Mit einer Rundmail vom 10. November 2022 informiert der Rechtsanwalt Dr. Florian Linkert von der Berliner Kanzlei BBL Fotografen, die im Auftrag der Plattform LemoneOne Aufträge ausgeführt haben darüber, dass ein vorläufiges Insolvenzverfahren über das Vermögen der Vermittlungsplattform eröffnet wurde.
Das Amtsgericht Charlottenburg hat demnach mit Beschluss vom 4. November 2022 die vorläufige Insolvenzverwaltung der LemonOne GmbH angeordnet, deren Geschäftsbetrieb jedoch nicht eingestellt, sondern mit Einschränkungen zumindest bis Ende Dezember 2022 fortgeführt wird. Damit soll perspektivisch der Erhalt der Buchungsplattform und damit die weitere Vermittlung von Aufträgen an Fotografen ermöglicht werden.
Dr. Florian Linkert: „Dazu ist es zwingend erforderlich, dass der Geschäftsbetrieb … fortgeführt werden kann.“ Dafür sei die weitere Durchführung von Fotoshootings und die Bearbeitung von Bildern notwendig. „Alle Fotoshootings und Bildbearbeitungen, die jetzt in der vorläufigen Insolvenzverwaltung durchgeführt werden, sind von mir in meiner Eigenschaft als vorläufiger Insolvenzverwalter genehmigt und werden fristgerecht mit meiner Zustimmung bezahlt“, so der Rechtsanwalt. Wer vor dem 10. November Aufträge für LemonOne erledigt hat, die noch nicht bezahlt worden sind, wird jedoch voraussichtlich länger auf Zahlungen warten müssen, wenn er sie denn überhaupt erhält. „Es handelt sich um sogenannte Insolvenzforderungen, die nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens zur Insolvenztabelle angemeldet werden können“, so Linkert.
Gegründet wurde LemonOne im Jahr 2017 von Daniel Dinh, Lorenz Marquardt, Maximilian Schwahn und Timur Kayaci. Das Startup wollte als Alternative zur Nutzung von Stock Fotos individuelle Profi-Bilder schnell, kostengünstig und on-demand zur Verfügung stellen. Die Vermittlungsplattform für Fotografen konnte in den Anfangsjahren in mehreren Finanzierungsrunden einen Millionenbetrag einsammeln, war aufgrund seiner Vertragsbedingungen jedoch zuletzt 2019 Gegenstand kritischer Berichterstattung durch ProfiFoto (https://www.profifoto.de/szene/notizen/2019/07/22/mit-zitronen-handeln/ ) .
Aus einer E-Mail, die am 9. November an LemonOne-Fotografen geschickt wurde, zitiert PetaPixel die Gründer Lorenz Marquardt und Maximilian Schwahn wie folgt: „Anfang des Jahres wollten wir den nächsten großen Schritt … machen und schlossen uns mit BOOM, unserem ehemaligen Konkurrenten aus Italien, zusammen. Infolgedessen stimmten wir einem Deal zu, bei dem BOOM LemonOne übernahm. Im Zuge dessen gaben Lorenz und ich unsere bisherigen Verantwortlichkeiten als Gründer von LemonOne an die Italiener ab und übernahmen stattdessen die Verantwortung in Italien. Leider hat sich die Welt in der Zwischenzeit verändert, mit einer aufkommenden Wirtschaftskrise, einem Krieg in der Ukraine und anhaltenden Corona-Restriktionen. Aus diesem Grund konnte BOOM wider Erwarten kein frisches Geld von Investoren erhalten und war daher gezwungen, den Betrieb der bisherigen LemonOne-Plattform einzustellen. Im Zuge dessen wurden alle bisherigen LemonOne-Teammitglieder entlassen – auch Lorenz und ich. Zu unserem Entsetzen haben wir auch von vielen Fotografen gehört, dass BOOM die Zahlung ausstehender Rechnungen eingestellt hat.“