Tausende Kilometer mit dem Auto und der Kamera durch Los Angeles – Traum oder Albtraum? Jens Liebchen wirft einen besonderen Blick auf die Stadt der Engel.
In seinem seit 2010 entstandenen Langzeitprojekt L.A. Crossing zeigt Jens Liebchen die Hauptstadt der bedingungslosen Mobilität so, wie sie von den meisten ihrer Bewohner bevorzugt wahrgenommen wird: durch die Fenster ihrer Autos. Aus dem fahrenden Auto heraus blickt Liebchen auf eine Stadt die die Gegensätze von Utopie und Dystopie in sich vereint. Dabei klingt L.A. Crossing selbst wie der Titel eines Films und so wird die Straße zur Bühne und die Fotografie zu einer Art Standbild. In das betörende kalifornische Licht getaucht erscheint die Stadt dabei als fiktiv und real zugleich. Eine Ikone der Fotokunst, Stephen Shores Bild »La Brea/Beverly« dient als theoretischer Aufhänger für Liebchens Arbeit. Ausgehend vom »La Brea Matrix Projekt«, in dessen Zentrum besagtes Foto stand, hat Liebchen den Blick umgekehrt und blickt nun von der Strasse zurück auf die Stadt. Weder hält er an, wie Lee Friedlander (in »America by Car«), noch ordnet er sich einer strengen Systematik unter wie Ed Rusch. Liebchen fährt und fährt und fährt und fängt die Licht- und Schattenseiten der Traumfabrik ein. Großes Kino.
Hartmann Books, 96 Seiten, 46 Abb., Deutsch / Englisch, Hardcover, 40 Euro, ISBN: 978-3-96070-086-9
https://hartmann-books.com/produkt/jens-liebchen-l-a-crossing-2/