Es gibt Zeiten, in denen es läuft. Für Fotografen bedeutet das oftmals gute Auftragslage, nette Kunden oder angemessene Bezahlung. Auch gute Vereinbarkeit mit dem Privatleben oder der Familie, nicht zu viel Arbeit und nicht zu wenig Arbeit. Klingt traumhaft, allerdings kenne ich kaum Fotografen, bei denen das wirklich so läuft. Der Beruf Fotografie ist für viele ein Balanceakt, manches lässt sich gut steuern und dosieren, aber vieles eben nicht. Hinzu kommt, dass der Markt in Bewegung ist, was die Fotografen unter Druck setzt und Stress verursachen kann.
Besonders in anspruchsvollen und herausfordernden Zeiten ist es wichtig, sich selbst nicht aus dem Blick zu verlieren, denn auch wenn es gut läuft, sind Selbstfürsorge und Resilienz essenzielle Qualitäten für die Selbständigkeit.
Es gibt kaum einen Arbeitstag, in dem alles glattläuft. Bei mir nicht und bei den Fotografinnen und Fotografen, mit denen ich spreche auch nicht. Selbst wenn ich das Gefühl habe, alles ist gut vorbereitet, ich habe den Tag nicht zu voll geplant und die Termine stehen, kommt es oft anders als ich dachte. Ich persönlich mag Unvorhergesehenes oder spontane Ideen und Anfragen. Auch wenn mir wenig Zeit dazu bleibt, macht es das Arbeiten interessanter. Dabei unterscheide ich zwar positiven und negativen Stress, aber unter dem Strich bleibt es trotzdem Stress und mein persönliches Wohlbefinden gerät in Gefahr. Im Foto-Business ist das nicht anders und wenn ich mit Fotografen spreche, die parallel zum Job für die Kinderbetreuung verantwortlich sind, bleibt ihnen kaum Zeit, an die persönliche Komfortzone zu denken. Unglaublich viel ist zu jonglieren, damit der Alltag funktioniert. Mit oder ohne Familie, alle Fotografen, die gut im Geschäft sind, viele Tage pro Woche gebucht sind, müssen sich gut organisieren, damit der Workflow funktioniert und die Kunden zufrieden bleiben. An die Selbstfürsorge denken viele dabei zuletzt.
Was ist Resilienz, was Selbstfürsorge? Beides fördert eine aktive und positive Herangehensweise an das eigene Leben, um schwierige Zeiten besser zu überstehen. Resilienz nimmt die psychologische Stärkung und Anpassungsfähigkeit in den Fokus. Selbstfürsorge beinhaltet Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens, wie zum Beispiel gesunde Ernährung, Sport oder Entspannung. Ich bin sicher, viele von uns machen Sport, ernähren sich bewusst, meditieren oder machen Yoga. Anders hält man einen stressigen Alltag auf Dauer auch gar nicht aus. Aber sind wir auch mental gewappnet für herausfordernde Zeiten?
Wenn Sie unsicher sind, habe ich hier sechs Punkte für Sie, die Ihre Resilienz fördern. 1. Werden Sie sich Ihrer Kompetenzen und Fähigkeiten bewusst: Stärken Sie Ihren Optimismus, indem Sie eine getrennte Liste mit beruflichen und privaten Stärken erstellen. Nutzen Sie diese in Krisen, um sich bewusst zu machen, dass Sie mehr Möglichkeiten haben als unter Stress erkennbar. 2. Überprüfen Sie die Realität: Fragen Sie sich jeden Tag – ganz im Sinne des Pareto-Prinzips – ob es nicht ausreichend ist, mit 20 % Ihrer Kapazitäten 80 % Ihrer Leistung zu erbringen. So sorgen Sie für eine bessere Energie- und Leistungsbilanz. 3. Sorgen Sie regelmäßig für sich selbst: Schaffen Sie sich Platz für Alltagsentspannung und Raum für kreative Auszeiten. 4. Treffen Sie ausstehende Entscheidungen: Nicht abwarten, sondern handeln, werden Sie aktiv und übernehmen Selbstverantwortung. 5. Nehmen Sie Veränderungsangebote an: Krisen können entstehen, wenn wir Angst vor Neuem haben. Persönliches Wachstum gelingt durch Neugier und Offenheit für Lernsituationen und Angebote. 6. Pflegen Sie stärkende Beziehungen und Netzwerke: Halten Sie Kontakt, gute Freunde und funktionierende Netzwerke können in schwierigen Zeiten unterstützen.
Und noch ein persönlicher Tipp: Bleiben Sie sich treu. Denn viele Konflikte entstehen, weil wir Dinge tun müssen, die nicht im Einklang mit unseren Werten und Visionen stehen. Es lohnt, sich die eigenen Werte und Ziele vor Augen zu führen, um authentisch zu bleiben und Selbstwirksamkeit zu fördern.
Denn besonders in herausfordernden Zeiten, wenn die Motivation flöten gegangen ist, die Zweifel mit am Frühstückstisch sitzen oder jemand Ihnen einen (beruflichen) Strich durch die Rechnung gemacht hat, ist es umso wichtiger, dass Sie sich auf Ihre Ressourcen und Werte besinnen und sich klarmachen, was Sie alles schon in Ihrem (Berufs-)Leben geschafft und überstanden haben.
Und wie sieht es hinter Ihren Kulissen aus?
Silke Güldner coacht Fotografinnen und Fotografen dabei, ihr Potenzial und ihre Kompetenz im Foto-Business zu entwickeln, zu präsentieren und zu verkaufen.