Vom 3. Juli bis 24. September finden die 54. Rencontres d’Arles statt. Das international renommierte Fotofestival steht in diesem Jahr unter dem Motto UN ÉTAT DE CONSCIENCE (Ein Bewusstseinszustand). ProfiFoto gibt einen Einblick in das Ausstellungsprogramm.
Christoph Wiesner, Direktor der Rencontres d’Arles: „Wie ein seismografisches Abbild unserer Zeit spiegeln die Rencontres d’Arles jedes Jahr den Bewusstseinszustand unserer Welt wider, so seltsam er auch erscheinen mag. Die Fotografen, Künstler und Kuratoren lassen uns die Veränderungen, die wir erleben, mit geschärftem Blick sehen und wahrnehmen. Das Festival ist sich seiner Rolle als Wegbereiter bewusst und konzentriert sich in diesem Jahr auf die Umgebung von Arles und deren Ökosystem. Wissenschaftler, Forscher, Denker und Künstler haben sich auf Entdeckungsreise begeben, um eine Bestandsaufnahme zu machen. Ground Control, die ehemalige Industriehalle der SNCF, wurde als Hauptquartier dafür ausgewählt und bildete den Mittelpunkt aller Diskussionen.“
Die Erforschung eines Territoriums kann viele Formen annehmen. So zeigt die Ausstellung Soleil Gris Arbeiten von Eric Tabuchi und Nelly Monnier, die aus ihrem Langzeitprojekt Atlas des Régions Naturelles hervorgegangen ist, während Mathieu Asselins in seiner Ausstellung Ici près seine Sicht auf ein Industriegebiet präsentiert, das einst das Aushängeschild der Modernität in Tarascon war. „Umgeben von Tanja Engelberts Arbeiten, in denen sie die Rhône erkundet, und Sheng-Wen Lo als Camargue-Vermesser, erinnert jede dieser Ausstellungen daran, dass der Raum zwischen Land und Meer geschützt werden muss, wenn wir ihn auch in naher Zukunft noch genießen wollen“, so Christoph Wiesner.
Da die Camargue vor allem aus dem Delta und seinem Fluss besteht, lädt Yohanne Lamoulère zu einer Reise zwischen Surrealem und Realismus ein, die zugleich zeitlos und magisch wirkt.
Nicht weit entfernt, in Saintes-Maries-de-la-Mer, erforscht Lumières des Saintes die Geschichte der dortigen Pilgerstätte mit ihren freudigen, aber auch tragischen Momenten über mehr als ein Jahrhundert hinweg.
„Von Chiki Weisz bis Lucien Clergue, von Erwin Blumenfeld bis Martine Franck haben sich zahlreiche Künstler auf die Reise gemacht, um einen Teil der Geschichte der Camargue lebendig werden zu lassen“, so Wiesner. „Marseille, Land der Ankunft und des Aufbruchs, Zwischenstopp vor einer nächsten Etappe, Durchgangsstadt für Frauen und Männer aus dem Maghreb und Afrika. Von dieser Geschichte zeugen die Archive des Studio Rex im Stadtteil Belsunce, die uns Jean-Marie Donat zeigt.“Ferne Erinnerung und Exil.Entre nos murs zeichnet eine Geschichte des Iran von den 1950er Jahren bis heute nach, während die Präsenz der iranischen Diaspora an der amerikanischen Westküste mit Hannah Darabis Soleil of Persian Square sichtbar gemacht wird. Die Ausstellung zum 50-jährigen Jubiläum der Zeitung Libération in der Abtei von Montmajour bietet einen Streifzug durch die Geschichte unserer Welt und durch die Gegenwart.
Archive dokumentieren eine Epoche und sind daher ebenfalls Teil des Programms der Rencontres. 2004 entdeckten zwei Antiquitätenhändler auf einem Flohmarkt in New York 340 Fotografien der LGBTQIA+ Community der 1950er und 1960er Jahre.
Ein anderes Amerika zeigt Gregory Crewdson in seinen Bildern eines zerfallenden Traums, dem Amerika der Krise, die das Ergebnis einer zehnjährigen Arbeit sind.
Es ist die schwarze Version dessen, was Wim Wenders in seinen Polaroidaufnahmen mit Dennis Hopper und Bruno Ganz offenbart.
Kaleidoskopisch lädt uns der Reichtum der Retrospektive von Saul Leiter zwischen Schwarz, Weiß und Farbe zu einem Spaziergang durch die Straßen von New York ein, ebenso wie Diane Arbus in einer von LUMA Arles präsentierten Ausstellung.
Etwa zur gleichen Zeit, Ende der 1940er Jahre, kehrte Agnès Varda aus Sète zurück, nachdem sie dort die Zeit der Besatzung verbracht hatte. Sie fotografierte das lokale Leben im Viertel Pointe Courte, was einige Jahre später den Anstoß zu ihrem ersten, gleichnamigen Spielfilm mit Philippe Noiret und Silvia Montfort geben sollte.
Auch in diesem Jahr durchzieht das Experiment die Ausstellungen und Themen.
Zofia Kulik konstruiert in ihrem Scrapbook eine weibliche Identität voller Symbole.
Roberto Huarcaya regt durch seine Fotogramme die Sinne zum Spiel mit seiner Darstellung des peruanischen Regenwaldes an, während Juliette Agnel in den Kryptoportiken – einem antiken und magischen Ort, der in diesem Jahr zum ersten Mal vom Festival bespielt wird – auf eine Reise zum Geheimnis unserer Ursprünge einlädt.
Die Gruppenausstellung Søsterskap mit Arbeiten von 18 skandinavischen Fotografinnen wirft einen Blick auf die Nachkriegszeit bis zur Gegenwart.
Ein Selbstporträt der finnischen Künstlerin Emma Sarpaniemi, das in der Kirche Sainte-Anne zu sehen ist, ziert in diesem Jahr das Plakat des Festivals.Die Rencontres d’Arles geben traditionell auch dem Nachwuchs ein Forum, in diesem Jahr mit der Ausstellung Une attention particulière, die das fotografische Werk von drei Studenten der École nationale supérieure de la photographie präsentiert. Die Prix Découverte Fondation Louis Roederer zeigt in der Kirche der Frères Prêcheurs, eine Bildauswahl der Kuratorin Tanvi Mishra.
Außerdem bieten die Rencontres d`Arles während der Eröffnungswoche wie üblich Buchpräsentationen, Portfolio-Reviews und abendliche Projektionen im antiken Theater der Stadt sowie im Off-Programm über 100 unabhängig organisierte Ausstellungen.
https://www.rencontres-arles.com/en