Vom 25. Januar bis 5. April 2024 zeigt die FREELENS Galerie* die Ausstellung Nothing Personal von Nikita Teryoshin.
Tag für Tag werden wir in den Medien konfrontiert mit Bildern von Krieg und Zerstörung. Während Regierungen auf der ganzen Welt immer mehr Waffen fordern, kann die Rüstungsindustrie mit der Nachfrage kaum Schritt halten. Es ist eine sehr gute Zeit für Waffenhändler.
»Nothing Personal« zeigt das »back office« des Krieges, welches ironischerweise das genaue Gegenteil eines Schlachtfeldes darstellt, eine Art überdimensionierter Spielplatz für Erwachsene, gut gefüllt mit Wein, Canapés und frisch polierten Waffen aller Art. Die wenigen hier sichtbaren toten Körper erweisen sich als Mannequins oder Pixel auf den Bildschirmen einer enormen Zahl von Simulatoren. Bazookas und Maschinengewehre sind angeschlossen an Screens und Kriegshandlungen werden in einer künstlichen Umgebung vor einer Tribüne voller hochrangiger Gäste inszeniert. Normalsterblichen bleibt der Zutritt zu dieser geschlossenen Gesellschaft verwehrt, da solche Handelsmessen exklusiv für Industrievertreter, Geschäftsleute, Politiker, Militärs und wenige, meist industrieinterne Medienleute vorgesehen sind.
Die Unternehmen verwenden Slogans wie etwa „70 Jahre Friedensverteidigung“ von der russischen Kalashnikov Group, deren berüchtigte Maschinengewehre für die vermutlich meisten Toten in den unzähligen Konflikten auf der Welt mitverantwortlich sind. Lockheed Martin, der größte Rüstungsproduzent der Welt, wirbt dagegen mit „Eine bessere Zukunft gestalten“. Es ist schwer vorstellbar, dass die Menschen in der Rüstungsindustrie tatsächlich an diese Dinge glauben.
Nikita Teryoshin verzichtet in seiner Serie bewusst auf das Zeigen der Gesichter der Anwesenden, die in den globalen Waffenhandel involviert sind. Es ist nicht seine Absicht, bestimmte Person zu präsentieren, sondern das System als Ganzes zu hinterfragen. Das Bild des anonymisierten Waffenhändlers darf als Metapher für ein zwielichtiges Geschäft verstanden werden, das sich in der Regel außerhalb des Fokus der Medien und Öffentlichkeit abspielt.
Nikita Teryoshin, in Russland geboren und in Berlin lebend, ist ein vielfach gefragter Magazinfotograf, der für deutsche und internationale Publikationen arbeitet. Seine Fotos wurden international ausgestellt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet (u.a. bei World Press Photo). In der FREELENS Galerie präsentiert er seine umfangreiche Arbeit „Nothing Personal“, für die er 15 sogenannten Verteidigungsmessen zwischen 2016 und 2023 in Polen, Weißrussland, Südkorea, Deutschland, Frankreich, Südafrika, China, den Vereinigten Arabischen Emiraten, den USA, Peru, Russland, Vietnam und Indien besucht hat. Zur Ausstellungseröffnung wird erstmals die lang erwartete, umfangreiche Publikation präsentiert.
*FREELENS GALERIE, Alter Steinweg 15, 20459 Hamburg, geöffnet von Montag bis Donnerstag 11 – 18 Uhr und Freitag 11 – 16 Uhr