Der Fotograf und Kriegsjournalist Tim Page, der durch seine Reportagen und Bilder über den Vietnamkrieg bekannt wurde, ist tot.
Tim Page verließ England im Alter von 17 Jahren und reiste durch Europa, den Nahen Osten sowie nach Indien und Nepal. Zur Zeit des Bürgerkriegs verschlug es ihn nach Laos, wo er schließlich als Korrespondent für United Press International arbeitete. Von dort aus ging er nach Saigon, wo er die nächsten fünf Jahre über den Vietnamkrieg berichtete, hauptsächlich im Auftrag von TIME-LIFE, UPI, PARIS MATCH und ASSOCIATED PRESS. Er fand außerdem Zeit, um über den Sechstagekrieg im Nahen Osten im Jahr 1967 zu berichten.
Die Rolle des Kriegsfotografen entsprach Pages Verlangen nach Gefahr und Aufregung. Er wurde zu einer Ikone unter den Fotografen des Vietnamkriegs, und seine Bilder waren die visuelle Inspiration für viele Filme dieser Zeit. Der von Dennis Hopper gespielte Fotojournalist in „Apocalypse Now“ basiert auf Page.
Der Vietnamkrieg war der erste und letzte Krieg, in dem es keine Zensur gab. Das Militär förderte aktiv die Beteiligung der Presse, und Page war überall dabei und berichtete über alles. Er wurde viermal verwundet, einmal durch „Friendly Fire“ und das letzte Mal, als er aus einem Hubschrauber sprang, um beim Verladen der Verwundeten zu helfen, und die Person vor ihm auf eine Landmine trat. Im Krankenhaus wurde er für tot erklärt. Er benötigte eine umfangreiche neurochirurgische Behandlung und verbrachte die meiste Zeit der siebziger Jahre mit der Genesung.
Während er sich im Frühjahr 1970 im Krankenhaus erholte, erfuhr er, dass sein bester Freund, Hausgenosse und Fotografenkollege Sean Flynn, Sohn des Hollywood-Schauspielers Errol, in Kambodscha vermisst wurde. In den 70er und 80er Jahren machte es sich Page zur Aufgabe, das Schicksal und die letzte Ruhestätte seines Freundes herauszufinden und eine Gedenkstätte für alle Medienschaffenden zu errichten, die im Krieg getötet wurden oder verschollen sind. Dies führte zur Gründung der IndoChina Media Memorial Foundation und war der Ausgangspunkt für das Buch „REQUIEM“. Gemeinsam mit seinem Freund Horst Faas, Fotoredakteur bei Associated Press und zweifacher Pulitzer-Preisträger, gab er das Buch heraus und gedachte damit aller Toten und Vermissten aus allen Nationen, die in dem dreißigjährigen Befreiungskampf ums Leben kamen. Die Ausstellung REQUIEM ist dauerhaft im War Remnants Museum in Ho-Chi-Minh-Stadt zu sehen.
Tim Page hat zahlreiche Dokumentationen und zwei Filme gedreht und ist Autor von zehn Büchern. Er verbrachte 2009 fünf Monate als fotografischer Friedensbotschafter der UNO in Afghanistan und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er kehrte regelmäßig nach Vietnam und Kambodscha zurück, um Fotoworkshops zu leiten, Aufträge zu erledigen und zu fotografieren. Er lebte in Brisbane und war Professor an der Griffith University sowie Gründungsmitglied der Fotoagentur Australia Collective Agency, Kurzname DegreeSouth.
Foto oben rechts: Heather Faulkner