Bereits totgesagt hat sich das Medium Podcast in den Pandemie-Jahren als äußerst lebendig und vielseitig erwiesen – allein in deutscher Sprache gibt es derzeit rund 70 Podcasts zu Fotothemen. Doch welche Formate zur Fotografie sind eigentlich empfehlenswert und für wen?
1. Welche Foto-Podcasts hören Sie und warum?
2. Eignet sich ein so visuelles Thema wie Fotografie überhaupt für das Medium Podcast?
3. Zu welchen fotografischen Themen gibt es zu viele Podcasts auf dem Markt und zu welchen zu wenig?
4. Bei welchen Gelegenheiten hören Sie Podcasts und wie lang sind diese?
Joachim Schroeter, Amateurfotograf, mylenwyd.com
1.
Meine meistgehörten Serien-Podcasts zum Thema Fotografie sind „Radio Jorns“ von Andreas Jorns (eine inspirierende Mischung aus Musik und breit gestreuten Themen der Fotografie) und der „Leica Enthusiast Podcast“ von Michel Birnbacher (wegen der Affinität zu den gleichnamigen Objektiven und Kameras, sowie unser beider freundschaftlicher Verbindung zum Leica Store Nürnberg und seinem ansehnlichen Veranstaltungsprogramm). Dazu immer wieder die „Modellgespräche“ mit Herb Schatten (zum besseren Verständnis von Models und ihren Bedürfnissen und Vorlieben während einer Session), und im englischsprachigen Bereich „The Candid Frame“ von Ibarionex Perello (viele Folgen zu bekannten und weniger bekannten Fotografen).
2.
Wenn es um die Diskussion konkreter Aufnahmen oder Aufnahmeserien geht, sind Videoformate wie z.B. das hervorragende Angebot der Deutschen Fotografischen Akademie (DFA) und hier insbesondere z.B. die „Editing Challenge“-Serie meist im Vorteil. Bei Werken oder Werkpositionen bekannter Fotografen hingegen, die man häufig ohnehin zu Hause auch im Bücherregal hat, oder bei den vielfältigen Themen rund um die Bilderstellung, Präsentation und Vermarktung, ist der Podcast meines Erachtens mindestens ebenbürtig – da entscheidet dann mitunter einfach die Situation und das Umfeld, ob man „nur“ hören kann oder möchte, oder auch die Möglichkeit hat, sich dazu ein Video anzusehen.
3.
Da fehlt mir noch der größere Überblick. Ich höre normalerweise ein bis zwei Testfolgen einer Serie und entscheide dann, ob ich diesen Podcast häufiger ansteuere. Reine Material-Podcasts z.B. würde ich eher selten wählen. Aber zu technischen Themen wie etwa Fine Art Printing, Buchdruck und Buchgestaltung hätte ich sehr gerne ein breiteres Angebot. Wie gut ein Podcast auch recht spezielle Fragestellungen behandeln kann, zeigt beispielsweise Jeff Harmon: auf Basis umfangreicher Selbstversuche hat er eine ziemlich anspruchsvolle und dennoch gut „hörbare“ Folge zur optimalen Dateigröße und -qualität für Social Media-Uploads eingespielt (Photo Taco Podcast vom 21. März 2021; in englischer Sprache) – seitdem verwende auch ich 2.048 Pixel lange Kante und 77 Prozent jpeg-Qualität als Standardeinstellung beim Export aus Lightroom für Instagram, Facebook & Co. und bin sehr zufrieden damit.
4.
Vor allem beim Reisen (dann häufig mit ein bis zwei Stunden Dauer pro Folge) oder auf dem Hometrainer (dann vorzugsweise die 30- bis 60-minütigen). Bei Bahnfahrten löst der Podcast für mich das Dilemma, gerne die Landschaft und Stationen unterwegs zu beobachten, dabei aber auch „inhaltlich“ etwas tun zu können – Malcolm Gladwells berühmte 10.000-Stunden-Regel im Umgang mit einem Thema lassen sich so leichter erreichen bzw. laufend auffrischen. Und auf dem Hometrainer fand ich zu meiner Überraschung, dass die Zeit mit Podcasts (zumindest für mich) sehr viel schneller vergeht als mit Musik.
Matthias Pongartz, Amateurfotograf, @matt.cologne
1.
Ich höre momentan vier verschiedene Foto-Podcast bzw Podcast , welche sich mit Fotografie im allgemeinen beschäftigen. Bei den Podcast handelt es sich um Infotainmentpodcast und nicht um reine „Technik“-Podcast. Konkret höre ich ISO400, einen Podcast der sich viel mit analoger Fotografie beschäftigt, dann den „Amazing Uncle Bobcast“ von zwei Berliner (Hochzeits)fotografen, die aus ihrem Berufsalltag berichten.
Ansonsten höre ich gerne den Podcast „DÖF- Deutsch-Österreichisches Feingefühl“ mit zwei Fotografen, die sowohl analog als auch digital fotografieren und aus ihrem Berufsalltag als auch der privaten Fotografie erzählen und den Podcast „die Photologen“, der das Thema Fotografie ganz allgemein behandelt.
Da ich schon Podcast zu anderen Themen gehört habe, habe ich nach Foto-Podcast gesucht. So kann ich mich „nebenbei“ mit dem Thema Fotografie beschäftigen. Gerade auch in Momenten in denen Youtube, Blogs, etc. keine Option sind, weil ich z.B. gerade unterwegs bin. Bei „meinen“ Podcasts bin ich hängen geblieben weil mir nicht nur die Themen gefallen, sondern auch die Art und Weise wie die Themen angegangen werden und mir die Podcaster sehr sympathisch sind. Die Art und weise wie Fotografie und Fototechnik behandelt und betrachtet werden entspricht so ziemlich der meinigen.
2.
Am Anfang hatte ich auch so meine Zweifel, ob man ein Thema wie Fotografie überhaupt nur auf der Tonspur wiedergeben und entsprechend spannend behandeln kann. In der Zwischenzeit bin ich davon überzeugt, dass es geht. Ja, man wird kein Pixelpeeping betreiben können, da sind Youtube und Blogs sicher die bessere Wahl. Aber oftmals geht es ja auch um das Gefühl, das Erleben beim Fotografieren und das kann das Format Podcast sehr wohl wiedergeben, zumindest wenn die Hosts es entsprechend transportieren können. Es geht in einem Podcast weniger darum, die letzten technischen Details der neuesten Kameras und Objektive zu vergleichen, es geht für mich vielmehrdarum, die kleinen Anekdoten zu erfahren, die jeder schon erlebt hat, der ein Hobby etwas intensiver ausübt. Wenn man den Podcast länger hört, lernt man die Sprecher ein wenig kennen. Man kann dann auch recht gut beurteilen, ob eine subjektive Äußerung eines Podcasters auch der eigenen Meinung entspricht oder nicht. Ähnlich wie man das sicher auch im Freundeskreis tun wird.
3.
Ich glaube in der Zwischenzeit ist jeder Bereich der Fotografie irgendwie auch in Podcast repräsentiert. Genauso wie es das bei Instagram, Youtube und zig Blogs der Fall ist. Jeder wird eben auch in seiner entsprechenden Nische suchen. So fotografiere ich teilweise gerne auch analog und bin nach und nach auf die entsprechenden Podcasts gestoßen. Andere nutzen Fotografie zum Entschleunigen im Alltag und werden auch hier sicher fündig werden.
4.
Ich mag es Podcast ungestört anzuhören. Im Gegensatz zu Musik, die ich einfach nur so nebenbei laufen lassen kann, möchte ich bei Podcast den Gesprächen und Themen aufmerksam folgen. Deswegen höre ich regelmäßig Podcasts, wenn ich längere Strecken alleine im Auto fahren muss und auch morgens, wenn ich mit unserem Hund die erste Gassi Runde drehe. Da habe ich die Ruhe, um mich auf die Gespräche einzulassen.
Luise Weinstein, Hobbyfotografin
1.
Seit Beginn an höre ich die Podcasts „DieMotive“ von Alexander Hagmann und „Fotografie neu denken“ von Andy Scholz. Beide haben in der Corona-Pandemie begonnen und sie haben mir sehr geholfen, mich in dieser schwierigen Zeit, in der ich kaum Ausstellungen sehen und Veranstaltungen besuchen konnte, auf dem Laufenden zu halten. Ich mag es, dass hier nicht nur Fotografinnen und Fotografen vorgestellt werden, sondern ich auch etwas über die Entscheider in den Verlagen, Museen, Hochschulen und anderen Institutionen erfahre. Das Thema Fotografie ist so komplex und es geht eben nicht nur darum, ein schönes Foto zu machen. „Fotografie neu denken“ hat tolle Gäste und die Folgen sind kürzer als „DieMotive“, etwas nervig finde ich da eigentlich die etwas „poppige“ Aufmachung mit Jingles und so. Das klingt für mich eher etwas wie Frühstücksradio. Die Gespräche von „DieMotive“ sind noch ausführlicher. Seit einiger Zeit höre ich auch hin und wieder den Picdrop-Podcast von Andreas Chudowski. Den gibt es schon länger als die anderen und er hat immer tolle Gäste aus der Praxis. Manchmal ist er auch etwas „nerdig“, weil er auch auf Themen wie Buchhaltung oder ob ein Coaching für Fotografen sinnvoll ist eingeht. Ich mag aber, dass der Podcast von jemanden gemacht wird, der selbst erfolgreich als Fotograf arbeitet und mit den Gästen auf Augenhöhe diskutieren kann. Grundsätzlich vermisse ich noch diversere Meinungen und dass in Podcasts auch mal gestritten wird. Es gibt einen gewissen künstlerischen Kanon, der eigentlich nicht in Frage gestellt wird, und gleichzeitig gibt es aber auch tolle Fotografen, die gar nicht beachtet werden.
2.
Ja, denn die Podcasts drehen sich meistens nicht darum, wie eine Fotografie aussieht, sondern wie die Fotografen auf ihre Ideen kommen, wie sie Konzepte entwickeln oder wie ihre Haltung zu gewissen Themen ist. Außerdem macht es mir viel Spaß die Menschen hinter den Bildern und Ausstellungen kennenzulernen. Ausnahme sind meiner Meinung nach die Podcasts, die sich vor allem um Technik drehen. In diesen Fällen würde ich schon gerne Bilder sehen.
3.
Das kann ich nicht genau sagen, aber insgesamt habe ich das Gefühl, dass die Technik doch dominiert. Das hat sicher auch seine Berechtigung, aber gerade zum Thema Technik bieten mir geschriebene Texte von Fachmagazinen doch etwas mehr Glaubwürdigkeit. Außerdem will ich nicht lange Podcasts hören, nur um ein paar Fakten zu wissen. Da ist Text meiner Meinung nach oft im Vorteil.
4.
Da ich es nicht mag, Podcasts zu unterbrechen und in zehn Häppchen zu hören, höre ich sie meistens dann, wenn ich auch ausreichend Zeit habe und mich konzentrieren kann. Auf längeren Strecken im Auto oder in der Bahn, manchmal auch beim Kochen oder beim Joggen. Im Bett zum Einschlafen sind sie zwar auch geeignet, aber am nächsten Tag weiß ich dann nicht mehr, an welcher Stelle ich eingeschlafen bin.
Christian Beck, Redakteur beim fotoforum-Verlag, Podcaster, Reiseguide und Fotograf
1.
Da ich selber seit einigen Jahren Podcaster beim Fotopodcast „radioRAW“ bin, höre ich mindestens schon einmal diesen Podcast. Empfehlenswert finde ich daneben allerdings auch „Uncle Bobcast“. Die Jungs haben einen guten Unterhaltungsfaktor und hohen Grad an Professionalität, was die Vorbereitung, Durchführung sowie das Editieren ihrer Shootings angeht.
Ebenfalls unterhaltsam und besonders für Micro-Four-Thirds-Fotografen interessant ist zudem „fotophonie“. Wer Musik und Fotografie mag, sollte unbedingt „Radio Jorns“ von Andreas Jorns hören. Und last but not least kann ich den Reise-, Foto- und Abenteuer-Podcast „Gate7“ von Kai Behrmann empfehlen. Auch deshalb, weil ich zuletzt mit meiner Uganda-Reportage dort zu Gast war.
2.
Ja! Absolut. Denn auch wenn die Endprodukte der Fotografie visuell sind, gehen dem fertigen Bild meist reichlich Input und Kopfkino voraus. Die grundsätzlich ungezwungene Idee, die hinter dem Podcast-Format steckt, ist dafür perfekt: Als Hörer sucht man sich das heraus, was einen interessiert, spult vor oder zurück und schaltet ein, wann und wo man möchte. Und dann gibt es ja auch noch die technische Seite der Fotografie. Alleine damit kann man unzählige Podcast-Stunden füllen.
3.
Ich habe das Gefühl, dass gerade der Hochzeitsfoto-Bereich mit Podcasts überproportional gut abgedeckt ist. Das liegt in gewisser Weise auch auf der Hand, sind die entsprechenden Fotografinnen und Fotografen meist jung und medial bestens unterwegs. Zudem winkt in der Hochzeitsfotografie auch das schnelle Geld und der eine oder andere Podcast nutzt das Format auch sicherlich zur Werbung. Die eher klassischen und vielleicht auch nicht so unterhaltsamen oder aufregenden Bereiche der Fotografie sind hingegen kaum vertreten. Ich kenne beispielsweise fast keinen Podcast, der sich mit der Produkt- oder Architekturfotografie beschäftigt.
4.
Ich höre im Zug und auf dem Fahrrad Podcast, wenn ich alleine unterwegs bin. Da ich allerdings seit Corona zu 80 Prozent im Homeoffice arbeite, sind diese Gelegenheiten insgesamt recht selten geworden. Aber wenn, dann genieße ich die Zeit mit meinen Podcasts. Meist höre ich dann je etwa 20 Minuten am Stück.
Simon Veith, Fotograf, simon-veith.com
1.
Ich höre am liebsten den Picdrop Podcast mit Andreas Chudowski und seinen Gästen aus der Fotobranche. Besonders aufschlussreich sind der dazu gehörende Podcast „Picdrop at work“ mit Viviane Wild, Nils Hendrik Müller und manchmal Gästen. Dort werden wichtige Themen der professionellen Fotografie besprochen, die sonst nicht so cool sind und meistens zu kurz kommen. Ansonsten höre ich gerne die verschiedenen Formate von kwerfeldein, Picobello und früher die ersten Staffeln von „Alle Wege führen nach Ruhm“, als es noch öfter um Fotografie ging. Mir fällt noch der Podcast frei von Lisa Koch auf, bei dem Fotografie kein Thema ist, dafür aber Selbstständigkeit, Branding und Design. Ich mag es, Inhalte aus artverwandten Themen wie bspw. Design auf meine Selbstständigkeit übertragen zu können.
2.
Ganz klar ja! Bilder sind eben nur ein kleiner Teil von der Profession Fotografie. Die Selbstständigkeit als solche, Marketing, Kreativität, Kommunikation, Akquise, Projekte, Kunst, Produktion, Organisation, Archiv, Buchhaltung … Es gibt ewig viele Themen über Fotografie zu reden, ohne sich Bilder anzuschauen. All das macht die Fotografie ja so spannend und für mich zum schönsten Beruf.
3.
Zu viele würde ich gar nicht so sagen. Man muss ja den Podcast nicht anhören, wenn die Themen, Produktion oder Protagonisten einem nicht gefallen. Ich höre eben bevorzugt Themen, die mich als Fotograf oder Solo-Selbstständiger weiterbringen und woraus ich etwas ziehen kann. Ich finde tiefe Einblicke in das Business kann es nicht genug geben. Aktuell interessieren mich Themen wie Kreativität, Fotografie als Kunst, Studiogründung und Teamaufbau. Kundengewinnung ist natürlich auch immer ein Thema. Sehr spannend wäre auch Detailwissen, was Lichtsetzung angeht. Hingegen interessieren mich Kamera- und Lichttechnik gar nicht – eher wie man sie für spezielle Zwecke einsetzen kann.
4.
Ich höre Podcasts meisten im Zug/Öffis, im Auto, beim Sport, beim Aufräumen und auch während der Bildbearbeitung. Also eigentlich immer nebenher, wenn ich genug Aufmerksamkeit zum Zuhören habe.
Katja Kemnitz, Herausgeberin von Kwerfeldein, kwerfeldein.de
1.
Ich höre sehr viele verschiedene Fotopodcasts, aber keinen regelmäßig. Ich suche oft gezielt nach bestimmten Themen oder höre rein, wenn ich die Personen, die zu Wort kommen, spannend finde. Die meisten Folgen habe ich sicher vom Picdrop-Podcast gehört, dicht gefolgt von DieMotive, Gate7 und Fotomenschen.
Da ich als freie Redakteurin arbeite, ist der Grund dafür meist beruflich, wobei viele Podcasts auch sehr unterhaltsam sind und es durchaus entspannend ist, die Augen einfach mal zuzumachen. Wie wohl die meisten Selbstständigen würde ich die Zeit, in der ich solche Podcasts höre, aber nicht als meine Arbeitszeit anrechnen. Die Antwort auf die Frage nach dem Warum ist am Ende also eine Mischung aus Job und Unterhaltung.
2.
Absolut. Es geht bei der Fotografie nicht ausschließlich um die bloßen Bilder, sondern vor allem auch um die Geschichten und Menschen dahinter. Wenn im Podcast gezielt über ein bestimmtes Foto gesprochen wird, ist es oft in den Shownotes verlinkt und man kann es sich ansehen. Ich produziere selbst unter anderem den Podcast für den Female Photoclub und hatte zu Beginn des Projekts auch die Sorge, dass sich die Fotografie nur schwer in ein Audioformat übersetzen lassen würde. Was mich wirklich überrascht und überzeugt hat, waren die Rückmeldungen von Menschen, die selbst gar nicht fotografieren. Sie fanden es einfach spannend, die Sicht von verschiedenen Fotografinnen auf ihren Job kennenzulernen.
3.
Ich würde mir grundsätzlich mehr Diversität in der Podcastwelt wünschen. In den meisten Fotopodcasts sprechen nach wie vor weiße cis Männer miteinander über ihre Art der Fotografie. Da fehlen noch einige Perspektiven. Zudem wünsche ich mir mehr Mühe bei der Audioqualität. Bei einem schlechten Klang schalte ich schnell ab und darauf achten erstaunlich wenig Menschen, die Podcasts ins Netz stellen. Gerade bei Fotografinnen und Fotografen verstehe ich das nicht. Sie würden doch auch immer das beste Licht für ein gutes Foto suchen, warum dann nicht auch den besten Klang für ein Audiomedium?
4.
Ich höre Podcasts beim Aufräumen, Einkaufen und Bahnfahren. Die Strecke von Bonn nach Köln pendle ich recht regelmäßig und sie ist mit einer guten Stunde Fahrzeit ideal für die meisten Podcasts. Es gab aber auch schon Podcast-Episoden mit zum Beispiel acht Stunden Laufzeit, die ich nach und nach zu Ende gehört habe, wie den legendären Podcast „Alles gesagt?“ der Zeit. Darin geht es allerdings nicht um Fotografie.
Juliane Herrmann, Dokumentarfotografin und Videografin, julianeherrmann.com
1.
Ich höre derzeit drei bzw. vier Foto-Podcasts. Angefangen hat die Podcast-Hörerei bei mir mit dem Picdrop-Podcast. Das war auch der erste Podcast überhaupt, den ich mir angehört habe. Dort werden tendenziell eher bekanntere Fotografinnen und Fotografen vorgestellt und erzählen aus ihrer Praxis. Mittlerweile kommen jedoch nur noch selten neue Folgen heraus. Die neueren Folgen von „Picdrop at work“ sind aber auch super und zudem sehr nützlich. Hier geht es eher um fotospezifische Themen wie Workflow, Akquise oder Vereinbarkeit von Selbstständigkeit und Elternschaft.
Außerdem höre ich die verschiedenen Podcastformate von „DieMotive“ mit Alexander Hagmann. Seine Podcasts betrachten die Fotografie eher von einem wissenschaftlichen oder philosophischen Standpunkt. Das ist nicht ganz so leichte Kost, aber meistens wird man mit neuen Erkenntnissen oder Sichtweisen belohnt.
Mein absoluter Lieblingspodcast ist jedoch der des Female Photoclub in Kooperation mit Katja Kemnitz von kwerfeldein. Der Podcast erscheint seit Anfang 2022 regelmäßig und stellt einmal im Monat eine Fotografin aus dem Netzwerk des Female Photoclub vor. Was mir daran besonders gefällt ist, dass es feste Kategorien gibt, die in jeder Podcastfolge auftauchen und die Gespräche auflockern. Außerdem hat Katja eine sehr angenehme, mitnehmende Art und wir erhalten spannende und teilweise sehr unterschiedliche Einblicke in die Herangehensweisen und Arbeitswirklichkeiten verschiedener Fotografinnen. Gerade auch in Anbetracht dessen, dass Fotografinnen oft weniger sichtbar sind und auch weniger in Podcasts interviewt werden, finde ich es umso schöner und wichtiger, dass dies ein einfühlsameres Format ist, indem weibliche Perspektiven die volle Aufmerksamkeit bekommen.
2.
Absolut. Es hängt aber auch immer davon ab, wie das einzelne Format aufgebaut ist. Der Female Photoclub Podcast bspw. schafft Spannung durch die einzelnen, immer wiederkehrenden Podcast-Kategorien und dadurch, dass Katja Kemnitz zum Teil sehr lebendig einzelne Bilder beschreibt. Ansonsten muss ein Fotografie-Podcast für mich aber auch nicht unbedingt visuell funktionieren, sondern es geht eher um die Geschichten und Erlebnisse der Fotografinnen und Fotografen. Langweilig wird es da eigentlich so gut wie nie, denn die meisten haben auch einfach eine Menge zu erzählen.
3.
Das kann ich nicht beurteilen, da ich nur die Podcasts höre, die mich wirklich interessieren und das sind zumindest die, wo Menschen aus der Branche über Fotografie reden oder Fotografen aus der Praxis erzählen. Technische Podcasts oder Laberpodcasts reizen mich persönlich nicht.
4.
Am liebsten höre ich Foto-Podcasts entspannt, während ich Bilder editiere oder retuschiere. So lerne ich ganz nebenbei etwas bei einer Tätigkeit, die ich sowieso machen müsste. Außerdem vergeht die Zeit beim Retuschieren so schneller.
Die meisten Podcasts, die ich höre, dauern zwischen 45 min und einer Stunde, was ich als ein sehr angenehmes Hör- und Arbeitsintervall empfinde. Gehen Podcasts deutlich länger, hebe ich sie mir für lange Autofahrten auf. Das sind dann jedoch eher Laberpodcasts wie der „Alles gesagt“-Podcast von der ZEIT und weniger die Foto-Podcasts.
Insgesamt ist es seit der Pandemie bei mir zu einer festen Routine geworden, beim Bilder-Retuschieren Podcasts zu hören. Das müssen dann auch nicht immer nur Foto-Podcasts sein. Podcasts sind für mich nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken und haben definitiv eine Berechtigung, gerade auch wenn meine visuellen Reize durch eine andere Tätigkeit gefordert sind.
Foto oben: c Petra Gerwers