Neulich hörte ich in einem Podcast zwei Fotografen über das Arbeiten im und mit einem Team sprechen. Nicht alle Fotografinnen und Fotografen haben Jobs, die ein Team erfordern, aber viele arbeiten regelmäßig im Team mit Assistenten, Artists für Hair & Make up oder Styling und Modellen. Hinzu kommen am Produktionsset noch der Kunde und die Agentur. Klar, dass hier viele Persönlichkeiten und Interessen im Rahmen der jobbedingten Hierarchie aufeinandertreffen. Das Podcast-Gespräch entwickelte sich in eine interessante Richtung, als es darum ging, wie führe ich ein Team und wann äußere ich als Fotograf und Team-Leader Kritik. Besonders wenn Kunden anwesend sind. Damit Fotografinnen und Fotografen eine gute Führungsrolle ihrem Team gegenüber einnehmen und erfüllen können, brauchen Sie erst einmal persönliche Führungsqualitäten.
Die Regeln, die für mein Team gelten, zum Beispiel für Assistenten oder andere Projektbeteiligte, gelten zuallererst mal für mich. Wenn ich mich nicht im Griff habe und widersprüchliche Signale sende, kann ich von meinen Team-Mitgliedern kaum erwarten, dass sie aufmerksam und diszipliniert bei der Sache sind. Meine Wünsche oder Erwartungen richtig deuten können. Denn mein Verhalten färbt ab, besonders wenn ich eine Führungsrolle im Projekt habe, so wie Fotografinnen und Fotografen im Job, wenn Kunde und Art Direktor daneben stehen.
In meinem Gespräch mit einer Repräsentantin über das Thema Leadership im Job eines Fotografen, zählte sie Qualitäten auf, die erfolgreiche Fotografinnen und Fotografen ihrer Meinung nach unbedingt mitbringen sollten. Darunter vor allem die zwischenmenschliche Kompetenz, die sich in guter Kommunikation und empathischem Verhalten zeigt und ein angenehmes und entschlossenes Auftreten sowie Führungsstärke im Team.
Klarheit in der Kommunikation nach außen fängt erst einmal bei Ihnen selbst an und ist abhängig davon, wie Sie mit sich selbst umgehen. Eine gute Teamleitung zeigt sich sowohl im Kommunikationsstil als auch in den Verhaltensregeln, die in der Gruppe im Rahmen der Fotoproduktion vereinbart werden. Wenn ich meinen Arbeitsalltag nach bestimmten Regeln gestalte und danach handele (Ausnahmen gibt es wie immer), mit mir selbst aufmerksam, wohlwollend sowie konsequent und diszipliniert umgehe, fällt es viel leichter, auch meinem Team gegenüber Regeln aufzustellen, nach denen unsere Zusammenarbeit laufen soll.
Selbstfürsorge zeigt sich nicht nur im Job, es ist eine gesamtheitliche Einstellung, wie ich mein Leben gestalte und welche Werte oder Prinzipien mir wichtig sind. Dazu zählt die Work-Life-Balance, die Ausgeglichenheit zwischen Job und privaten Interessen. Ich habe viele Jahre in der Werbebranche gearbeitet und kaum Freizeit gehabt. Mittlerweile achte ich umso mehr darauf, geregelte Arbeitszeiten zu haben, Pausen zu machen und mir selbst Gutes zu tun. Niemand profitiert von unachtsamer Geschäftigkeit oder selbst gemachtem Stress.
Fotografen sind selbständige Unternehmer und müssen sich und andere führen. Das bedeutet unter anderem, sich selbst zu motivieren und zu monitoren. Auch Aufgaben, die zu erledigen sind, um Ziele zu erreichen, sich selbst zu stellen und umzusetzen. Verantwortung dafür zu übernehmen, wenn nicht effizient gearbeitet oder schlecht kommuniziert wurde. Ein Teamleader, der sich selbst ausbeutet, wird auch seinen Mitarbeitern (zu)viel abverlangen. Ein Teamleader, der selbst unaufmerksam oder inkonsequent ist, wird seinem Team gegenüber in dieser Hinsicht keine klaren Vorgaben machen.
Ich selbst bin schon lange selbständig und finde das auch manchmal anstrengend, aber mit der nötigen Mischung aus Imperfektion und Humor lässt sich Selbstführung wirklich gut umsetzen.
Der Assistent, von dem im Podcast die Rede war, chattete mit Freunden während der Produktion, anstatt aufmerksam zu bleiben und das Team zu unterstützen. Nicht nur, dass er dadurch nicht zu 100 % bei seinem Job ist, es fällt auch anderen, wie den Kunden auf, macht keinen guten Eindruck und wirft am Ende des Tages auch ein schlechtes Licht auf den Fotografen.
Selbstmanagement gelingt ganz gut, wenn Sie sich fragen, wie soll es sein, mit mir zu arbeiten, welchen Kommunikationsstil möchte ich prägen am Set? Wie sollen Kunden und Team mich wahrnehmen? Laissez-faire oder autoritärer Führungsstil? Oder eine gute Mischung aus beidem!
Und wie führen Sie?
Silke Güldner coacht Fotografinnen und Fotografen dabei, ihr Potenzial und ihre Kompetenz im Foto-Business zu entwickeln, zu präsentieren und zu verkaufen.