Der Photoindustrie Verband, PIV, soll im kommenden Jahr abgewickelt werden. Will die Fotoindustrie nicht von der Bildfläche verschwinden, braucht sie eine neue, gemeinsame Plattform.
Der PIV soll beerdigt werden. An seinem Grab mag man sich erinnern: An die Zeiten, als in der Fotobranche mit jedem belichteten Bild noch kräftig verdient wurde und die Markt-Übersättigung mit Kameras in ferner Ferne lag. Einstige Giganten wie Agfa und Kodak waren die Takt- (und Geld-)geber der Branche. In der Nachkriegszeit hatte der Photoindustrie Verband die photokina aus der Taufe gehoben, dank der er jahrzehntelang seine Existenz auf eine solide finanzielle Basis stellen konnte.
Die alte Dame photokina wurde – bedingt durch ihre zahlreichen Vorerkrankungen- von der Corona Pandemie hinweggerafft (unter anderem der geplante Wechsel zum jährlichen Turnus, die Terminverlegung vom September in den Mai und eine allgemeine Orientierungslosigkeit, was „Imaging“ nun eigentlich sein soll). Der PIV folgt der Messe jetzt nach jahrelangem Siechtum auf dem Fuße. Zuletzt fand sich nicht einmal ein Vorsitzender. Jetzt leistet ein vielköpfiger Beirat Sterbehilfe.
Doch will die Fotobranche in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit nicht unsichtbar werden, braucht sie jetzt ein neues Lagerfeuer, das von weither sichtbar ist und um das sie sich versammeln kann.
Aber während die Abschaffung einst funktionaler Strukturen ein Leichtes scheint, fällt der Aufbau neuer ungleich schwerer. Im Rahmen branchen-übergreifender Verbände wie Bitkom oder Spectaris würde die Fotobranche nur weiter verzwergen. Treffen privater Netzwerke in irgendwelchen Hinterzimmern können ebenfalls keine Lösung sein, zumal die dort entstehende, stickige Luft bekanntlich zu weiterer Ansteckung führt …
Das Fortschreiten der Infektion mit der in der Branche um sich greifenden Todessehnsucht kann nur gemeinsam verhindert werden, also im Schulterschluss sowie im Austausch mit allen, die das „große Haus der Fotografie“ bewohnen. Denn Sterben müssen wir zwar alle, aber nicht schon morgen, wenn Sanierung statt Abriss auf der Agenda steht.
Foto: Götz Schleser