plakat des Festivals zeigt ein Portrait aus der Ausstellung von Cristina De Middel, die in der Kirche der Frères Prêcheurs präsentiert wird. Ihr von Jules Verne inspiriertes Projekt „Reise zum Mittelpunkt“ (der Erde) erzählt die Geschichte einer Migration vom Süden Mexikos nach Felicity, einer kleinen Stadt in Kalifornien. Christoph Wiesner: „Zwischen Realität und Fiktion oszillierend, wird die Durchquerung des Territoriums zu einer epischen Aufgabe für Individuen auf der Suche nach Hoffnung angesichts der Tragödie ihrer Situation.“
Im China der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts verkörperte Mo Yi das eigentliche Objekt seiner Bilder, das im Mittelpunkt einer umfassenden Beobachtung des täglichen Lebens steht und den bisherigen Diskurs der Repräsentation durch Experimentieren, Subjektivität und Humor auf den Kopf stellt. Gleich nebenan umgeht die von Aperture organisierte Ausstellung I’m so Happy You Are Here etablierte Narrative und zeigt die Bedeutung der japanischen Fotografinnen seit den 1950er Jahren. Christof Wiesner: Die Ausstellung eröffnet neue historiografische Perspektiven und unterstreicht die Notwendigkeit, ein umfassenderes Verständnis der Geschichte der Fotografie zu entwickeln, die bisher im Wesentlichen männlich geprägt war.“
In der Salle Henri Comte zeigt Ishuichi Miyako, Gewinnerin des Women in Motion Award, 2024, einige ihrer Serien, darunter Mother’s, über die sie sagt: „Ich hatte nie über den Körper meiner Mutter nachgedacht, und jetzt entdecke ich ihn dank der Fotografie im Detail. Eine Fotografie zu machen bedeutet, die unsichtbaren Dinge, die unter der Oberfläche liegen, sichtbar werden zu lassen“.
Im zweiten Stock des Espace Van Gogh erinnert eine Ausstellung an das katastrophale Erdbeben vom 11. März 2011 in Japan, das die Welt auf unbestimmte Zeit einer nuklearen Bedrohung ausgesetzt hat. Christoph Wiesner: „Mit Widerstandsfähigkeit, Widerstand und Kreativität enthüllen die Fotografen die beeindruckende Vielfalt und Vitalität japanischen Fotoszene.“
Außerdem in Arles zu sehen: Der Gewinner des BMW Art Makers Programms, Mustapha Azeroual, hält erhabene Bilder von Sonnenauf- und -untergängen auf den Ozeanen fest. Von Nicolas Flochs ist Landscape of the Mississippi’s Colors aus seinem Langzeitprojekt Rivers Ocean uu sehen, während Marine Laniers Hannibal’s Garden die Besucher ihrer Ausstellung in die Alpen entführt, um eine dystopische Reflexion über die Entwicklung der Flora unter dem Einfluss des Klimawandels zu zeigen. In den unterirdischen römischen Cryptoporticus der Stadt wird in diesem Jahr die Ausstellung Finir en beauté von Juliette Agnel zu sehen sein.
Von japanischen Fischerinnen (ama) aus den Archiven von Uraguchi Kusukazu, über die geheimnisvolle und skurrile Welt von Michel Medinger bis hin zum Vergleich der Sammlungen des Olympischen Museums und von Photo Elysée mit Sport in Focus, bilden einmal mehr Einblicke in Fotoarchive einen Schwerpunkt des Ausstellungsprogramms.
Auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen präsentiert das Festival die Ausstellung „Himmel und Hölle“, in der Vimala Pons und Nhu Xuan Hua die Besucher an die Schnittstelle zwischen Theater, Performancekunst und Fotografie, zwischen aktuellen Ereignissen, ihren Protagonisten und der Fiktion führen. „In der hybriden Ausstellung zeugen die beiden Künstlerinnen von ständiger Bewegung in einem fragilen Gleichgewicht“, so Wiesner, für den die Verbindung der Zeit und der Erzählung besonders im seriellen und konzeptionellen Ansatz einer Generation von Fotografen und Künstlern sichtbar geworden ist, zu der unter anderem Zoe Leonard, Judith Joy Ross, Hans-Peter Feldmann und Nicholas Nixon gehören. Eine der Sammlung Astrid Ullens de Schooten Whettnall gewidmete Ausstellung, kuratiert von Urs Stahel, macht diesen Reichtum deutlich.
Die Rencontres d’Arles unterstützen und begleiten außerdem aufstrebende Künstler immer aktiver. Der Discovery Award ist in diesem Jahr im Espace Monoprix zu Gast, wo die Kuratorin Audrey Illouz einlädt, neue Horizonte durch die Verbreitung neuer Technologien wie der KI zu entdecken.
Vom 2. – 6. Juli findet außerdem wieder eine Fotobuchmesse mit rund fünfzig internationalen Verlagen im Rahmen der Rencontres in der École nationale supérieure de la photographie und dem Collège Saint-Charles statt, die Begegnungen mit Fotografen und Autoren ermöglicht.
Seit über 15 Jahren organisiert die Photo Folio Review in der Eröffnungswoche Portfoliobesprechungen. Professionelle Fotografen, Studenten von Fotoschulen und Enthusiasten mit einem fundierten Hintergrund in der Fotografie können nach erfolgter Anmeldung ihre Arbeiten von Experten aus der Welt der Fotografie beurteilen lassen, darunter Redakteure, Kuratoren, Leiter von Institutionen oder Agenturen, Galeristen, Sammler, Kritiker und künstlerische Leiter von Institutionen weltweit. Durch individuelle und persönliche Gespräche erhält jeder Teilnehmer eine konstruktive und angemessene Bewertung seines fotografischen Ansatzes sowie wertvolle Ratschläge. Randa Mirza, die Gewinnerin der Photo Folio Review 2023, zeigt ihre Ausstellung BEIRUTOPIA im Maison des Peintres.
Profifotografen können zum Preis von 69 Euro einen Festivalpass erwerben, der vom 1. – 8. Juli zum dreimaligen Besuch aller Ausstellung berechtigt. Außerdem enthalten: Der Zugang zu den Abendveranstaltungen im Théâtre Antique, Ermäßigung auf Kataloge und Festivalpublikationen und Möglichkeiten zur Vernetzung über die App der Rencontres sowie ein Exemplar des City Guide Louis Vuitton Arles 2024 in einer umweltfreundlichen Tasche aus recycelten Festivalplakaten. Die Badges können über die Website des Festivals beantragt werden: