Ismail Ferdous und Ziyi Le sind die diesjährigen Gewinner des international renommierten Fotowettbewerbs Leica Oskar Barnack Award (LOBA), der 2023 bereits zum 43. Mal verliehen wird.
In der Hauptkategorie überzeugte der in Bangladesch geborene und in den USA lebende Fotograf Ismail Ferdous die fünfköpfige Jury mit seiner Serie „Sea Beach“. Vorgeschlagen wurde seine Serie von Dimitri Beck und James Wellford, die zur diesjährigen Gruppe von 60 internationalen LOBA-Nominator*innen gehören. In der Kategorie
„Leica Oskar Barnack Award Newcomer“ (für Nachwuchsfotograf*innen) bis zu einem Alter von 30 Jahren) setzte sich der chinesische Fotograf Ziyi Le mit seiner Serie „New Comer“ durch. Eingereicht wurde diese von der Fudan University School of Journalism in Shanghai.
Die beiden Gewinner-Serien und die zehn weiteren Serien der LOBA Shortlist sind in der Ausstellung „Leica Oskar Barnack Award – Die Gewinner und alle Finalisten“ bis Februar 2024 im Ernst Leitz Museum im Leitz-Park Wetzlar zu sehen.
Ismail Ferdous: Sea Beach
An der Südspitze Bangladeschs liegt Cox’s Bazar. Der beliebte Anlaufpunkt für viele Bewohner des Landes erstreckt sich entlang des Golfs von Bengalen und gilt als kultureller Schmelztiegel, denn dort suchen Menschen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten für einen Moment Entspannung und Erholung. Der in New York lebende Fotograf stammt selbst aus Bangladesch und kehrte an diesen einzigartigen Ort zurück, um die Strandgäste und die besondere Stimmung in leuchtenden Farben einzufangen.
Ismail Ferdous: „Der Strand von Cox’s Bazar ist ein begehrter Zufluchtsort in der Natur für ein überbevölkertes Land. Er ist ein Ort, an dem sich jede Gesellschaftsschicht einen Urlaub leisten kann. Es herrscht ein bemerkenswerter Mangel an Eile, als ob die Zeit selbst dafür plädiert hätte, die Lasten aller am Strand abzutragen. Die LOBA-Auszeichnung hat mir nicht nur große Freude bereitet, sondern dieses Jahr auch zu etwas ganz Besonderem gemacht. Dieser Triumph ist ein Beweis für den unerschütterlichen Willen und die leidenschaftliche Hingabe, die ich meinem Metier gewidmet habe.“
Ismail Ferdous ist 1989 in Bangladesch geboren und lebt heute zwischen New York City und Bangladesch. Er ist Mitglied der Agence VU’ in Paris und engagiert sich für soziale, kulturelle und humanitäre Themen. Mit der Fotografie begann er bereits während seines Studiums an der Business School in Dhaka. Nach dem Einsturz der Bekleidungsfabrik Rana Plaza in Dhaka im Jahr 2013, einer der schlimmsten Industriekatastrophen in der Geschichte Bangladeschs, bei der mehr als 1100 Arbeiterinnen und Arbeiter ums Leben kamen, setzte Ferdous mit seinen Dokumentarfilm- und Fotoprojekten „The Cost of Fashion“ und „After Rana Plaza“ ein Zeichen gegen die verheerenden Auswirkungen der „Fast Fashion“-Industrie. Das Thema Migration und Flucht hat er auf vier Kontinenten fotografisch begleitet. Ferdous arbeitet für die wichtigsten internationalen Zeitungen und Magazine, seine Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet.
Ziyi Le: New Comer
Der chinesische Fotograf startete sein Projekt über Weibo, ein Portal für Kurznachrichten in China, über das er Interessierte für die sensible Porträtserie fand. Für ihn sind die inszenierten Fotoshootings auch eine Reflexion über seine eigenen Selbstzweifel und das Gefühl von Entfremdung und geistiger Leere. Entstanden ist ein berührendes Porträt der „New Comer“, einer Generation auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft, nach persönlicher Weiterentwicklung.
Ziyi Le: „Während meines gesamten Heranwachsens kommunizierte ich wenig, war lange Zeit entfremdet, was mir das Gefühl gab, mitten im Nirgendwo zu sein. Aus meinem Urinstinkt als Fotograf heraus beschloss ich, die ähnliche Lage junger Leute, die in verschiedenen Städten verstreut leben, zu erforschen, um in ihren Gesichtern auch meine tiefen Selbstzweifel zu überprüfen.“
Ziyi Le ist 1993 in Fujian geboren und lebt derzeit als freier Fotograf in Yunnan. Sein LOBA- Projekt begann er im März 2020, als er aus beruflichen Gründen nach Hangzhou gezogen war, sich aber in der Routine des Berufs zu langweilen begann. So entwickelte er eine Porträtserie seiner eigenen Generation.
Karin Rehn-Kaufmann: „Im Namen der gesamten LOBA-Jury 2023 (Caroline Hunter, Bildredakteurin ,The Guardian Saturday Magazine‘, Großbritannien; Whitney Hollington Matewe, Bildredakteurin ,TIME Magazine‘, USA; François Hébel, Kurator, Frankreich und Luca Locatelli, Fotograf, Italien) gratuliere ich den diesjährigen Gewinnern des Leica Oskar Barnack Awards sehr herzlich. Gemeinsam und mit gegenseitiger Wertschätzung hat die Jury die anspruchsvolle Aufgabe der Auswahl der Gewinner*innen und Finalist*innen bewältigt. Das Ergebnis ist eine LOBA-Ausgabe mit besonders starken, vielfältigen und bewegenden Serien“, so die Art Director und Generalbevollmächtigte der Leica Galerien International.
Der LOBA gehört zu den hoch dotierten und renommiertesten Auszeichnungen im Bereich der Fotografie: Die Gewinnerin oder der Gewinner des LOBA erhält 40 000 Euro und eine Leica Kameraausrüstung im Wert von 10 000 Euro, die Gewinnerin oder der Gewinner des Newcomer Awards 10 000 Euro und eine Leica Q3.
Am 12. Oktober wurden die beiden Gewinner mit der Preisverleihung und einer alle zwölf Serien der Shortlist zeigenden Ausstellung im Rahmen eines großen Fests der Fotografie in Wetzlar geehrt. Nach der Ausstellung im Ernst Leitz Museum in Wetzlar wird der LOBA 2023 in weiteren Leica Galerien und auf Fotofestivals weltweit zu sehen sein.
Begleitend zur Ausstellung erscheint der LOBA-Katalog 2023, der die gesamte LOBA Shortlist 2023 mit ihren kompletten Bildserien und Hintergrundinformationen vorstellt. Die Ausstellung der Gewinner- und Shortlist-Serien wurde mit freundlicher Unterstützung von WhiteWall realisiert.
Weitere Informationen zu den diesjährigen Gewinnern unter:
www.leica-oskar-barnack- award.com
Alle Fotos: LOBA 2023