Die World Photography Organisation hat die Kategoriegewinner und die Shortlist-Kandidaten im offenen Wettbewerb der Sony World Photography Awards 2023 bekannt gegeben. Gewinner der Kategorie Kreativ ist Boris Eldagsen mit seinem KI-generierten Bild „PSEUDOMNESIA | The Electrician (PSEUDOMNESIE / Die Elektrikerin)“, ein eindringliches Schwarz-Weiß-Porträt zweier Frauen, das an die Bildsprache von Familienporträts der 1940er-Jahre erinnert.
Boris Eldagsen (*1970) ist Fotokünstler und gilt als einer der führenden KI-Experten in der deutschen Fotoszene. Seine aktuell mit künstlicher Intelligenz (KI) erzeugten synthetischen Bilder sind im Dialog entstanden, wobei der Künstler keinen Unterschied macht, ob dieser zwischen ihm und anderen Künstlern oder einer künstlichen Intelligenz stattfindet.
Der Offene Wettbewerb prämiert herausragende Einzelbilder in zehn (10) Kategorien. Die Juroren achten auf eine gute Komposition, Kreativität und die Bildsprache. Juror beim diesjährigen offenen Wettbewerb des SWPA war Eric Schlosser, derzeit Art Director der Tbilisi Art Fair, Georgien. Außerdem berät er Sammlungen für zeitgenössische Kunst und Fotografie und nimmt regelmäßig auch an anderen Kunstjurys teil.
Wie bei vielen anderen aktuellen Fotowettbewerben schweigen die SWPA Teilnahmebedingungen sich zu der Frage aus, ob KI-generierte Bilder generell akzeptiert oder ausgeschlossen werden. Die zum SWPA eingereichten Bilder müssen lediglich im Jahr 2022 entstanden sein. Die Entscheidung der Juroren und der World Photography Organisation ist demnach endgültig, und es werden keine Diskussionen über eine deren Entscheidung geführt, was im konkreten Fall unvermeidlich zu sein scheint, denn im Zusammenhang mit KI-generierten Bildern stellen sich unter anderem Fragen der Urheberschaft und des Urheberrechts. Daher bleibt abzuwarten, ob der Beitrag von Eldagsen nachträglich noch disqualifiziert oder ob die WPO einen Präzedenzfall pro KI-generierte Bilder schafft.
Ihre Teilnahmendingungen lassen dazu Interpretationsspielraum: So dürfen eingereichte Beiträge kein urheberrechtlich geschütztes Material im Besitz Dritter enthalten. Im Falle von KI-generierten Bildern ist diese Frage aktuell Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen, deren Klärung aussteht.
Ob die Entscheidung der Jury im konkreten Fall im Wissen über die Entstehung des Bildes gefällt wurde, ist fraglich, wobei unstreitig ist, dass das Bild selbst für Fachleute keinen Anhaltspunkt bietet, es als KI-generiert zu identifizieren.
Für die Sony World Photography Awards 2023 waren insgesamt mehr als 415.000 Bilder aus über 200 Ländern und Territorien eingereicht worden, davon über 200.000 für den offenen Wettbewerb.
AKTUALISIERUNG:
Nach Angaben von Boris Eldagsen hat er der World Photography Organisation im Vorfeld (nach Bekanntgabe der Platzierungen) den Hintergrund und den Entstehungsprozess seines Bildes detailliert erklärt. Die Veranstalter blieben demnach bewusst bei ihrer Entscheidung. Auf sein Angebot für eine öffentliche Diskussion des Themas zur Verfügung zu stehen ging man laut Boris Eldagsen bisher nicht ein.
AKTUALISIERUNG 2:
Die World Photography Organisation nimmt auf unsere Anfrage wie folgt Stellung:
„Als Medium hat die Fotografie immer eine Vorreiterrolle gespielt: Sie passt sich ständig an und entwickelt sich weiter und hat die einzigartige Fähigkeit, sich selbst zu verändern und Grenzen zu verschieben. Wir interessieren uns für die Fotografie als Kunstform, und im Rahmen der Sony World Photography Awards haben wir unsere kreativen Kategorien in den professionellen und offenen Wettbewerben, die Fotografen dazu einladen, zu experimentieren und die Dynamik des Mediums zu erkunden. Mit den technologischen Fortschritten wird ein größeres Publikum von Kreativen mit objektivbasierten Arbeiten konfrontiert, und wir freuen uns darauf zu sehen, wie dies die Reichweite und Wirkung der Fotografie erweitern kann.“ -Scott Gray, der Gründer und CEO der World Photography Organisation