Die World Photography Organisation hat die Finalisten sowie die Shortlist für den professionellen Wettbewerb der Sony World Photography Awards 2023 bekannt gegeben. Der professionelle Wettbewerb, mittlerweile im 16. Jahr, würdigt herausragende Bildserien, die sich durch technisches Können und außergewöhnliches Storytelling auszeichnen.
Die Gewinner des Titels „Photographer of the Year 2023“ wird aus den Finalisten des professionellen Wettbewerbs ausgewählt und am 13. April bekannt gegeben. Eine Auswahl von Arbeiten der Shortlist-Platzierten wird bei der Ausstellung zu den Sony World Photography Awards zu sehen sein, die vom 14. April bis 1. Mai 2023 im Somerset House in London stattfindet.
Für die Sony World Photography Awards 2023 waren über 415.000 Bilder aus mehr als 200 Ländern und Territorien eingereicht worden und mehr als 180.000 davon für den professionellen Wettbewerb – die bislang höchste Zahl an Beiträgen seit Bestehen.
Die drei Finalist/-innen in jeder Kategorie der Sony World Photography Awards 2023 und ihre Projekte sind:
Architektur & Design
„In Memoriam: Mit Muralla Roja by Ricardo Bofill“ würdigt Andres Gallardo Albajar (Spanien) den berühmten Architekten Ricardo Bofill (gest. 2022) mit Bildern, die die labyrinthartigen Innen- und Außenräume eines seiner bekanntesten Bauwerke zeigen. Servaas Van Belle (Belgien) geht in „Stal – Vernacular Animal Sheds“ der Architektur von Stallbauten nach. Frontal im dichten Nebel aufgenommen, heben seine Bilder die Bescheidenheit und Menschlichkeit dieser vom Alter gezeichneten, verwitterten Bauten hervor. Fan Li (Festlandchina) fängt in „Cement Factory“ die imposanten Überreste einer verlassenen Zementfabrik in Südchina ein, aufgenommen in strengem Schwarz-Weiß.
Kreativ
In „The Right to Play“ untersucht Lee-Ann Olwage (Südafrika), wie Bildung die weibliche Selbstbestimmung von Mädchen und Frauen fördert, und setzt dabei Blumencollage-Techniken ein, um ihren Porträts ein Gefühl von Freude, Verspieltheit und Hoffnung zu verleihen. In „Africa Blues“ legen Edoardo Delille und Giulia Piermartiri (Italien) mithilfe eines Projektors Alltagsszenen über Bilder einer zerstörten Umwelt, um auf die Auswirkungen des Klimawandels in Mosambik aufmerksam zu machen. Noemi Comi (Italien) vereint in „Lupus Hominarius“ Archivbilder mit bunten Farben und spürt damit alten kalabrischen Volksmärchen über Werwölfe nach, die manchmal auch als Abschreckungsmittel genutzt wurden, damit die Frauen zuhause blieben.
Dokumentarische Projekte
In „Gaza struggles to accommodate the living and the dead as population grows“ folgt Mohammed Salem (Palästinensische Gebiete) einer Familie, die aufgrund der Überbevölkerung im Gazastreifen gezwungen ist, auf einem Friedhof zu leben. Hugh Kinsella Cunningham (UK) will mit „The Women’s Peace Movement in Congo“ den häufig übersehenen Beitrag beleuchten, den die einheimischen Frauen zu den laufenden Friedensbemühungen in der Demokratischen Republik Kongo leisten. Und Tariq Zaidis (UK) „Inside the Hamar Weyne Fish Market: the Heart of Mogadishu, Somalia“ fängt die energiegeladene Atmosphäre des belebtesten Fischmarkts von Mogadischu ein, der trotz des anhaltenden Bürgerkriegs nach wie vor ein geschäftiger Handelsplatz ist.
Umwelt
„The Dying River“ von Jonas Kakó (Deutschland) zeichnet den allmählichen Niedergang des Colorado River nach und führt vor Augen, wie sich die umfangreichen Eingriffe des Menschen auf die umliegenden Gemeinden und ihre Lebensweise auswirken. Marisol Mendez (Bolivien) und Federico Kaplan (Argentinien) zeigen in „Miruku“ Bilder einer indigenen Gemeinschaft aus La Guajira in Kolumbien, die unter verheerendem Wassermangel leidet, und fokussieren dabei auf die Überschneidung von Klimaanfälligkeit und geschlechtsspezifischer Benachteiligung. Axel Javier Sulzbacher (Deutschland) wiederum schildert in „Green Dystopia“ die Probleme und Gewalttätigkeiten in der mexikanischen Anbauregion Michoacan, die die Folge der wachsenden Nachfrage nach Avocados sind.
Landschaft
Die Bildserie „Event Horizon“ von Kacper Kowalski (Polen) zeigt faszinierende abstrakte Eismuster auf winterlichen Gewässern in Polen, eingefangen im Lauf von 76 Alleinflügen mit insgesamt 200 Stunden in der Luft. In „Postcards from Afghanistan after forty years of war“ hält Bruno Zanzottera (Italien) die Narben in der Landschaft Afghanistans fest. Fabio Bucciarellis (Italien) „Loss and Damage“ ist eine Studie über die Zerstörungen, die vier Jahre andauernder Überschwemmungen im Südsudan angerichtet haben, symbolisiert durch Bilder halb überfluteter Gebäude und Fahrzeuge.
Portfolio
„Riverland and other projects“ von Marjolein Martinot (Niederlande) fängt mit Bildern von Badenden die Stimmung eines langen, trägen Sommers in Südfrankreich ein. Marylise Vigneau (Frankreich) präsentiert in ihrem Portfolio eine kontrastreiche Sammlung unterschiedlicher Momente: vom Bild eines altgedienten Veteranen, der sich von einer Corona-Erkrankung erholt, bis hin zum Porträt eines kleinen Mädchens in Lahore. James Deavins (UK) Portfolio entstand, als der Fotograf in Saudi-Arabien lebte, und stellt Bilder von Gastarbeitern den Aufnahmen von Freizeitaktivitäten gegenüber.
Porträts
„Afghanistan’s Girls Athletes“ von Ebrahim Noroozi (Iran) porträtiert Frauen mit Ausrüstungsgegenständen für die Sportarten, die ihnen die Taliban verboten haben; Burkas verbergen dabei ihre Identität. Edgar Martins (Portugal) würdigt in „Our War“ seinen guten Freund, den Fotojournalisten Anton Hammerl, der 2011 während des libyschen Bürgerkriegs getötet wurde und dessen sterbliche Überreste bis heute nicht gefunden wurden. Die Serie ist als ein Selbstporträt von Hammerl konzipiert, realisiert in Form von inszenierten Bildern von Menschen, die er kannte und fotografiert hatte. Jean-Claude Moschettis (Frankreich) „Egungun“ widmet sich traditionellen Kostümen, die in Benin während Voodoo-Ritualen getragen werden, bei denen die Geister der Ahnen geehrt und die Erinnerung an sie wachgehalten werden soll.
Sport
In „Female Pro Baseball Player Succeeds in All Male Pro League“ dokumentiert Al Bello (USA) die Leistungen von Kelsie Whitmore, der ersten Profi-Baseballspielerin, die in einer reinen Männerliga spielt. Andrea Fantini (Italien) fängt in „Mundialito“ die dramatische Spannung eines der wichtigsten indigenen Fußballturniere in Südamerika ein. Und Thomas Morel-Fort (Frankreich) begleitet in „Fallou Diop, the Unpredicted Hope of the Racetrack“ einen jungen Jockey, der sich im Senegal auf der Rennbahn einen Namen macht.
Stillleben
Jagoda Malanin (Polen) beschäftigt sich in „Cryogenia“ mit der geologischen Periode des Cryogeniums – mit Bildern von kleinen Schätzen, die ihre Tochter ausgewählt hat und die zu Eisgebilden eingefroren wurden. Dabei wirft die Fotografin die Frage auf, was wir einst hinterlassen werden. Inspiriert durch das geschäftige Treiben in einer nahegelegenen Gärtnerei, schuf Kechun Zhang (Festlandchina) seine Serie „The Sky Garden“ mit surrealen Bildern von Pflanzen und Felsbrocken, die von Kränen in die Luft gehoben werden. „La Visita“ von Carloman Macidiano Céspedes Riojas (Argentinien) dokumentiert die Mahlzeiten, die sich die Insassen eines Gefängnisses im Norden Perus gewünscht haben – mit Fotografien, die von der Zuneigung und Liebe der besuchenden Verwandten zeugen.
Nature & Wild Life
Auf einer Fahrt tief in den Wald entstand Sriram Muralis (Indien) Serie „Billions of Synchronous Fireflies Light up a Tiger Reserve“, die den überwältigenden Anblick unzähliger Glühwürmchen einfängt, die synchron Leuchtsignale aussenden. Adalbert Mojrzisch (Deutschland) wiederum macht in „Small Backlit Animals“ die verblüffend leuchtenden Farben und Muster sichtbar, die Insekten unter dem Mikroskop zeigen. Und Corey Arnold (USA) folgt in Cities Gone Wild (Stadtwildnis) den Spuren von Schwarzbären, Kojoten und Waschbären in den USA und untersucht, wie diese Tiere in einzigartiger Weise gerüstet sind, um in städtischen Umgebungen Seite an Seite mit dem Menschen zu leben.