Am 29. Februar 2024 erscheinen acht Sonderbriefmarken der britischen Royal Mail mit Fotos des deutschen Musikfotografen Guido Karp vom BeeGees Singer-Songwriter-Producer Maurice Gibb.
Die englische Post veröffentlicht regelmäßig „commemorative stamps”. Guido Karp ist seit Jahrzehnten ein profilierter Musikfotograf. Über 1000 Musik-LP-CD-DVD-Cover zeigen seine Handschrift, unter anderem von AC/DC, Elton John, Helene Fischer, Michael Jackson, Robbie Williams, Rammstein und auch von den Bee Gees (um nur einige zu nennen). ProfiFoto sprach mit dem Fotografen über die Story hinter der Briefmarkenserie.
ProfiFoto: Guido Karp, Deine Fotos auf britischen Briefmarken – wie kam es dazu?
Guido Karp: Die ganze Geschichte kam für mich völlig aus dem Nichts. Die englische Post veröffentlicht schon seit Jahrzehnten regelmäßig Sonderbriefmarken berühmter Persönlichkeiten, die sich um das Commonwealth verdient gemacht haben. Maurice Gibb wurde wegen seines sozialen Engagements von der Queen zum “Commander of the British Empire” ernannt (“CBE”) – und war somit also qualifiziert.
ProfiFoto: Hast Du Dich mit Deinen Fotos beworben?
Guido Karp: Nein, die englische Post kam von sich aus auf mich zu, nachdem sie „eine Tonne” der üblichen Fotos gesichtet und die Rechte bei den jeweiligen Fotografen angefragt hat. Ich kam eher zufällig “ins Boot”, denn eigentlich werden für diese Briefmarken immer Fotos von Fotografen aus dem Commonwealth ausgewählt – ich wäre also von mir aus nie auf die Idee gekommen, dass ich da infrage komme. Ich hatte seit meiner Arbeit als Bee Gees-Tourneefotograf eine dauerhafte und sehr persönliche Beziehung zu den Gibb-Familien aufgebaut, so dass es Wunsch von Maurice Family war, meine Fotos in die Auswahl mit einzubeziehen. Zunächst ging es dabei um ein Foto – und man machte mir wenig Hoffnung, denn tatsächlich ist es wohl schon immer so, dass der jeweilige Regent die Fotos für Briefmarken aussucht, in diesem Fall also König Charles.
ProfiFoto: König Charles hat Deine Fotos persönlich ausgesucht?
Guido Karp: Na ja, alle Designs wurden König Charles im November letzten Jahres vorgelegt. Den Rest kenne ich nur vom Hörensagen. Tatsächlich haben König Charles und ich uns schon mehrfach getroffen. Nicht dass wir uns missverstehen: wir sind keine “drinking buddies”. König Charles ist caritativ sehr engagiert. Sein The Prince’s Trust kümmert sich seit 1976 um Menschen, die besondere Hilfe benötigen. Für die Charity gab es eine Vielzahl von Konzerten in der Royal Albert Hall – von Künstlern, deren Tourfotograf ich war (Phil Collins, Chris de Burgh, Eric Clapton, Paul McCartney, Mark Knopfler … die Liste ist lang). Und natürlich habe ich dem Trust meine Fotos von diesen Konzerten für deren Charity-Arbeit immer kostenlos überlassen. Ich habe gehört, dass dadurch mein Name nicht nur geläufig, sondern auch „positiv besetzt” war – was sich dann anscheinend für mich ausgezahlt hat.
ProfiFoto: Wie muss ich mir das jetzt vorstellen: verdrängt jetzt Dein Foto, wenn auch nur auf begrenzte Zeit, das Foto der Queen auf der Briefmarke?
Guido Karp: Natürlich nicht. Wir reden hier über eine Sondermarke. Wie in Deutschland gibt es diese Serien, die dann nebenher und für Sammler laufen, aber natürlich ganz normal als Marke eingesetzt werden können. Ich selbst kaufe bei meiner Post auch immer Sondermarken, einfach weil sie hübsch aussehen – und eben oft etwas Besonderes darstellen, wie auch jeder meiner Briefe (lacht).
ProfiFoto: Wenn ich es richtig verstanden habe, sind jetzt alle acht Motive der Serie von Dir?
Guido Karp: Ja, das habe ich erst viel später erfahren und das hat mich dann auch umgehauen. Soweit ich weiß, gab es das noch nie. Gutes Karma, hoffe ich. Maurice Sohn hat sich wohl sehr für mich eingesetzt, und König Charles war, wie ich gehört habe, sehr aufgeschlossen. Wobei es dann echt nochmal schwierig wurde.
ProfiFoto: Warum?
Guido Karp: Neben meiner Arbeit als Kreativer gebe ich regelmäßig Business-Lecture-Workshops, also Veranstaltungen, wo es um Business bis ins Eingemachte – Geld – geht. Und seit langem turne ich vor, hartnäckig zu sein, was die eigenen Rechte angeht. Die Nennung des Urhebers ist im Urheberrecht verankert – ohne eine solche erlaube ich keine Nutzung. Rolex hat meine Fotos deshalb mal aus einer Kampagne mit Eric Clapton rausgekickt – den Credit sollten sie als Agentur haben, obwohl die Kampagne zu 99% aus meinem Bild bestand. Um mir und meinen Vorträgen nicht selbst untreu zu werden war ich da raus.
Als mich die IOM-Chefin Maxine dann in Los Angeles besucht hat, um die Details zu fixieren – zu diesem Zeitpunkt hatte der König meine Fotos bereits ausgesucht – war sie dann erschrocken, denn das gab es wohl noch nie. Ich muss gestehen: ich habe es auch noch nie gesehen, dass ein Fotograf seinen Urhebernachweis auf einer Briefmarke hatte. Ich muss aber zugeben, dass ich da auch gesprächsbereit gewesen wäre (lacht). Am Ende bin ich damit durchgekommen – und nun steht mein Name, wenn auch winzig klein natürlich, auf Millionen Briefmarken.
ProfiFoto: Apropos Millionen – lohnt sich so ein Deal? Bekommst Du eine Beteiligung pro Briefmarke?
Guido Karp: Nein, das ist absurd, ich bin ja, wenn ich das Cover für eine CD bekomme, auch nicht am Umsatz beteiligt. Es gibt einmal ein Honorar für Laufzeit X – und das war’s. Da kommen ein paar Tausend Euro zusammen, aber allein davon wird man nicht reich.
ProfiFoto: Eine Frage zum Schluss: ist das für Dich der ultimative Ritterschlag?
Guido Karp: Ohne Frage ehrt es mich sehr. Ich habe allerdings schon ein bisschen was erlebt und schon die eine oder andere hohe Auszeichnung erhalten. Als ich Mitte der Achtziger beim Diamond Awards Festival in Antwerpen zum Musikfotografen des Jahres ausgezeichnet wurde, dachte ich schon „mehr geht nicht”. Mittlerweile weiß ich: da geht noch was (lacht).
Die Sonderbriefmarken können hier bestellt werden:
https://www.iompost.com/stamps-coins/collection/maurice-gibb/
Foto oben: Guido Karp Launch Bee Gees‘ Maurice Gibb Commemortative Stamp Los Angeles 2024 (c) Gerd Ludwig