Renate Gruber ist am 30. Oktober 2022 im Alter von 86 Jahren in Köln verstorben. Die Sammlerin von Fotokunst galt als anerkannte Expertin und Förderin der Fotografie und Zeitzeugin für die Geschichte zeitgenössischer Kunst in Köln.
Renate Gruber (geb. Busch) wurde als eines von elf Kindern in Köln geboren. Sie stand kurz davor, eine Berufsausbildung zu beginnen, als sie 1958 Leo Fritz Gruber kennenlernte, der von 1950 bis 1980 die Bilderschauen der photokina organisierte. Am 5. Juni 1959 heiratete das Paar.
An seiner Seite erarbeitete Renate Gruber sich ihre Kenntnisse der Fotografie und die Stellung einer Archivarin der gemeinsamen Sammlung. So kuratierte sie etwa die die photokina 1980 begleitende Fotoausstellung „Das imaginäre Photo-Museum in der Josef-Haubrich-Kunsthalle“ mit, welche in der deutschen und internationalen Presse als „einzigartig“ und „unwiederholbar“ bezeichnet wurde. Im Nachgang erschien unter ihrer Herausgeberschaft ein Fotoband zur Ausstellung, der in mehreren Sprachen und Ländern verlegt wurde.
Gemeinsam mit Gruber baute sie eine große Sammlung von Materialien und Originalen zum Leben und Werk des Künstlers Man Ray auf, mit dem das Paar eine intensive zwanzigjährige Freundschaft pflegte. Weitere Freundschaften, etwa mit Irving Penn, Helmut Newton und anderen Fotografen, kamen im Laufe der Jahre dazu.
Nachdem das Museum Ludwig in den 1970ern etwa 800 Blatt der Sammlung der Grubers aufgekauft hatte (nach Aussage von Renate Gruber, um ihre fehlende Altersvorsorge zu kompensieren), stiftete das Paar dem Museum die restlichen Objekte der Sammlung, die 2014 etwa 4500 Blatt umfasste. Renate Gruber leitete das Verzeichnisprojekt dieser Sammlung, dessen Patronin sie auch war. Das Man-Ray-Archiv verkaufte sie 2012 an das Museum Ludwig.
Als Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie, DGPh, war sie bis ins fortgeschrittene Alter aktiv, beriet den Vorstand des Festivals der Internationalen Photoszene Köln und hielt Vorträge, etwa zu Man Ray. Das Museum Ludwig produzierte 2017 eine 21-teilige Videoserie mit ihren Erinnerungen. Neben der L.-Fritz-Gruber-Sammlung betreute sie den gesamten dokumentarischen Nachlass der Familie Gruber (inklusive 14.000 dokumentarischer Fotografien), den das Paar 1984 vertraglich an das Historische Archiv der Stadt Köln vermacht hatte, und der mit dessen Einsturz in großen Teilen stark beschädigt oder zerstört wurde. Obwohl sie den mutmaßlichen Verlust des Nachlasses „fast wie einen zweiten Tod“ empfand, gab sie in den Jahren danach neue Fotos an das Kölner Archiv ab – weil sie „ein Zeichen setzen“ wollte für „unser unglaubliches Archiv [, das …] wieder auferstehen“ soll.
Renate Gruber lebte und arbeitete in Köln. Sie sagte von sich selbst, dass die Fotografie sie „unendlich bereichert und [sie] mit sehr vielen, interessanten Menschen zusammengebracht“ habe. Selbst habe sie zeitlebens nie ein Foto gemacht.
Foto: Marvin Ibo Güngör, Photobookmuseum