Der PIC-Verband ist mit aktuell rund 100 Mitgliedern einer der kleinsten, dafür aber ein ausgesprochen aktiver Fotografen-Verband. Die schon bei der Gründung geltende Idee einer Kommunikationsplattform für Fotografen ist auch heute Grundlage der Verbandsaktivität. ProfiFoto im Gespräch mit den beiden PIC-Vorsitzenden Jenny Wolf und Niklas Möller.ProfiFoto: Nach einem Vierteljahrhundert als Berufsverband:
Wie und was sind die deutlichsten Veränderungen in der Profifotografie gewesen? Technisch? Im Business? Beim Berufsbild?
Jenny Wolf: Der Fotograf hat sich vom reinen Handwerker zum Problemlöser weiterentwickelt. Es geht um mehr als die technische Entwicklung bzw. Produktion eines Fotos, nämlich vielmehr um die Entwicklung kompletter Imaging-Lösungen für Kunden. Dies umfasst neben Fotografie auch die Kundenberatung, die Entwicklung und Umsetzung eines visuellen Konzeptes mit allen zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten; das schließt längst auch Bewegtbild mit ein.
ProfiFoto: Was hat der PIC für die Profifotografie in den 25 Jahren seit seiner Gründung erreicht? Und was würde der PIC gerne in den nächsten 25 Jahren erreichen?
Jenny Wolf: Der PIC begleitet und unterstützt Profifotograf*innen bei dieser Transformation seit 25 Jahren sehr praxisnah und auf vielfältige Weise. Unser Berufsbild entwickelt sich ständig weiter, und zwar so schnell wie nie zuvor. Video, CGI, Virtual Reality, Künstliche Intelligenz, aber auch EU- und weltweites Recht oder Online-Marketing sind nur einige Beispiele für die Themen, mit denen sich professionelle Fotografen heute auseinandersetzen müssen.
Als aktiver Berufsverband sind wir auch in Zukunft der erste Ansprechpartner für unsere Mitglieder, was all diese Themenfelder betrifft. Darüber hinaus geben wir jungen Talenten mit unserem PIC-Förderpreis die Möglichkeit, früh von einem bestehendem Netzwerk zu profitieren und sich als junger Fotograf in der Berufswelt zu etablieren. Was aus den Notwendigkeiten des digitalen Wandels heraus entstand, hat sich zum aktivsten Berufsverband für Profifotografen in Deutschland entwickelt. Diesem Anspruch wollen wir auch in den nächsten 25 Jahren gerecht werden.
ProfiFoto: Warum soll ein Profifotograf eigentlich in den PIC eintreten?
Niklas Möller: Für Einzelunternehmer*innen ist es häufig nur schwer zu entscheiden, ob und wie die vorgenannte Themenvielfalt Berücksichtigung finden kann und inwiefern sie relevant für sie sind. Aber es geht nicht nur um diese allgemeinen Themen, sondern auch und insbesondere um konkrete und individuelle Fragen, bei denen im PIC in kürzester Zeit Lösungen gefunden werden, sei es technischer, juristischer, steuerrechtlicher oder anwendungsbezogener Natur. Hierfür bieten sich zum einen die persönlichen Treffen auf den viermal jährlich stattfindenden PIC-Workshops oder auch der E-Mail-Verteiler für Mitglieder an. Und es ist selbstverständlich Merkmal eines effizienten Netzwerks, dass sich seine Mitglieder auch auf kurzem Wege untereinander austauschen können. Was unsere Workshops ausmacht, ist, dass über den Austausch der Mitglieder untereinander hinaus auch externe Referenten aus der Branche im Rahmen von Vorträgen und Präsentationen ihr Wissen mit uns teilen und uns die Möglichkeit bieten, neue Technologien und Techniken auszuprobieren. Neben den vier 2-tägigen Workshops veranstaltet der PIC-Verband zusätzlich Seminare, die sich bestimmten Themen noch intensiver widmen, wie zum Beispiel Drohnenführerschein, Farbmanagement, DSGVO, CGI, Filmschnitt u.v.m.
ProfiFoto: Der PIC ist glaube ich der Verband mit dem höchsten Mitgliedsbeitrag. Warum ist das so und was macht der PIC mit dem Geld seiner Mitglieder?
Jenny Wolf: Wir legen bei der Ausrichtung unserer Workshops viel Wert auf gute Rahmenbedingungen, hohe Qualität, die Tatsache, dass alle Workshops für unsere Mitglieder kostenlos sind und wir Berufseinsteigern besondere Konditionen anbieten. Durch führende Experten als Referenten bei unseren Workshops bieten wir unseren Mitgliedern darüber hinaus das Beste an Wissenstransfer.
Wir legen Wert darauf, ein aktiver Berufsverband zu sein; daher ist unsere Preisstruktur nicht auf einfaches Mitlesen oder gelegentliche Beteiligung in unserer Mailingliste ausgelegt. Der Preis rechnet sich jedoch schnell, sobald man an ein paar Workshops und Seminaren des Verbandes teilgenommen hat. Unseren Mitgliedern stehen zudem mit unserem Verbandsjustiziar und unserer Steuerberaterin Experten aus den Bereichen juristischer und steuerlicher Service zur Verfügung; neu hinzugekommen ist ein kompetenter Ansprechpartner zum Thema Unternehmensnachfolge und -übergabe bzw. Change Management.
Last but not least liegt uns die Nachwuchsförderung sehr am Herzen: die jungen Fotografen und Medienschaffenden von heute sind die Zukunft unserer Branche. Daher unterstützen wir Nachwuchstalente durch unseren Förderpreis und junge Unternehmen durch unsere Young Professional Mitgliedschaft.
ProfiFoto: Warum hat der PIC vergleichsweise so wenige Mitglieder?
Niklas Möller: Es ist uns wichtig, dass sich jedes Mitglied im PIC zuhause fühlt und das Gefühl hat, offen reden zu können. Die Basis hierfür ist ein starkes Vertrauen aller Mitglieder untereinander, was voraussetzt, dass sie sich untereinander kennen.
Aus diesem Grund ist unsere Mitgliedschaft – und wie oben beschrieben, auch unsere Preisstruktur – auf eine aktive Beteiligung ausgerichtet, was zwar bedeutet, dass wir im Vergleich wenige, im Verhältnis aber eine hohe Anzahl sehr aktiver Mitglieder haben.
ProfiFoto: Welche Voraussetzungen muss man für eine Aufnahme erfüllen?
Niklas Möller: Um Mitglied zu werden, sollte man in der Branche beruflich tätig sein. Auch wenn dies keine zwingende Voraussetzung ist, steht unser Fokus ganz klar auf der beruflichen Fotografie.
Falls sich jemand nicht sicher sein sollte, kann man uns gerne an vorstand@pic-verband.de anschreiben. Auch freuen wir uns über Schnupperteilnehmer bei einem unserer Workshops, auch wenn die Plätze hier begrenzt sind.
Für Unternehmen aus der Industrie bieten wir darüber hinaus unsere Industriepartnerschaft an. Hier kooperieren wir bereits mit namhaften Unternehmen der Branche, die unseren Mitgliedern seit vielen Jahren treu als Partner zur Seite stehen.
ProfiFoto: Derzeit läuft die Ausschreibung für den PIC Förderpreis. Was wird gesucht und was erwartet die Gewinner?
Jenny Wolf: Gesucht werden Berufseinsteiger*innen in den Bereichen kommerzielle und freie Fotografie, CGI, Bildbearbeitung und Film, welche noch nicht länger als 5 Jahre nach Beendigung ihrer Ausbildung tätig sind. Das Alter spielt dabei keine Rolle! Der Nachwuchs wird mit einer einjährigen PIC Premium Mitgliedschaft unterstützt, die vier Workshops sowie die Übernahme der Reise- und Übernachtungskosten zu diesen beinhaltet. Außerdem erhalten die Gewinner den uneingeschränkten Zugang zum PIC Netzwerk, um am regen Austausch mit bereits erfahrenen Mitgliedern teilnehmen zu können. Eine bereitgestellte Adobe Creative Cloud Lizenz, wie auch eine Mitgliedschaft unter Sonderkonditionen nach Ablauf des Förderjahres, sind nur einige der zahlreichen Vorteile an der Teilnahme für den PIC Selected Förderpreis 2023.
Besonders attraktiv macht das Einsenden des Portfolios dieses Jahr, dass eine Auswahl der ausgezeichneten Arbeiten in der Profifoto veröffentlicht werden.
Teilnahmeschluss ist der 15.05.2023, weitere Infos und Teilnahmebedingungen unter https://www.pic-verband.de/services/foerderpreis/
ProfiFoto: Welche Technologien bestimmen in Zukunft die Profifotografie?
Niklas Möller: Die Profifotografie ist bekanntermaßen ein sich schnell entwickelndes Feld, das ständig von neuen Technologien und Innovationen beeinflusst wird. Eine der Technologien, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die Zukunft der Profifotografie beeinflussen wird, ist unserer Meinung nach die Künstliche Intelligenz (KI); durch die Verwendung von KI-Tools können Fotografen ihre Arbeit automatisieren, die Bildqualität verbessern und schnellere Bearbeitungszeiten erzielen. Beispiele hierfür sind die Verwendung von KI zur Entfernung von Objekten aus einem Bild oder die Erstellung von Bokeh-Effekten in der Postproduktion.
Thema Virtual Reality (VR): Mit der wachsenden Verfügbarkeit von VR-Headsets können Fotografen immersive Bilder und Videos erstellen, die dem Betrachter das Gefühl geben, tatsächlich im Bild zu sein. Dies kann in Bereichen wie Tourismus, Immobilien, Architektur und Kunst nützlich sein. Was Kommunikationsmöglichkeiten angeht, können Fotografen mit der Einführung von 5G-Netzwerken Bilder und Videos nun quasi in Echtzeit an Kunden senden. Dies ermöglicht eine schnellere Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Fotografen und Kunden. Drohnen werden immer häufiger in der Fotografie eingesetzt und bieten mit einzigartigen Luftaufnahmen von Landschaften, Architektur und Veranstaltungen eine neue Perspektive auf die Welt.
Es bleibt abzuwarten, welche Innovationen in den kommenden Jahren auf den Markt kommen und welche Auswirkungen sie auf die Art und Weise haben werden, wie wir fotografieren und visuelle Geschichten erzählen.
ProfiFoto: Wie schätzt der PIC das Thema KI-Bildgenertoren ein und wie gehen die Mitglieder damit um?
Jenny Wolf: Wir sehen in dieser Entwicklung mehr Chancen als Nachteile. Künstliche Intelligenz (KI) spielt bereits eine bedeutende Rolle in der Bildgebung und wird sehr wahrscheinlich in Zukunft noch deutlich wichtiger werden; wir reden hier über Techniken wie Bilderkennung und Klassifizierung, Bildrestaurierung, automatische Farbkorrektur, Objektentfernung, automatische Bildgenerierung und Bildverbesserung.
Wir sind der Ansicht, dass die KI die Bildgebung und die Fotografie in Zukunft in vielerlei Hinsicht beeinflussen wird und durchaus verbessern kann, indem sie Prozesse automatisiert und die Qualität der Ergebnisse positiv beeinflusst. Nichtsdestotrotz sehen wir sie auf dem Hintergrund ihrer sich ständig beschleunigenden Entwicklung als eine sehr große Herausforderung, was ethische und rechtliche Fragen angeht, Themen wie Nutzungsbedingungen, ihr Potenzial zur Verwendung für Fake News (schon heute ist es schwierig, den Wahrheitsgehalt von Abbildungen einzuschätzen)
Der PIC ist sich mit seinen Mitgliedern bewusst, dass die Branche vor einem Paradigmenwechsel steht, auf den es zu reagieren gilt. Fotografen sind von Natur aus neugierig auf alles Kreative; daher betrachten wir auch dieses Thema zunächst aus dem uns eigenen kreativen Blickwinkel. Will der Berufsstand Fotografie zukunftsfähig bleiben, müssen wir uns des Themas KI stärker annehmen und Strategien entwickeln, ihre Möglichkeiten erfolgreich zu begleiten und zu nutzen. Hierzu laden wir beispielsweise zu unseren Workshops Expert*innen ein, die unseren Mitgliedern ebendiese Chancen aufzeigen und die Handhabung der KI an Praxisbeispielen verdeutlichen. Die restlichen Workshops 2023 finden übrigens in Memmingen, Kiel und München im Juni, September und November statt;
Infos unter www.pic-verband.de