Die CHAUSSEE 36 Photo Foundation, Berlin, zeigt vom 18. November bis 27. Januar zum ersten Mal in Deutschland die von Anne Clergue kuratierte Einzelausstellung „Tokyo is yours“ der australischen Fotografin Meg Hewitt.
Meg Hewitt, geboren 1973 in Sydney, Australien, studierte Bildhauerei, Malerei und Medien. Seit 2010 widmet sie sich der Fotografie. „Tokyo is yours“ ist eine Schwarz-Weiß-Serie, die zwischen 2015 und 2017 in Tokio entstanden ist. Der Zyklus zeigt Hewitts Reflexion über Japan und über dessen Unsicherheit und Zerbrechlichkeit nach der Katastrophe in Fukushima. Die Umweltkatastrophe von 2011 führte beinahe zur Evakuierung von Tokyo, dieser Stadt mit mehr 13 Millionen Einwohnern. Der Titel „Tokyo is yours“ stammt wiederum von einem Graffiti, das auf die Mauern der Stadt geschrieben wurde.
Die Fotografin findet ihre Inspirationen in Mangas und Filmen. Es ist vor allem das Leben in den Straßen von Tokio, das sie interessiert.
Die Szenen, die Meg Hewitt auf ihren Film bannt, haben filmische Qualitäten. Menschen treffen aufeinander, seltsame Situationen tauchen auf und verschwinden wieder. Meg reiste zwischen 2015 und 2017 sieben Mal nach Japan. Täglich lief sie zwölf Stunden lang durch die Stadt, spazierte durch Parks, Nachtbars und den Tierpark, reiste nach Fukushima oder besuchte die Uferpromenade. Sie fing kleine Details ein, die spontan ihre Aufmerksamkeit erregten und verewigte die Einwohner, denen sie begegnete. Die Tatsache, dass sie kein Japanisch spricht oder liest, keine Konversation verstand, gab ihr ein Gefühl völliger Freiheit und Kreativität. Die Menschen, denen sie begegnete und die Szenen, denen sie beiwohnte, wurden dadurch zu Symbolen, Archetypen und Metaphern. Der Fotograf Daido Moriyama, dessen Werk Meg Hewitt als Inspirationsquelle ansieht, beschreibt ihre Fotografien als „gefährlich“.
Mit ihren Fotos erforscht Meg Hewitt den Raum zwischen den Dingen, Erinnerungen, zwischenmenschlichen Beziehungen und Angst. Oft fotografiert sie nachts mit Blitzlicht, wodurch sie ihr Motiv vom Kontext isolieren kann und betont die Kontraste beim Entwickeln der Filme.
Ihr 68 Fotografien umfassendes Buch Tokyo is yours (erste Edition 2017, Nayana Press Verlag) ist ein fulminanter Beweis für die starke Anziehungskraft, die das Absurde auf Hewitt ausübt.
Meg Hewitt wurde als Finalistin für den Moran-Preis für zeitgenössische Fotografie ausgewählt, des Head On Award, des Lensculture Street Photography Awards und des Maggie Diaz Photography Prize for Women sowie für eine Silbermedaille des Prix de la Photographie, Paris, 2016 und eine Goldmedaille bei der Tokyo International Foto Competition 2018. 2017 wurde sie zur Randkünstlerin des Jahres bei der Internationalen Fotobiennale Ballarat ernannt. 2018 wurde sie im Australian Photo Book of the Year hoch empfohlen.
Alle Fotos: © Meg Hewitt, courtesy Anne Clergue Galerie